Über Fusion |
09.01.2021 22:03:00
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Neuer Börsenaspirant aus dem EV-Segment: Ladestationen-Anbieter EVBox geht an die NYSE
Nachdem im Oktober der deutsche Ladesäulenanbieter Compleo Charging den Börsengang wagte, folgt nun auch die Konkurrenz aus dem Nachbarland: Noch im ersten Quartal will EVBox, ein niederländischer Anbieter von E-Ladetechnologie, über eine Fusion das Handelsparkett an der NYSE betreten.
• Fusion mit börsennotierter Zweckgesellschaft TPG Pace Beneficial Finance
• Einnahmen sollen in Expansion fließen
EVBox ist laut Unternehmensangaben ein in Europa führendes Unternehmen für Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und betreibt über 190'000 Ladepunkte in mehr als 70 Ländern. Neben Europa ist das Unternehmen auch in Nordamerika präsent, besitzt dort aber noch keine vergleichbare Marktstellung. Das soll sich jedoch bald ändern, denn mit einem Börsengang will das niederländische Unternehmen nun Barmittel einsammeln, um seine Expansion insbesondere in Europa und Nordamerika voranzutreiben.
EVBox strebt durch Fusion an die NYSE
EVBox wählt dabei einen Weg an die Börse, der sich in jüngster Vergangenheit bei Startups einer zunehmenden Beliebtheit erfreute: Der Ladestationen-Anbieter plant eine Fusion mit TPG Pace Beneficial Finance, einer börsennotierten Zweckgesellschaft, deren Aktien bereits an der NYSE gehandelt werden. Unternehmen wie TPG Pace Beneficial Finance werden auch SPACs genannt - kurz für Special Purpose Acquisition Company - und dienen einzig dem Zweck einer Verschmelzung mit einem anderen Unternehmen, um dessen Börsengang zu beschleunigen. Denn ein eigenständiger Börsengang zieht sich oftmals über viele Monate hinweg. Nach Abschluss der Transaktion wird das kombinierte Unternehmen dann den Namen EVBox Group tragen und unter einem neuen Tickersymbol an der New Yorker Börse gehandelt. Laut Pressemitteilung dürfte dies gegen Ende des ersten Quartals der Fall sein.
Auch der Tesla-Konkurrent Nikola brachte seine Aktien im Sommer 2020 über diese Methode an die Börse, ebenso wie erst kurz vor Weihnachten das Elektro-Startup Canoo. Auch das Unternehmen TPG, dem TPG Pace Beneficial Finance gehört, hat Erfahrung auf diesem Gebiet. Laut Pressemitteilung hat TPG seit 2015 fünf erfolgreiche Börsengänge von SPACs durchgeführt und in den letzten zehn Jahren auf verschiedenen Wegen insgesamt 55 Unternehmen an die Börse gebracht. Auch die Aktionäre reagierten begeistert: Die Aktie von TPG Pace Beneficial Finance sprang am Tag nach der Ankündigung um 146 Prozent nach oben.
EVBox will sich für steigende Nachfrage nach E-Mobilität rüsten
EVBox wurde 2010 gegründet und bietet Ladelösungen für Elektrofahrzeuge und dazu passende Cloud-basierte Softwareangebote an. Dabei gehören sowohl AC-Ladestationen als auch DC-Ladestationen zum Portfolio des Unternehmens, das 2017 vom Energiekonzern Engie übernommen wurde. Dieser soll laut Unternehmensangaben auch nach dem Börsengang noch einen Anteil von mehr als 40 Prozent an EVBox halten und "ein wichtiger strategischer Partner bleiben".
Durch den Börsengang erwartet EVBox nach eigenen Angaben "mehr als 425 Millionen US-Dollar an Barmitteln" in seiner Bilanz. Davon sollen 225 Millionen US-Dollar durch eine PIPE-Transaktion direkt bei institutionellen Investoren eingesammelt werden, unter anderem bei "Fonds und Konten, die von BlackRock, Inclusive Capital Partners, Neuberger Berman Funds und Wellington Management verwaltet werden". Wofür dieses Kapital eingesetzt werden soll, steht ebenfalls bereits fest: "Die im Rahmen der Transaktion eingenommenen Bareinnahmen werden zur Finanzierung des Geschäftsbetriebs, zur Unterstützung des Wachstums und zur Übernahme von Eigenkapital in Höhe von 180 Millionen US-Dollar von Engie verwendet", heißt es in der Pressemitteilung weiter. Konkret sollen die Einnahmen - abzüglich des an Engie gezahlten Betrags - als Wachstumskapital genutzt werden, um das Geschäft weltweit anzukurbeln und das Technologieportfolio von EVBox zu erweitern. Der Fokus soll dabei weiterhin auf Europa und Nordamerika liegen.
Bei EVBox sei man bereit, eine "führende Rolle bei der zu erwartenden beschleunigten Einführung von Elektrofahrzeugen zu übernehmen", so CEO Kristof Vereenooghe laut Pressemitteilung. "Bei EVBox arbeiten wir auf eine Zukunft hin, in der unser Alltagsverkehr elektrisch und emissionsfrei ist und von einer sauberen Ladeinfrastruktur getragen wird. [...] Mit unseren neuen Partnern bei TPG, der weiter bestehenden strategischen Unterstützung durch Engie und einer Gruppe neuer renommierter Investoren werden wir gut positioniert sein, um diese Ziele durch die Beschleunigung der Produktentwicklung und die Bereitstellung von Ende-zu-Ende-Lösungen für unseren wachsenden Kundenstamm zu erreichen, insbesondere in Nordamerika", so Vereenooghe weiter.
EVBox mit Unternehmenswert von 1 Milliarde US-Dollar?
Von einer steigenden Verbreitung von Elektroautos profitiert EVBox nicht nur durch den Verkauf seiner Ladegeräte sondern auch durch passende Software-Lösungen, die im Abonnement angeboten werden. Daneben generiert das Unternehmen weitere wiederkehrende Einnahmen durch nicht näher genannte Dienstleistungen und Transaktionsbearbeitungsgebühren. Wie viel Umsatz die Niederländer momentan auf diese Weise erzielen, ist allerdings nicht bekannt. Auch zum Unternehmensgewinn oder -verlust gibt es aktuell keine Angaben. Dennoch soll das Unternehmen nach dem Zusammenschluss mit TPG Pace Beneficial Finance laut Pressemitteilung einen impliziten Unternehmenswert von 969 Millionen US-Dollar - also knapp einer Milliarde US-Dollar - besitzen. Unter Einbeziehung der Barmittel in Höhe von 425 Millionen US-Dollar, die durch den Börsengang generiert werden sollen, liegt der Pro-Forma-Eigenkapitalwert sogar bei rund 1.394 Millionen US-Dollar. Ob diese Bewertung gerechtfertigt ist oder ob die Anleger eine völlig andere Sicht auf EVBox haben, wird sich nach dem Börsengang im Frühjahr zeigen.
Redaktion finanzen.ch
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