Unerfüllbare Bedingungen? |
06.07.2019 21:38:00
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Darum könnte der Acreage-Deal für Canopy Growth zum grossen Fehler werden
Im April hatten Canopy Growth und Acreage Holdings für Schlagzeilen gesorgt: Die Unternehmen kündigten eine Übernahme an. Dazu müssten jedoch zunächst einige Bedingungen erfüllt sein. Aber wird es überhaupt je dazu kommen?
Canopy & Acreage: Deal mit unerfüllbaren Bedingungen?
Im April hatte Canopy angekündigt, eine Vereinbarung mit Acreage Holdings, einem Unternehmen mit Sitz in Kanada, das über ein vielfältiges Portfolio an Anbau-, Verarbeitungs- und Abgabeverfahren für Cannabis in den USA verfügt, getroffen zu haben: Canopy hat sich das Recht gesichert, Acreage übernehmen zu können. "Durch die Kombination des Managementteams, der Lizenzen und Vermögenswerte von Acreage mit dem geistigen Eigentum und den Marken von Canopy Growth wird die Wertschöpfung für die Aktionäre beider Unternehmen enorm gesteigert", hieß es in einer zum Deal veröffentlichten Pressemitteilung. Canopy will sich auf diese Weise den direkten Zugang zum US-Markt sichern und die Expansion durch einen starken Partner an seiner Seite beschleunigen. Dennoch gibt es eine Bedingung, die erfüllt sein muss, bevor der Deal tatsächlich zustande kommt: Die vollständige Legalisierung von Cannabis in den USA. Erst dann muss Canopy die Kaufoption ausüben.
Das kanadische Cannabis-Unternehmen zahlte kürzlich 300 Millionen US-Dollar in bar, um den Deal zu sichern und damit "einen Weg zur Kontrolle auf dem größten Markt der Welt zu finden", erklärte Jefferies-Analyst Owen Bennett. Mitte Juni hatten die Aktionäre der beiden Unternehmen der Transaktion zugestimmt. "Dies ist ein klares Referendum unserer Aktionäre über die enormen Vorteile der Vereinbarung mit Canopy Growth und ich möchte allen Aktionären für ihre anhaltende Unterstützung danken", kommentierte Acreage Holdings-CEO Kevin Murphy die fast einstimmige Abstimmung. "Der Abschluss der Transaktion soll uns in die Lage versetzen, effizient und effektiv in den US-Hanfmarkt einzusteigen, sobald dies bundesweit zulässig ist. Neben unseren internationalen Marktstrategien und der US-Hanfstrategie glauben wir, dass die Übernahme von Acreage ein wichtiger Schritt sein wird, um unsere Position als wirklich globales Unternehmen zu stärken", zitiert Forbes den Canopy Growth-Chairman und Co-CEO Bruce Linton.
Seeking Alpha zufolge könnte dadurch das "mit Abstand größte und dominierendste Cannabis-Unternehmen" entstehen. Canopy Growth sei bereits jetzt das größte und wohl international etablierteste Cannabis-Unternehmen Kanadas. Acreage Holdings verfüge daneben über mehr US-Lizenzen als jedes andere MSO - Cannabis-Unternehmen, die sich über mehrere legale Cannabis-Staaten erstrecken. Wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen in den USA dann vorlägen, sollte Canopy in der Lage sein, "seine legalen Hanfanbau- und Verarbeitungsanlagen in den USA einfach und schnell umzubauen, um Cannabis zu verarbeiten", glaubt auch MarketWatch.
Werden die USA Cannabis jemals legalisieren?
So optimistisch sind jedoch längst nicht alle eingestellt. Analyst Ben Mahaney schreibt bei Yahoo Finance, es könnte noch einige Jahre dauern, bis die Legalisierung tatsächlich kommt - falls sie überhaupt jemals kommt. Die allgemeine Annahme sei, Cannabis zum Freizeitgebrauch würde in den USA genauso schnell und unkompliziert legalisiert werden wie in Kanada. Das sei aber nicht der Fall, heißt es bei dem Finanzmagazin. Denn Kanada und die USA seien zu unterschiedlich. Insbesondere die Konservativen in den Vereinigten Staaten legten der Legalisierung auf Bundesebene einen Stein in den Weg. Und auch unter den Liberalen gebe es einige, die durchaus Zweifel hätten. Mahaney hält es daher für unwahrscheinlich, dass der Deal zwischen Canopy und Acreage zustande kommen wird und dass die USA Cannabis jemals auf Bundesebene für legal erklären werden. Dem Analysten zufolge werde es wohl eine Legalisierung auf staatlicher Ebene geben, jedoch lediglich für den Cannabis-Gebrauch zu medizinischen Zwecken, heißt es bei Yahoo Finance. Investoren rät er daher, sich von dem Deal fernzuhalten, denn er sei alles andere als sicher. Für Canopy wäre es wohl besser gewesen, die Finger von Acreage zu lassen und sich stattdessen stärker auf die Expansion in Europa zu konzentrieren, hält Mahaney abschließend fest.
Canopy und Acreage zuversichtlich
Auf einer Konferenz in New York versuchte Andy Lytwynec, Vice President of U.S. Strategies bei Canopy Growth, kürzlich, diese Bedenken auszuräumen. "Wir haben genügend Puffer in den Deal eingebaut, so dass dort nicht viel Risiko besteht", sagte Lytwynec im Hinblick auf die Sorgen bezüglich der Legalisierung in den USA. Legalisierung sei dabei allerdings auch der falsche Ausdruck, vielmehr gehe es bei der Bedingung für den Deal um die "Zulässigkeit". In einer Pressemitteilung der beiden Unternehmen von Ende Juni wird das "auslösende Ereignis" für die Durchführung der Vereinbarung folgendermaßen beschrieben: "[…] eine Änderung der Bundesgesetze in den Vereinigten Staaten, um den allgemeinen Anbau, die Verteilung und den Besitz von Marihuana (wie in der einschlägigen Gesetzgebung definiert) zu ermöglichen oder die Regulierung solcher Aktivitäten aus den Bundesgesetzen der Vereinigten Staaten zu streichen".
Ob die Skeptiker letztlich Recht behalten werden und der Deal zwischen Canopy Growth und Acreage Holdings von Anfang an zum Scheitern verurteilt war oder ob sich der Glaube an eine baldige Legalisierung von Cannabis in den USA und die frühzeitig getroffenen Vorbereitungen für die beiden Unternehmen auszahlen werden, bleibt nun abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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