Erwartungen verfehlt |
24.11.2019 22:12:00
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Bilanz-Desaster in der Cannabisbranche - was Konzerne als Ursache sehen
Die in den letzten Monaten hochgehandelten Cannabis-Unternehmen konnten mit ihren letzten Quartalsergebnissen nicht überzeugen. Die Gründe hierfür sind vielfältig.
• Hanfaktien mit Kursverlusten
• Viele Gründe als Rechtfertigung
Nachdem Kanada als erster Industriestaat im Oktober 2018 den Freizeitkonsum von Cannabis legalisierte, erlebte die Cannabis-Branche einen sagenhaften Boom. Die Erwartungen der Analysten waren hoch. Doch die zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen bedeutender Cannabis-Produzenten wie Aurora Cannabis, Canopy Growth oder Tilray enttäuschten und hatten herbe Kursverluste am Aktienmarkt zur Folge. Die Unternehmens-Chefs mussten sich rechtfertigen und führten vielfältige Gründe für die schwache Entwicklung an.
Mangel an Verkaufsläden
Knapp ein Jahr nach der Legalisierung liegt die Zahl an Geschäften, in denen Cannabis erworben werden kann, anscheinend deutlich unter den Erwartungen. Darin sind sich die Unternehmenslenker von Canopy Growth, Tilray, Aurora Cannabis und Cronos einig.
Das gilt insbesondere für die am dichtesten besiedelten Gebiete wie Ontario oder Quebec. So leben laut "MarketWatch" beispielsweise in der Provinz Ontario etwa 14,6 Millionen Menschen, aber es gibt hier gerade mal 25 Cannabis-Stores.
Mark Zekulin, der CEO von Canopy Growth, erklärte: "… die Unfähigkeit der Regierung von Ontario, Einzelhandelsgeschäften rasch eine Lizenz zu erteilen, hat zur Folge, dass die Hälfte des erwarteten Markts in Kanada schlicht und einfach nicht existiert". Auch seine Kollegen von der Konkurrenz kritisierten in ähnlicher Weise die mangelnde Infrastruktur.
Tilray-CEO Brendan Kennedy verwies zudem darauf, dass es auch Probleme in den USA gebe. Viele Geschäfte dort würde keine Produkte verkaufen, die Cannabidiol (CBD) enthalten, weil sie auf eine Klarstellung der US-Gesundheitsbehörde FDA warten würden.
Mangelndes Angebot
Einige Cannabis-Produzenten, wie beispielsweise Tilray, führen zudem an, dass es noch an Cannabis-Pflanzen mangelt, insbesondere im hochqualitativen Bereich. Da es so viele Unterkategorien bei Cannabis-Produkten gebe, sei es schwierig, die Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu finden, erklärte Tilray-CFO Mark Castaneda.
Zudem bereitet sich die Branche auf Cannabis 2.0 vor, d.h. den Verkauf von Derivaten wie Cannabis-haltigen Lebensmitteln und Getränken. So halten einige Unternehmen - darunter Aurora - einiges ihrer Produktion zurück, um für diesen Markt gerüstet zu sein. Dies wirke sich auf das derzeit verfügbare Angebot aus.
Starker Schwarzmarkthandel
Obwohl der Freizeitkonsum von Cannabis in Kanada legalisiert wurde, blühe weiterhin der Schwarzmarkthandel. Laut offizieller staatlicher Statistik beziehen gerade mal 29 Prozent der Konsumenten ihr Marihuana von legalen Quellen. Canopy-CEO Zekulin führt dies unter anderem auf die geringe Zahl legaler Einzelhandelsgeschäfte zurück.
Auch Terry Booth glaubt, dass die legale Cannabis-Industrie besser mit dem Graumarkt konkurrieren kann, wenn es erst mal mehr legale Verkaufsstellen gibt. Zu einer Verbesserung der Situation dürfte auch Cannabis 2.0 beitragen, weil die Palette an verfügbaren Produkten dadurch deutlich wachsen sollte, so der Aurora-CEO.
Unsicherheit bezüglich Europa
Auch die Unsicherheit in Zusammenhang mit den Expansionsplänen spielt eine Rolle. Die Cannabis-Unternehmen haben globale Ambitionen, denn auch wenn der Freizeitkonsum in Kanada legalisiert wurde, so ist das Land mit seinen rund 38 Millionen Einwohnern doch immer noch ein relativ kleiner Markt.
Ein wesentlicher Faktor bei den Plänen spielt für die Branche deshalb auch die Europäische Union mit einer Bevölkerung von über 500 Millionen Menschen. Doch hier sieht sich die Cannabis-Branche noch immer mit hohen regulatorischen Hürden konfrontiert.
Redaktion finanzen.ch
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