| Wachstumspotenzial |
18.12.2025 16:05:36
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ABB-Aktie steigt: Präsident Voser setzt auf das Duo aus KI und Elektrifizierung - Netcontrol-Übernahme
ABB-Verwaltungsratspräsident Peter Voser sieht den Konzern strategisch gut positioniert, um von langfristigen Industrie- und Technologietrends zu profitieren.
Während KI im Endkundenbereich bereits etabliert sei, beginne der eigentliche Industrialisierung der Technologie erst jetzt. "ABB verfolgt rund 250 KI-Projekte, viele davon gemeinsam mit Kunden", so Voser. KI werde das Arbeitsumfeld in Produktion, Vertrieb und Verwaltung stark verändern. "Meiner Einschätzung nach sind wir auf einer Skala von eins bis zehn erst bei Stufe drei. Das meiste kommt erst noch."
Der Konzern integriere KI gezielt in bestehende Produkte und Lösungen, die bereits heute zu 60 bis 70 Prozent softwarebasiert seien. Mehrwert entstehe bei ABB aus der Verbindung von Technologie, Industrieerfahrung und Anwendungen und nicht aus dem Besitz eines KI-Modells.
Strategisch profitiert ABB laut Voser von der zunehmenden Regionalisierung der Weltwirtschaft. Der Konzern habe seine Ausrichtung bereits vor Jahren angepasst, unter anderem durch den Verkauf der Stromnetzsparte Power Grids und eine stärkere Fokussierung auf die Kernmärkte China, USA und Indien.
Unterschiedliche Lösungen für China und den Rest der Welt
"Dank unserer Local-for-Local-Strategie sind wir heute gut aufgestellt", so Voser. Zudem habe man die Technologieplattformen auf geopolitische Risiken vorbereitet, indem zum Beispiel unterschiedliche Cloud-Lösungen für China und den Rest der Welt eingeführt worden seien.
China bleibe trotz stärkerer lokaler Konkurrenz ein wichtiger Markt, zwinge ausländische Anbieter jedoch zur Konzentration auf Premium- und Technologiebereiche. Parallel investiert ABB stark in den USA und Indien, die Voser als zentrale Wachstumsmärkte bezeichnete. Für kleinere Schweizer KMU sei die Lage schwieriger, da sie regionale Produktionsmodelle weniger leicht umsetzen könnten.
Für ABB sieht Voser weiteres Wachstum vor allem in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und KI. Der Konzern setze primär auf organisches Wachstum, prüfe aber gezielt Übernahmen. Grosse Übernahmen schliesse man grundsätzlich zwar nicht aus, der disziplinierte Ansatz bleibe aber. "Wir kaufen nur, wenn Preis, Technologie und Strategie stimmig sind", so der ABB-Präsident. Man konzentriere sich vor allem auf mittelgrosse, sehr spezifische Übernahmekandidaten. "ABB hat genügend Potenzial für organisches Wachstum. Zukäufe sollen es ergänzen, nicht ersetzen".
"Es bleibt spannend"
Trotz Sorgen über Energieengpässe und den raschen Ausbau von Rechenzentren sieht Voser keinen Überinvestitionsboom. Entscheidend sei weniger die Rechenleistung als die Verfügbarkeit von Strom und Infrastrukturkomponenten. Insgesamt zeigte sich Voser optimistisch: Die grossen Trends wie Elektrifizierung, Klimapolitik, Automatisierung und Demografie würden unabhängig von geopolitischen Spannungen weiterwirken.
Zu seiner persönlichen Zukunft sagte Voser: "Ich habe Freude an meinem Job." ABB habe sich in den vergangenen acht bis zehn Jahren "sehr klug aufgestellt". Und mit dem neuen CEO Morten Wierod mache es grossen Spass. "Die Welt bleibt spannend, und das motiviert."
ABB übernimmt Netcontrol und stärkt damit Angebot im Bereich Netzautomation
ABB übernimmt das finnische Unternehmen Netcontrol mit rund 100 Mitarbeitern. Dadurch stärke man das Angebot im Bereich Automation von Stromverteilungsnetzen für Energieversorger, teilte der Schweizer Konzern am Donnerstag in einem Communiqué mit.
Die Transaktion wird voraussichtlich im ersten Quartal 2026 abgeschlossen, wenn die Behörden zustimmen. Finanzielle Details würden nicht bekannt gegeben, schrieb ABB weiter. Verkäufer von Netcontrol mit Sitz in Helsinki sei der schwedische Private-Equity-Fonds Procuritas Partners.
Wegen der steigenden Stromnachfrage und des Wachstums von erneuerbarer Energie stünden die Verteilnetze unter Druck. Stromversorger müssten deshalb ihre Netze digitalisieren und automatisieren, um sie stabil, belastbar und flexibel zu halten, hiess es. Netcontrol biete hier Automatisierungslösungen an.
Nach Abschluss der Transaktion würden die Produkte und Dienstleistungen von Netcontrol in das Portfolio der ABB-Division Distribution Solutions integriert und über deren globale Vertriebskanäle angeboten, schrieb ABB. Damit könne Netcontrol seine Technologie und Expertise noch mehr Energieversorgern und Industriekunden anbieten
Im SIX-Handel notiert die ABB-Aktie zeitweise 0,86 Prozent höher bei 57,79 Franken.
uh/
Zürich (awp)
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