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Strafanzeige gestellt 24.05.2018 17:36:18

Envion AG: Die Einnahmen aus dem Hundert-Millionen-Dollar-ICO sind verschwunden

Envion AG: Die Einnahmen aus dem Hundert-Millionen-Dollar-ICO sind verschwunden

Mit einem Hundert-Millionen-Dollar-ICO machte Envion im Januar in der Finanzwelt von sich reden. Doch nun gerät der Schweizer Konzern ins Trudeln. Der Grund: Ein Streit über den Verbleib der ICO-Einnahmen ist entbrannt.

Initial Coin Offerings (ICOs) stehen immer mehr in der öffentlichen Kritik. ICOs von Unternehmen dienen dazu, Kapital einzunehmen, ähnlich wie bei einem Börsengang. Anstatt Aktien werden jedoch digitale Token ausgegeben - die Geburt einer Kryptowährung. Doch schon häufig wurde diese Praxis missbräuchlich eingesetzt, um lediglich Geld zu verdienen. Interessierte werden von den Initiatoren mit Ideen angelockt, kaufen sich die Token, um später festzustellen, dass kein tatsächlicher Wert dahinter steht.

Envion lanciert Kryptowährung EVN

Erst im Januar wurde der ICO der Kryptowährung EVN von Envion abgeschlossen. Aktuell notieren die digitalen Coins via CoinMarketCap bei ca. 0,147 US-Dollar, nachdem sie im Februar sogar einen Wert von 1,48 US-Dollar erreichten. Mit der Ausgabe der Token nahm das Unternehmen rund 100 Millionen US-Dollar ein. Doch nun ist ein Teil der Einnahmen angeblich verschwunden. Nicht nur, dass Anleger eine Investition ohne inneren Wert getätigt haben, selbst die digitalen Token aus ihrem Besitz könnten ohne Ersatz gelöscht werden.

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Der Hintergrund

Envion ist durch und durch ein Krypto-Unternehmen. Nicht nur, dass die Kapitalbeschaffung mittels eines ICOs ablief, auch das Geschäftsmodell der Schweizer setzt auf Cyberdevisen. Das baut auf dem Schürfen der digitalen Coins auf, also dem Mining. So will Envion das Krypto-Mining von fest vorgegebenen Standorten, etwa da, wo genügend Rechner- und Serverleistung vorhanden ist, mobiler machen. Hierfür werden Rechner und Server in Container eingebaut und diese dort auf der Welt platziert, wo gerade der Strom günstig ist. Denn die Mining-Community hat immer mehr Probleme mit hohen Strompreisen. Je nach geschürfter Kryptowährung und Standort können diese dafür verantwortlich sein, dass sich das Mining schlicht nicht mehr lohnt, da der Wert der Token unter den Ausgaben für das Mining liegt.

Wie kam es zum Streit?

Ursprünglich plante Envion laut Medienberichten insgesamt 103 Millionen EVN-Token auf den Markt zu werfen. Wie sich nun allerdings bei CoinMarketCap nachvollziehen lässt, sind genau 127.425.494 EVN-Coins im Umlauf, also deutlich mehr, als angegeben wurde. Da sich die Anzahl der Token auf den Kurs auswirkt (Angebot und Nachfrage-Prinzip), könnten sich Anleger schon in diesem Punkt hintergangen fühlen. Genau das hat der CEO des Unternehmens, Matthias Woestmann, gegenüber dem Handelsblatt bemängelt. Außerdem habe er Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

Im ersten Moment scheint es verwunderlich, dass der CEO selbst Strafanzeige stellt. Allerdings verdächtigt Woestmann die Envion-Gründer selbst. Die Gründer hatten Woestmann zum Geschäftsführer gemacht, um von seiner unternehmerischen Erfahrung zu profitieren. Die Gründer selbst wollten sich lediglich um die technische Umsetzung kümmern. Im Zuge der Einsetzung Woestmanns zum CEO gab das Envion-Gründerteam seine Stimmrechte an den von ihnen gehaltenen 81 Prozent der Unternehmensanteile an den Unternehmer ab. Die Gründer waren ursprünglich über die Trado GmbH an Envion beteiligt. Bei einer Finanzierungsrunde soll Woestmann die Anteile unaufgefordert auf lediglich 33 Prozent verwässert haben, so der Vorwurf des Gründerteams um Michael Luckow. Gegenüber dem Handelsblatt macht Luckow seinem Ärger Luft: "Die Envion AG gehört dem Gründerteam. Woestmann [hat] uns die Firma rechtswidrig entwendet." Woestmann wehrt sich jedoch gegen diese Vorwürfe und betitelt gegenüber der NZZ die Kapitalerhöhung als "Schutzmaßnahme".

Suche nach den Token

Außerdem kommt hinzu, dass beim Envion-ICO zu viele digitale Token erstellt wurden, welche an Unbekannte ausgegeben wurden. Woestmann beschuldigt nun Luckow und Kollegen, sich die Coins angeeignet zu haben. Das Gründerteam schiebt den Schwarzen Peter dagegen dem Unternehmenschef zu. "Wir standen in der Vergangenheit im regelmäßigen Austausch mit Matthias Woestmann. Entsprechend seinen Anweisungen wurden mehr Token erstellt als benötigt", so Luckow zum Handelsblatt. Angeblich waren die überschüssigen Token für einen Großinvestor gedacht, welcher dann jedoch abgesprungen sei. Die Gründer hätten darauf den Geschäftsführer schriftlich davon unterrichtet, dass die Coins vernichtet werden sollten. Das geschah nie, eine Antwort an Luckow und Co. blieb Woestmann laut dem Gründerteam ebenfalls schuldig.

Woestmann plant nun, dass die EVN-Token umgetauscht werden sollen, damit die korrekte Anzahl an Coins im Umlauf ist. Dann würden jedoch alle Anleger, welche überzählige Token in ihrem Wallet führen, leer ausgehen. Für diesen Schritt fehlt allerdings noch die Zustimmung der Finanzaufsichtsbehörde Finma. Laut eigenen Angaben hat auch das Gründerteam Anzeige gegen Woestmann erstattet. Die Causa Envion bleibt also spannend - insbesondere für Anleger.

Redaktion finanzen.ch

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