Nach starken Quartalszahlen |
30.05.2020 23:21:00
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Kurssprung bei Aurora Cannabis-Aktie stimmt Analysten skeptisch
Lange lief es alles andere als rosig für den kanadischen Cannabisproduzenten. Bei der letzten Bilanzvorlage konnte das Unternehmen dann die Erwartungen weit übertreffen, was der Aktie ein wahres Kursfeuerwerk bescherte. Doch trotz der erfreulichen Ergebnisse bleiben Experten skeptisch. Was dahinter steckt.
• Überraschend gute Zahlen treiben Aurora-Aktie an
• Analysten bleiben dennoch skeptisch
Das Jahr 2020 hat für Aurora Cannabis wahrlich nicht gerade gut begonnen. Das Platzen der Cannabisblase traf den kanadischen Marihuana-Produzenten besonders hart. Innerhalb nur weniger Wochen sank der Aktienwert so rapide, dass der Aurora Anteilsschein an der New York Stock Exchange unter den Wert von einem Dollar fiel und somit offiziell zum Pennystock wurde. Allerdings hat das Unternehmen seither eine Aktienzusammenlegung (eine Aktie für alle 12 Aktien) durchgeführt, um den Preis wieder in die Höhe zu treiben und somit an der NYSE weiterhin kotiert bleiben zu können.
Schlechte Nachrichten verhageln Aurora Cannabis das neue Jahr
Neben der überfälligen Korrektur am Hoffnungsmarkt Cannabis waren es verschiedene Unternehmensnachrichten, die den Absturz Auroras zur Folge hatten. So verabschiedeten sich mit Ex-CEO Terry Booth und dem ehemaligen COO Cam Battley zwei wichtige Führungspersonen innerhalb kurzer Zeit von dem Cannabishersteller, was Anleger gar nicht gut aufnahmen. Auf der anderen Seite schockte Aurora Investoren mit katastrophalen Zahlen für das 2. Halbjahr 2019 sowie das letzte Quartal desselben Jahres. Sogleich kündigte das Unternehmen "einen Geschäftstransformationsplan" an.
Quartalszahlen sorgen für kräftig Rückenwind
Dieser scheint auch erste Früchte zu tragen, wie aus dem jüngst veröffentlichten Quartalsbericht zum dritten Quartal 2020 hervorgeht. So verzeichnete der Cannabisproduzent deutlich weniger Verlust als von Analysten im Vorfeld erwartet. Auch Umsatzseitig konnte das Unternehmen zulegen und übertraf damit wiederum die Expertenschätzungen. Anleger feierten die guten Nachrichten und ließen die Anteilsscheine bis zum Handelsende satte 40 Prozent nach oben schießen.
Jefferies senkt Aurora Cannabis auf "Unterperform"
Doch trotz der guten Nachrichten bleiben viele Experten erst einmal vorsichtig mit ihrer Einschätzung des kanadischen Cannabisherstellers. So senkte das Analysehaus Jefferies das Rating für die Aurora Cannabis-Aktie nach der Zahlenvorlage von zuvor "Hold" auf "Underperform". Nach Meinung der Experten sei eine andere Bewertung weder gerechtfertigt noch nachhaltig, wie MarketWatch aus einer Kundenmitteilung der Investmentbank indirekt zitiert. Dennoch erhöhte das Analysehaus das Kursziel des Anteilsscheins von zuvor 12 auf 14 Kanadische Dollar.
Die Anhebung des Kursziels berücksichtigt explizit eine kürzlich durch Aurora Cannabis getätigte Übernahme des US-amerikanischen CBD-Unternehmens Reliva, die nur in Aktien bezahlt wurde. Laut Jefferies-Analyst Owen Bennet sei die Etablierung auf dem US-Cannabismarkt unabdingbar und die Reliva-Übernahme dafür ein wichtiger Schritt, jedoch sei das Timing des Deals "merkwürdig". "Es gibt noch immer keinen CEO, der diesen Push Richtung CBD anführen könnte, der CBD-Bereich hat derzeit mit starkem Gegenwind zu kämpfen, es gibt eine weitere Verwässerung bei einem fragwürdigen Kurs-Gewinn-Verhältnis, was schon in der Vergangenheit kritisiert wurde, und das Balance Sheet lässt keinen Raum für Investitionen nach dem Kauf", so Bennett.
MKM mahnt zur Vorsicht
Auch MKM-Analyst Bill Kirk gab sich im Zuge der letzten Bilanzvorlage Auroras weiterhin vorsichtig. Seiner Einschätzung nach sei der Cannabishersteller noch nicht über den Berg. Dabei zweifelte der Experte insbesondere das Ziel des kanadischen Unternehmens an, im ersten Quartal 2021 ein positives bereinigtes EBITDA zu erreichen: "Mit einem ungewissen Umsatz-Ausblick haben wir noch nicht genug Zuversicht in die Einsparungsmaßnahmen, um uns auf das Ziel eines positiven bereinigten EBITDA in Q1 2021 zu verlassen", so Kirk in einer Kundenmitteilung, die MarketWatch vorliegt. Schließlich seien trotz Sparmaßnahmen die verschiedensten Kosten des Unternehmens im abgeschlossenen Quartal um 21 Prozent gestiegen, während der Umsatz aus Verkäufen lediglich um 16 Prozent angewachsen wäre. Hinzu kommt das Problem laut Kirk, dass Aurora noch immer mehr Cannabis produziere als das Unternehmen auch tatsächlich verkaufen könne. Aus diesem Grund geht MKM davon aus, dass die Inventarbestände letztlich abgeschrieben werden müssen, da die Nachfrage nicht genug zulege, um den Bestand vollständig aufzubrauchen.
Weitere Börsenkenner sehen Höhenflug der Aurora-Aktie kritisch
Trotz dieser kritischen Analystenstimmen hat die Aurora Cannabis-Aktie in den vergangenen Wochen eine phänomenale Rally aufs Börsenparkett gelegt. Innerhalb eines Monats konnte das Papier an der NYSE über 80 Prozent an Wert gewinnen. Nach den besser als erwartet ausgefallenen Zahlen griffen Anleger umso beherzter zu. Eine Tatsache, die Analyst Raymond James laut MarketWatch problematisch sieht. Schließlich hätten die Cannabisproduzenten OrganiGram und Village Farms vergleichsweise bessere Ergebnisse erzielt, würden bei Investoren jedoch nicht denselben positiven Anklang finden.
Auch die Börsenkenner Rahul Sarugaser and Michael Freeman sehen dies durchaus kritisch: "Die Aurora Cannabis-Aktie hat zweimal die Marktkapitalisierung von OrganiGram (circa 250 Millionen Dollar) - oder dreimal die Marktkapitalisierung von Village Farms (@178 Millionen) an Wert hinzugewonnen, nachdem das Unternehmen einen Nettoverlust offenbarte, der 50% von OrganiGrams Marktkapitalisierung oder 75% der von Village Farms entspricht. Das muss man erstmal sacken lassen", zitiert MarketWatch die beiden Analysten. Dabei seien die beiden kleineren Konkurrenten gut geführte Unternehmen, die durchweg positive EBITDA ausweisen und sich einen Marktanteil sichern würden.
Wie es nun für Aurora Cannabis weitergeht, wird sich zeigen. Ob die Anleger zuversichtlich bleiben, dürfte zu einem großen Teil auch von den nächsten Quartalszahlen abhängen.
Redaktion finanzen.ch
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