Schwacher Ausblick |
17.03.2023 17:54:00
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Vonovia stellt sich auf herausforderndes Umfeld ein und kürzt Dividende - Vonovia-Aktie drehte ins Minus

Das Wohnimmobilienunternehmen Vonovia hat im vergangenen Jahr beim operativen Gewinn FFO und EBITDA seine eigenen Vorgaben knapp erreicht.
Der Konzern stellt sich CEO Rolf Buch zufolge insgesamt auf die neuen Rahmenbedingungen ein. Das Tempo des allgemeinen Zinsanstiegs sei "explodiert" und habe die Finanzierungskosten für die Branche und für den Konzern in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit erhöht, sagte Buch in einer Telefonkonferenz.
Der kleinere Wettbewerber LEG Immobilien hat für 2022 die Dividende ganz ausfallen lassen, um das Geld in die Stärkung der Kapitalbasis zu stecken, was im aktuellen Umfeld steigender Zinsen und höherer Bau/Inputkosten bei gleichzeitiger Mietendeckelung Vorrang in der Branche hat.
Wie die Vonovia SE mitteilte, rechnet sie im laufenden Jahr mit einem Rückgang des FFO - aus dem sich die Dividende speist - auf 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 betrug der FFO 2,036 Milliarden Euro bzw 2,56 Euro je Aktie. Für 2022 waren beim FFO 2,0 bis 2,1 Milliarden Euro angepeilt worden. Vonovia hatte den Markt bereits im November darauf eingestimmt, in diesem Jahr mit einem FFO leicht unter dem Niveau des Jahres 2022 zu planen.
Beim EBITDA stellt Vonovia für dieses Jahr 2,60 bis 2,85 Milliarden Euro in Aussicht nach 2,763 Milliarden im Jahr 2022. Das EBITDA lag 2022 damit am unteren Rand der Zielspanne von 2,75 bis 2,85 Milliarden Euro. Den Gesamtumsatz sieht Vonovia 2023 nur noch bei 6,4 bis 7,2 Milliarden Euro anstatt 6,8 bis 7,4 Milliarden, wie im November in Aussicht gestellt. 2022 stieg er auf 6,257 Milliarden Euro.
Angesichts der verschärften Rahmenbedingungen plant der Konzern im laufenden Jahr Investitionen insgesamt unter Vorjahr. Auch werden keine Neubauprojekte starten, diese wurden verschoben. Die Investitionen in Modernisierung/Neubau insgesamt sollen sich auf 850 Millionen Euro belaufen.
Buch zeigte sich jedoch optimistisch, dass er die für 2023 angepeilten Portfolio-Verkaufsziele erreicht. Vonovia hat sich vorgenommen, 2023 die Liquidität über den Verkauf von "Nicht-Kern-Assets" wie Wohnungen und Mehrfamilienhäuser um mindestens 1,5 Milliarden Euro zu erhöhen. In dem Betrag sind die geplanten Joint Ventures mit Investoren sowie der geplante Verkauf des Pflegesegments von der Deutsche-Wohnen-Tochter nicht enthalten.
Im abgelaufenen Jahr ergab sich bei Vonovia unter dem Strich ein Verlust, den Buch mit Abschreibungen begründete, die sich insgesamt auf 1,27 Milliarden Euro beliefen. Nach Steuern betrug der Verlust 669 Millionen Euro, im Vorjahr hatte sich ein Gewinn von 2,44 Milliarden Euro ergeben. Das Ergebnis war deutlich unter den Erwartungen, Analysten hatten in der Konsensschätzung mit einem Gewinnrückgang gerechnet, allerdings nicht mit einem Verlust. Die Portfoliobewertung ergab einen nahezu unveränderten Wert im Vorjahresvergleich.
Vonovia-CEO: Möglicher Schaden durch Korruption "nicht materiell"
Vonovia-Chef Rolf Buch hat den möglichen finanziellen Schaden für das Unternehmen durch Korruption im eigenen Haus durch "grösstenteils ehemalige Mitarbeitende und externe Dritte" als voraussichtlich "nicht materiell" bezeichnet."Nach dem derzeitigen Kenntnisstand - wir sind jetzt eine Woche dabei, die Daten aufzubereiten - haben diese Vorwürfe keine wesentlichen Auswirkungen auf unsere Vermögens-, Finanz- und Ertragskraft des Unternehmens", sagte Buch in einer Medien-Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Ergebnisse des DAX-Konzerns für 2022.
Das maximale Auftragsvolumen, das Vonovia mit den beschuldigten Drittunternehmen habe, liege für 2022 nach Umsatz bei weniger als 1 Prozent des Instandhaltungs- und Investitionsvolumens.
Auch bei den betroffenen Vorjahren "bewegen wir uns auf ähnlichem Niveau".
Die "gegebenenfalls tatsächlichen Auswirkungen" wiederum würden "nur einen kleinen Bruchteil von den 1 Prozent" betragen, "und deswegen sind sie nicht materiell", sagte Buch. Für weitere Aussagen sei es zu früh.
Buch betonte, dass gegen Vonovia selbst keine Vorwürfe erhoben werden. "Wir sind ausdrücklich nur als Geschädigte bezeichnet."
Die Staatsanwaltschaft Bochum hat vergangene Woche Vonovia durchsucht. Sie wirft mehreren (ehemaligen) Vonovia-Mitarbeitern, die höchstens dem mittleren Management zuzuordnen sind, mutmassliche Bestechung vor. Sie sollen mehrere für Vonovia tätige Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür Geld bzw Sachleistungen erhalten haben. Auch sollen Leistungsverzeichnisse manipuliert worden sein, damit die beauftragten Unternehmen überhöht abrechnen konnten.
Vonovia hatte mitgeteilt, als Geschädigte vollumfänglich mit den Behörden zu kooperieren, und die Prüfungsgesellschaft Deloitte sowie die Kanzlei Hengeler Mueller mit einer unabhängigen Untersuchung der Vorgänge inklusive des internen Kontrollsystems beauftragt. Vonovia rechnet Buch zufolge in einigen Monaten mit den Ergebnissen dieser umfassenden Untersuchung.
Erste personelle Massnahmen seien ergriffen worden, Strafantrag wegen aller in Betracht kommenden Delikte soll gestellt werden.
Vonovia-CEO: Fortschritte bei Investorensuche - "Kapitaldisziplin"
Vonovia macht laut CEO Rolf Buch Fortschritte bei der Suche nach langfristigen Joint-Venture-Investoren für sein Wohnimmobilienportfolio. Der Konzern sei in diesem Zusammenhang in "sehr weit fortgeschrittenen und konstruktiven Diskussionen" bei der Suche nach Partnern für Portfolios in Baden-Württemberg und Schweden, sagte Buch in der online übertragenen Pressekonferenz.
Vonovia hatte vergangenes Jahr angekündigt, künftig ein 13 Milliarden Euro schweres Wohnimmobilien-Portfolio langfristig mit Hilfe von externen Investoren und somit unter effizienterem Einsatz des eigenen Kapitals zu managen, will dabei aber Mehrheitseigentümer und Bewirtschafter bleiben. Der Startschuss für die Suche nach Langfrist-Investoren wurde offiziell Ende September gegeben.
Angesichts des schwierigen Umfelds hat Vonovia unter anderem auch die europäische Expansion "on hold gesetzt", verkauft werde zum Beispiel der 10-prozentige Anteil an einem Wohnportfolio des französischen Bahnkonzerns SNCF, sagte Buch. In der aktuellen Situation sei "Kapitaldisziplin" angesagt. Der Konzern spüre die Zinserhöhungen und deutlich gestiegene Bau-, Material und Finanzierungkosten. Auch stornieren viele Bauträger Buch zufolge derzeit Aufträge. Das Investitionsprogramm sei "redimensioniert" worden, im laufenden Jahr will der Konzern weniger als im Vorjahr investieren. Der Fokus bei der Finanzierung liege derzeit auf besicherter Bankenfinanzierung.
Auch will Vonovia im laufenden Jahr den Verkauf von Wohnimmobilien hochfahren, zusätzlich sollen 2 Milliarden Euro "über Verkauf realisiert" werden und so zur Entschuldung des Konzerns beitragen. Im November hatte Vonovia angekündigt, 2023 die Liquidität über den Verkauf von "Nicht-Kern-Assets" wie Wohnungen und Mehrfamilienhäuser um mindestens 1,5 Milliarden Euro zu erhöhen. In dem Betrag sind die geplanten Joint Ventures mit Investoren sowie der geplante Verkauf des Pflegesegments von der Deutsche-Wohnen-Tochter nicht enthalten.
Das Pflegesegment von Deutsche Wohnen steht seit Mitte 2022 im Schaufenster und Buch zufolge weiterhin zum Verkauf. Vonovia unterstütze Deutsche Wohnen darin, das Pflegegeschäft zu verkaufen, "allerdings nur zu angemessenem Preis", sagte Buch. Die Vonovia-Aktie legte am Freitag via XETRA zunächst klar zu. Sie hat im Verlauf jedoch die Richtung gewechselt und notierte schlussendlich 2,24 Prozent im Minus bei 18,80 Euro.
FRANKFURT (Dow Jones)
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