Preisabsprachen? |
15.03.2023 21:16:00
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Givaudan, Firmenich & Co. im Fokus der Wettbewerbshüter: Diese Folgen hätte eine Verurteilung für die Duftstoff-Giganten
Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Duftstoffhersteller Givaudan, Firmenich, Symrise und International Flavors & Fragrances (IFF) ins Blickfeld der WEKO geraten sind. Was die Unternehmen zu den Vorwürfen sagen - und wie die Untersuchungen ausgehen könnten.
• Kooperationsbereitschaft signalisiert
• Zwei Drittel des Markts abgedeckt
Heimische Duftstoff-Giganten Givaudan und Firmenich
Weltweit wird der Markt für Duftstoffe zu etwa zwei Dritteln von nur vier Unternehmen kontrolliert. Zwei dieser Unternehmen, nämlich Givaudan und Firmenich, haben ihren Sitz in der Schweiz. Zwei weitere grosse Akteure der Branche: der bayerische Konkurrent Symrise und International Flavors & Fragrances (IFF) aus den USA. Die Produkte der Konzerne sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Nicht nur werden die Düfte in Parfüms, Shampoos, Deodorants und weiteren Drogerieartikeln eingesetzt, auch in der Lebensmittelbranche spielen die Stoffe eine Rolle. "Wir gehen über den grossartigen Geschmack hinaus und schaffen Lebensmittelerlebnisse, die gut tun und sich gut anfühlen - für Körper, Geist und Umwelt", wirbt etwa Givaudan in seinem Internetauftritt.
WEKO kündigt Untersuchungen an
Vor wenigen Tagen kündigte die Eidgenössische Wettbewerbskommission (WEKO) nun aber an, bei den genannten Unternehmen eine Kartelluntersuchung eingeleitet zu haben. "Die WEKO hat Anhaltspunkte, dass mehrere Unternehmen, die im Bereich der Produktion von Duftstoffen («fragrances») aktiv sind, gegen das Kartellrecht verstossen haben", lauten die Vorwürfe der Behörde. "Es besteht der Verdacht, dass sie ihre Preispolitik koordinierten, ihre Konkurrentinnen daran hinderten, bestimmte Kundinnen zu beliefern, und die Herstellung gewisser Duftstoffe beschränkten." So wurden bereits Hausdurchsuchungen durchgeführt, die Aufschluss darüber geben sollen, inwiefern sich die Unternehmen abgesprochen haben. Auch habe man sich mit den Wettbewerbsbehörden anderer Länder koordiniert. Die EU-Kommission, das US Department of Justice Antitrust Division und die britische Competition and Markets Authority arbeiten im Rahmen der Untersuchungen mit der WEKO zusammen.
Givaudan verspricht Kooperationsbereitschaft
Pierre Bénaich, Sprecher des Genfer Duftstoffherstellers Givaudan, bestätigte gegenüber der NZZ, dass das Unternehmen Ziel der Untersuchungen sei. Man wolle in vollem Umfang mit den Behörden zusammenarbeiten, so Bénaich. Weitere Details nannte das SMI-Schwergewicht aber nicht.
Auch ein Sprecher von IFF erklärte gegenüber der Agentur "Reuters", dass man mit den Behörden kooperieren wolle.
Firmenich bestätigt Durchsuchungen
Firmenich, eigenen Angaben zufolge das weltweit grösste private Parfüm- und Geschmacksunternehmen, bestätigte die Untersuchung in einer Pressemitteilung. In Niederlassungen in Frankreich, der Schweiz und Grossbritannien haben die Behörden bereits Hausdurchsuchungen durchgeführt, heisst es weiter. "Firmenich beobachtet die Situation genau und kooperiert voll mit den Ermittlern", verkündete der Givaudan-Konkurrent. "Das Unternehmen kann zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Kommentare abgeben."
Firmenich ist derzeit nicht an der Börse notiert, plant aber einen Zusammenschluss mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM. Bernstein-Analyst Gunther Zechmann geht laut der "Deutschen Presse-Agentur" jedoch nicht davon aus, dass die Fusion zwischen den beiden Marktakteuren durch die unliebsamen Neuigkeiten bedroht sein dürfte. Die Untersuchungen von WEKO & Co. dürften sich "angesichts der Komplexität und Verflechtung der 'Big 4' der Aromen- und Duftstoffbranche" als nicht einfach erweisen und sich daher hinziehen. Spätestens im Spätjahr dürfte die Branche sich wieder erholt haben.
Symrise sieht sich "nicht betroffen"
Auch bei Symrise standen die Wettbewerbshüter vor der Tür, wie das Unternehmen in einer Pressemeldung zugab. "Diese Untersuchungen finden parallel bei allen führenden Unternehmen der Branche statt", lautete die Stellungnahme des deutschen Mitbewerbers. "Symrise kooperiert selbstverständlich vollumfänglich mit den Behörden." Details könne man hingegen noch nicht nennen. Vorstandschef Heinz-Jürgen Bertram blickte dennoch entspannt auf die Untersuchungen, wie es in einem Bericht der Nachrichtenagentur "Dow Jones Newswires" hiess. So sei Symrise von Preisabsprachen in der Branche "nicht betroffen". "Wir denken heute, wir haben nichts zu verbergen", zeigte sich Bertram zuversichtlich.
Auch für Symrise kamen die Untersuchungen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt ans Licht. Veröffentlichte das Unternehmen mit Sitz in Holzminden noch am selben Morgen seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2022. Nach 2,74 Euro pro Aktie im Vorjahr konnte sich Symrise nun mit einem Gewinn je Aktie von 2,91 Euro brüsten. Auch wolle man die Dividende aufstocken. Dem Aktienkurs von Symrise verlieh die Mitteilung der WEKO am Berichtstag zeitweise einen deutlichen Rücksetzer.
Milliardenschweres Marktpotenzial
Ob an den Vorwürfen tatsächlich etwas dran ist, wird also die Zeit zeigen. Fest steht aber: Die vier Duftstoff-Giganten kontrollieren den Markt weitgehend - das zeigt der Marktanteil von Givaudan, Firmenich, Symrise und IFF. In einer Investorenkonferenz erklärte Givaudan 2020, gemeinsam mit dem heimischen Konkurrenten Firmenich sowie den beiden internationalen Rivalen IFF und Symrise zwei Drittel des Marktes für Duftstoffe inne zu haben. 14,8 Milliarden Franken schwer soll das Marktpotenzial Stand 2019 gewesen sein, so das Unternehmen. Der NZZ zufolge dürfte dieser Marktanteil seitdem eher noch zugenommen haben - zum Leidwesen kleinerer Konkurrenten.
Strafzahlungen und Reputationsschäden
Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, dürften die Unternehmen mit satten Strafzahlungen rechnen. Experten der Citigroup zufolge seien in solchen Fällen Geldstrafen in Höhe von bis zu zehn Prozent des weltweiten Umsatzes eines Produkts gängig. Wie Analysten von Mirabaud Equity Research laut der NZZ einschätzen, könnten auf die Unternehmen bei einer Verurteilung dreistellige Millionenbeträge zukommen. "Sollten sich diese Befürchtungen bewahrheiten, würde dies für die Riechstoffbranche und auch für Givaudan einen erheblichen Reputationsschaden bedeuten, abgesehen von möglichen Bussgeldern und einer künftig schwächeren Verhandlungsposition", ergänzten Strategen von Vontobel gegenüber "Reuters".
Redaktion finanzen.ch
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