Im Abwärtssog |
10.02.2024 23:42:00
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Chinesische Aktien weiterhin gefährlich: Analyst rät von Investitionen in Reich der Mitte ab
Chinesische Aktien haben in den letzten Monaten einen schweren Stand. Erst kürzlich markierten chinesische Titel den tiefsten Stand in fünf Jahren. Wer jetzt jedoch glaubt, angesichts der niedrigen Preise in der Volkrepublik ein Schnäppchen machen zu können, liegt daneben, meint ein Marktexperte.
• Analyst rät weiter zu Vorsicht
• Zwei Bedingungen, was sich ändern muss, bis es wieder aufwärts geht
Die chinesischen Aktienmärkte haben - trotz des jüngsten Aufwärtstrends - schon bessere Zeiten gesehen. Dabei gibt es mehrere Faktoren, die auf die Entwicklung der chinesischen Finanzmärkte drücken. So leiden die Aktienmärkte massiv unter der Immobilienkrise in der Volksrepublik, die bereits mehrere chinesische Immobilien-Riesen in die Pleite trieb. Erst kürzlich sorgte das Urteil über die Liquidation des strauchelnden Immobilien-Giganten Evergrande für grosse Unsicherheit am Markt. Nur einen Tag zuvor hatte zudem die Hang Lung Group im Rahmen der Zahlenvorlage über einen Anstieg der Schuldenquote auf 32,7 Prozent berichtet (zuvor 29,6 Prozent).
Darüber hinaus zeichneten auch die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor ein trübes Bild. So verblieb der Index für das verarbeitende Gewerbe weiterhin im kontrahierenden Bereich. Auch eine gedämpfte Auslandsnachfrage würde nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf der chinesischen Wirtschaft lasten. Der IWF geht daher davon aus, dass die Wirtschaft Chinas 2024 langsamer als noch im Vorjahr wachsen dürfte. So dürfte die Wirtschaft der Volksrepublik dieses Jahr um 4,6 Prozent zulegen, 2023 hatte die Rate noch bei 5,4 Prozent gelegen. Bis 2028 dürfte sich das Wachstum noch weiter verringern, auf lediglich 3,4 Prozent. Dabei dürften eine schwache Produktivität sowie eine alternde Bevölkerung massgeblich sein, schreibt der IWF. Auch die anhaltende Immobilienkrise laste weiter auf dem Verbrauchervertrauen sowie auf den privaten Investitionen in diesem wichtigen Sektor. Letztlich brauche es "marktfreundliche Strukturreformen" um die Risiken zu minimieren. Auch das Reduzieren von Handelsbeschränkungen sei unerlässlich.
CSI 300 fällt auf tiefsten Stand in fünf Jahren
Der chinesische Blue-Chips-Index CSI 300 hat erst kürzlich einen Tiefstand seit Anfang 2019 markiert. Ursache waren laut Reuters Anzeichen eines Panikverkaufs sowie die forcierte Liquidation von gehebelten Trades. Nach dem Ausverkauf machten viele chinesische Anleger ihrem Frust in den sozialen Medien Luft. Auch der Blog-Account der US-Botschaft in Peking bekam in diesem Zusammenhang laut der Nachrichtenagentur einiges ab. Die Chinesische Börsenaufsicht CSRC reagierte mit der Ankündigung von Marktstabilisierungsmassnahmen, um "Erwartungen und Vertrauen zu festigen und anormale Marktschwankungen entschieden abzuwehren", wie Reuters die Behörde zitiert. Einige Tage später sorgte die Meldung für Aufwärtsschwung an den China-Börsen, dass ein nationaler Fonds seine Beteiligungen ab börsennotierten Fonds ausbauen wolle. Konkret plant die staatliche Investmentholding Central Huijin Investment bei ETFs zuzugreifen, um den chinesischen Aktienmarkt damit zu stützen.
Richtiger Zeitpunkt für Schnäppchenjagd?
Vor dem Hintergrund tieferer Bewertungen am chinesischen Aktienmarkt könnten sich Anleger fragen, ob mittlerweile der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um in der Volksrepublik nun ein Schnäppchen zu machen. Tom Essaye von Seven Report Research gab jedoch in einem Bericht, der MarketWatch vorliegt, einige Dinge zu bedenken, die erst noch geschehen müssten, bis Chinas Aktien tatsächlich ihren Boden erreicht hätten: "Unterm Strich haben chinesische Aktien aus regulatorischer Sicht unter einer Reihe (grösstenteils) selbst zugefügter Wunden gelitten. Solange es keine Beweise dafür gibt, dass die Behörden sich dem Ankurbeln der Wirtschaft verschreiben oder regulatorische Eingriffe reduzieren, sollten wir von anhaltendem Druck auf chinesische Aktien ausgehen", gibt Essaye zu bedenken.
Zwei Dinge müssen sich ändern
Um ihn vom Gegenteil zu überzeugen, müsse es zwei politische Veränderungen in China geben. Zum einen bräuchten internationale Investoren Beweise dafür, dass die chinesische Zentralbank People’s Bank of China bedeutende Massnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft ergreife. Hier hoffen Anleger beispielsweise auf Zinssenkungen. Auf der anderen Seite müssten chinesische Behörden vor dem Hintergrund des harten Durchgreifens gegenüber Technologie-Unternehmen beweisen, dass sie sich auch unternehmensfreundlicher präsentieren könnten. Bisher gäbe es dafür laut Essaye jedoch kaum derartige Beweise.
Alibaba-Aktie abgestraft
Eines dieser hart abgestraften chinesischen Tech-Unternehmen ist Amazon-Rivale Alibaba. Innerhalb eines Jahres verlor der Anteilsscheine an der US-Börse NYSE rund 25,85 Prozent an Wert. Wie MarketWatch mit Verweis auf FactSet-Daten schreibt, werde der Alibaba-Titel zeitweise zu einem künftigen Kurs-Gewinn-Verhältnis (Forward P/E-Ratio) von rund acht gehandelt, was das niedrigste Niveau seit dem Börsengang in 2014 darstelle. Es bleibt ungewiss inwieweit Alibaba sein Wachstum wiederherstellen kann.
Letztlich bleibt auch Matthew Tuttle von Tuttle Capital Management pessimistisch gegenüber China-Aktien eingestellt, wie er in einer E-Mail an MarketWatch verriet: "Die kurze Antwort ist, dass wir wahrscheinlich noch etwas mehr Schmerzen sehen werden", bevor es wieder aufwärts gehe. Wann es so weit ist, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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