Hoffen auf 2022 |
25.01.2022 06:13:00
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Trotz stützender Faktoren: Darum enttäuschten Cannabis-Aktien im Jahr 2021
Die Erwartungen der Cannabis-Anleger waren zum Jahresstart 2021 gross. Doch ein Blick auf die Entwicklung von Cannabis-Aktien zeigt: Trotz guter Marktnachrichten lief es für die meisten Titel im Jahr 2021 schlechter als erhofft.
• Kursrückschläge im Jahresverlauf
• M&A-Aktivitäten ohne positive Kurseffekte
Ein Blick auf die Börsenkursentwicklung der grössten Player am Cannabis-Markt zeigt ein ernüchterndes Bild: Während grosse Unternehmen wie Tilray, Canopy Growth, Green Thumb Industries und Aurora Cannabis im frühen Jahresverlauf noch kräftig zulegen konnten, ging es in den Folgemonaten teils kräftig abwärts. Dabei war es insbesondere die WallStreetBets-Bewegung, die Titel wie GameStop zu "Meme-Aktien" machte und auch Cannabis-Aktien im Februar auf neue Kurshöhen trieb. Dass sich die grössten Cannabis-Aktien von ihren Höchstständen in diesem Jahr aber inzwischen meilenweit entfernt zeigen, war nicht nur der Reddit-Community zu schulden, die im Nachgang der deutlichen Kursaufschläge Kasse machte.
Grosser Legalisierungsdurchbruch in den USA bleibt aus
Einer der grössten Faktoren für die Kursabschläge bei Canopy & Co. dürften wohl enttäuschte Erwartungen an die Politik sein. Insbesondere für den US-amerikanischen Markt hatten sich US-Pot-Konzerne und kanadische Player mit Expansionsplänen mehr Bewegung im Hinblick auf Legalisierungsmassnahmen erhofft. Immerhin hatten die US-Demokraten zum Jahresstart noch versprochen, die Pflanze auf Bundesebene entkriminalisieren zu wollen. Stattdessen herrscht in den Vereinigten Staaten nach wie vor ein Flickenteppich mit unterschiedlichen Regelungen von Bundesstaat zu Bundesstaat. Während einige Bundesstaaten und die Hauptstadt Washington Cannabis bereits legalisiert haben, ist der Freizeitkonsum in anderen Regionen weiter illegal. "Investoren sind Anfang des Jahres aufgetaucht, weil sie schnellere Fortschritte bei der Legalisierung erwarteten und gingen, weil sie enttäuscht wurden", zitiert "MarketWatch" Alan Brochstein, Gründer von 420 Investor and New Cannabis Ventures.
Legalisierung in Deutschland nicht zwangsläufig kurstreibend
In Deutschland sind die Bemühungen um eine einheitliche Cannabis-Legalisierung unterdessen bereits weiter fortgeschritten. Hier wird die "kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken" kommen, wie aus dem Koalitionsvertrag der neuen Ampelregierung hervor geht. Doch ein Blick auf den kanadischen Tilray-Konzern, einen der grössten Nutzniesser dieser Massnahme, der sich dort bereits eine starke Marktposition erwirtschaftet hat, zeigt, dass die Börsenkurse von Cannabis-Unternehmen nicht zwangsläufig von den Entwicklungen profitieren können. Lediglich die Aktie des deutschen SynBiotic-Konzerns zeigt eine deutlich positive Kursreaktion auf die geplante Cannabis-Legalisierung in Deutschland.
Fusionen treiben Aktien nur zeitweise an
Geprägt war das Jahr 2021 zudem von einer Fusions- und Übernahmewelle, die aber ebenfalls keine dauerhaft positiven Kursentwicklungen bei Cannabis-Aktien mit sich bringen konnte. Allen voran war es der Zusammenschluss der beiden Branchengrössen Tilray und Aphria, in den Investoren grosse Hoffnungen gesetzt hatten. Doch die Corona-Krise bremste das Geschäft des neuen Tilray-Konzerns aus, die Schliessung von Einzelhandelsgeschäften verstärkte das Überangebot von Cannabis-Produkten, insbesondere auf dem kanadischen Heimatmarkt. Die Hoffnung, dass die Fusion Tilray zur Profitabilität führen könnte, scheint in weitere Ferne gerückt, wie auch ein Blick auf die jüngste Quartalsbilanz zeigt: Der Umsatz lag im dritten Quartal mit 168 Millionen US-Dollar unter den Erwartungen, je Aktie fiel ein Verlust von 0,08 US-Dollar an. Die Tilray-Aktie, die im WallStreetBet-Hype im Februar noch auf 67 US-Dollar geklettert war und im Mai nach abgeschlossener Fusion ebenfalls zunächst positiv performte, stürzte im Tief im Dezember bis auf 7,32 US-Dollar ab.
Wenig beeindruckt zeigte sich 2021 auch die Canopy Growth-Aktie, nachdem die Kanadier die Übernahme von Supreme Cannabis bekannt gegeben hatten. Seit dem Kurshoch im Februar, das bei 56,49 US-Dollar lag, ist die Aktie auf unter 10 US-Dollar abgestürzt.
Unter den Erwartungen blieb ebenfalls die Aktienkursentwicklung von Jazz Pharmaceuticals, nachdem die Iren die 7,2 Milliarden US-Dollar schwere Übernahme von GW Pharmaceuticals bekannt gegeben hatten. Die Briten hatten unter anderem mit ihrem Cannabis-Medikament gegen Epilepsie Begehrlichkeiten bei Jazz Pharmaceuticals geweckt, die Börse dankte dem Unternehmen diesen Milliardendeal aber nicht: Zwischenzeitliche Kursgewinne sind nicht nur komplett verpufft, sondern die Aktie hat auf Jahressicht sogar ein deutliches Minus vorzuweisen.
Auch eine Reihe kleinerer Zukäufe, wie etwa der Erwerb von Redecan durch HEXO im Sommer oder der Kauf von Harvest Health & Recreation durch Trulieve Cannabis im Herbst brachte am Markt keine dauerhaft positiven Effekte mit sich.
Weitere Marktaussichten für Cannabis-Unternehmen
Während 2021 trotz positiver Marktentwicklungen wie Legalisierungsbemühungen in vielen Ländern und einer starken Prägung durch Fusionen und Übernahmen für Cannabis-Anleger eher ein enttäuschendes Jahr war, sehen Experten die Aussichten für die Branche aber positiv. Das Cannabis-Marktforschungsunternehmen Prohibition Partners etwa sieht in ihrem "Global Cannabis Report" für 2021 einen weltweiten Marktumsatz von 37,4 Milliarden US-Dollar, rechnet bis 2026 aber mit einem Anstieg bis auf 102 Milliarden US-Dollar. Dabei verweisen die Experten weiter auf die wichtigsten Cannabis-Märkte der Welt, Kanada und die USA, sehen aber auch in internationalen Märkten wie Deutschland, Israel und Australien erhebliches Entwicklungspotenzial für die nächsten fünf Jahre.
Redaktion finanzen.ch
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