Angebot gescheitert |
07.10.2019 17:59:00
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OSRAM-Aktie und ams-Titel unter Druck: ams verfehlt Mindestannahmeschwelle und will weiter um OSRAM kämpfen
ams ist bei OSRAM trotz der geschickt orchestrierten Übernahmeschlacht nicht über die Ziellinie gekommen.
ams ist nach dem Gesetz zwar jetzt für ein Jahr gesperrt, ein neues Gebot vorzulegen. Dies ist eine Gelegenheit für die Finanzinvestoren Bain Capital und Advent International, ihr geplantes konkurrierendes Angebot tatsächlich noch vorzulegen. Das ist jedoch wenig wahrscheinlich, weil ams fast ein Fünftel aller OSRAM-Aktien mit Hilfe eigener Zukäufe außerhalb des Angebots erworben hat. ams hat damit faktisch eine Sperrminorität. Damit bekäme kein anderer Käufer den vollen Durchgriff bei OSRAM.
ams betonte denn auch, derzeit der größte Aktionär von OSRAM zu sein. Das Unternehmen will die aktuelle direkte Beteiligung von 19,99 Prozent "vor dem Erhalt erforderlicher fusionskontrollrechtlicher und anderer regulatorischer Freigaben nicht überschreiten". ams hält aber die Kombination mit OSRAM weiterhin für strategisch überzeugend, da sie die Schaffung eines führenden Anbieters von Sensoriklösungen und Photonik ermögliche. Deswegen wollen die Österreicher "strategische Optionen" prüfen, um die Akquisition von OSRAM weiter zu verfolgen.
Obwohl das Angebot nicht erfolgreich war, "sind die strategische Logik und die bedeutenden Vorteile der Kombination von ams und OSRAM weiter gültig," sagt ams-Chef Alexander Everke. "Im Dialog mit OSRAM wollen wir auf unserer Stellung als größter Aktionär von OSRAM aufbauen, um weiter den vollen Erwerb von OSRAM zu verfolgen und so eine solide Zukunft für das Unternehmen zu sichern."
OSRAM selbst sieht das allerdings ganz anders: In einer Pressemitteilung betonte der Lichtkonzern, nun die Eigenständigkeit zu behalten und "unsere Zukunft selbst zu gestalten". Das Management zeigte aber gleichzeitig die Bereitschaft, mit dem neuen Anker-Aktionär ams Gespräche darüber zu führen, "wie eine sinnvolle und für beide Unternehmen vorteilhafte Kooperation im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben aussehen könnte."
Bis zuletzt war unklar gewesen, ob ams das Rennen machen würde. Mit einer Werbekampagne versuchten die Österreicher die vielen Kleinanleger zu erreichen, die etwa 27 Prozent der OSRAM-Aktien hielten. Auch institutionelle Investoren warteten bis zum allerletzten Drücker. Dabei deutete vor wenigen Monaten noch nichts auf einen Übernahmekrimi hin.
Zu Beginn des Sommers hatten die US-Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle sich nach langer Vorbereitung mit OSRAM auf eine Übernahme und die anschließende Sanierung von dessen zuletzt kriselnden Geschäfts geeinigt. Beide brachten viel Eigenkapital ein, versprachen OSRAM in seiner bestehenden Form zu erhalten und Spielräume für eine Weiterentwicklung zu schaffen. Dann trat mit ams überraschend ein Wettbewerber auf den Plan, der sich OSRAM einverleiben wollte und zehn Prozent mehr bot als die Privat-Equity-Vertreter.
Anders als Bain und Carlyle konnte ams-Chef Everke mit seinem Konzept der Konzentration auf das Kerngeschäft bei der OSRAM-Führung um Vorstandschef Olaf Berlien nicht punkten. Nur zähneknirschend und rein unter finanziellen Aspekten empfahlen Vorstand und Aufsichtsrat schließlich die ams-Offerte im September. Betriebsrat und IG Metall lehnten die Avancen aus Österreich gar komplett ab, weil sie um Arbeitsplätze und wohl auch ihre Sitze im Aufsichtsrat fürchteten.
In der Schlussphase spitzte sich der Übernahmekampf noch einmal zu. Bain zauberte zunächst mit Advent einen neuen Partner aus dem Hut, weil der bisherige mit einem "bedeutsam höheren" Angebot als dem von ams nicht mitgehen wollte.
Dazu kam es allerdings nicht mehr, weil ams schnell reagierte, die eigene Offerte noch einmal deutlich aufstockte und mit einem Kniff dafür sorgte, dass sich die Angebotsfrist nicht gleichzeitig verlängerte. Advent konnte seine angekündigte Buchprüfung bei OSRAM unter diesen Umständen nicht schnell genug realisieren. Vollends aus der Spur kamen die Beteiligungsgesellschaften, als sich zeigte, dass ams außerhalb des Angebots so viele OSRAM-Aktien erworben hatte, dass es für eine Sperrminorität auf der Hauptversammlung reichen würde. Das wirkte am Ende wie eine Giftpille.
Die Aktien von OSRAM gaben nach. Zum Handelsschluss ging es im XETRA-Handel um 3,31 Prozent abwärts auf 39,49 Euro. Die Anleger von ams dagegen nahmen den Rückschlag bei der Übernahme nur kurzzeitig mit Erleichterung auf. Die in Zürich gehandelte Aktie rückte im vorbörslichen Handel zwar um 7 Prozent vor, ist bis zum Handelsende aber 0,89 Prozent ins Minus gerutscht bei 44,37 Franken.
FRANKFURT (Dow Jones) / dpa (AFX)
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