Zurück geht es hier Grüezi! Sie wurden auf finanzen.ch, unser Portal für Schweizer Anleger, weitergeleitet.  Zurück geht es hier.
<
News + Analysen
News + Adhoc
Analysen
Kursziele
>
<
Unternehmen
Termine
Profil
>
<
zugeh. Wertpapiere
Strukturierte Produkte
>
Bewusst, grün, klimaneutral 01.11.2023 22:03:00

Greenwashing-Verbot: Schweizer Banken befürchten Regulierungswelle

Greenwashing-Verbot: Schweizer Banken befürchten Regulierungswelle

Greenwashing schadet nachhaltigen Anlagen, weil es das Vertrauen der Investoren beschädigt. Doch wie kann der grüne Etikettenschwindel eingedämmt werden? Die Schweizerische Bankiervereinigung setzt hierbei auf Eigenverantwortung und versucht mit einer Selbstregulierungsinitiative eine stattliche Regulierungswelle obsolet zu machen.

UBS
28.49 CHF 1.74%
Kaufen / Verkaufen
• Nachhaltigkeit im Fokus der Anleger - Transparenz fehlt
• Greenwashing verspielt Kundenvertrauen
• Eigenverantwortung der Banken statt stattlicher Regulierung

Die Themen Nachhaltigkeit, Umweltschutz sowie soziale Gerechtigkeit innerhalb der Produktionsketten sind in den letzten Jahren zunehmend in das Bewusstsein der Verbraucher gerückt. Damit steigt auch die Sensibilisierung der Konsumenten für das sogenannte "Greenwashing", und Unternehmen, die Nachhaltigkeitsthemen nur als Werbetrick verwenden, verlieren an Glaubwürdigkeit. "Die Sorge wächst, dass der 'ökologische Etikettenschwindel' - das Greenwashing, wie es allgemein heisst - nicht nur das Vertrauen von Kunden in einzelne Produkte verspielen könnte, sondern auch jenes in die Klima- und Nachhaltigkeitsstrategien von Unternehmen", schrieb etwa die NZZ in diesem Frühjahr zur Regulierungsdebatte. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass internationale Unternehmen zunehmend darauf gedrängt haben, einheitliche Standards einzuführen und die Regulierungsmassnahmen zu ergreifen. In der Schweiz stösst dies jedoch auf ein geteiltes Echo.

Greenwashing-Debatte: Staatliche Regulierung oder Eigenverantwortung?

Anders als in der Eidgenossenschaft bestehen in zahlreichen Ländern umfangreiche Greenwashing-Verordnungen, etwa in der EU, die Unternehmen zu einer umfangreichen Berichterstattung verpflichten.

Ein einheitliches Greenwashing-Verbot besteht hierzulande (noch) nicht. Der Schweizer Bankenverband setzt hier auf die Eigenverantwortung der Banken - mit eigenen für alle Mitglieder verbindlichen "Massnahmen zur Sicherstellung der Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes", die alleine schon aus Transparenzgründen im eigenen Interesse der Banken stehe, wie es auf der Homepage von Swiss Banking heisst. Mit den am 1. Januar diesen Jahres in Kraft getretenen Selbstregulierungsmassnahmen mache "die SBVg Nachhaltigkeit künftig zum integralen Bestandteil in Beratungsgesprächen mit Kundinnen und Kunden. Die neuen Richtlinien definieren erstmals verbindliche Vorgaben sowohl für den Einbezug von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung als auch zur Thematisierung der Energieeffizienz im Rahmen der Hypothekarberatung. Durch konsequente Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden, kompetente Beratung und transparente Informationen über Angebote und Dienstleistungen werden die Mitgliedsinstitute der SBVg einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Greenwashing leisten", so das Versprechen des Bankenverbandes.

Unter den Unterstützern der Initiative des Branchenverbandes ist auch die UBS. Wie eine UBS-Sprecherin gegenüber Reuters erklärte, unterstütze die Grossbank die Einführung der Selbstregulierung, um einen Mindeststandard für Nachhaltigkeitskriterien zu schaffen.

Der Gegenvorschlag zur Konzernverantwortungsinitiative, die verpflichtende Berichterstattung, würde für internationale Unternehmen oder Schweizer Unternehmen mit internationaler Ausrichtung wenig Veränderung bedeuten, da auch sie aufgrund ihrer Tätigkeit in der Europäischen Union oder anderen Regionen schon verpflichtet sind, über die ökologischen und sozialen Produktionsbedingungen Bericht zu erstatten, betont Susanne Winkler von der HWZ. Nur für hiesige Unternehmen mit Fokus auf die Schweiz, die mindestens 500 Vollzeitmitarbeiter beschäftigen und eine Bilanzsumme von 20 Millionen oder eine Bilanzsumme von 40 Millionen ausweisen, bedeuten neue Berichterstattungspflichten eine Veränderung: In der Berichterstattung müssen dann die ökologischen und sozialen Aspekte ihrer Geschäftstätigkeit systematisch erfasst und dokumentiert werden.

Rollt eine Regulierungswelle auf die Schweizer Banken zu?

Transparenz minimiere Greenwashing, so die HWZ-Studiengangsleitern CAS Sustainable Controlling in ESG Investing im "Organisator", Susanne Winkler. "Eine systematische Datenerfassung mit entsprechender Berichterstattung ist deshalb ein erster wichtiger Schritt in Richtung Transparenz, um das Risiko von verdecktem Greenwashing zukünftig möglichst zu minimieren. Dieser Prozess verschafft der Diskussion rund um das Thema Nachhaltigkeit wieder eine verstärkte Glaubwürdigkeit, weil sie auf nachvollziehbaren Verbindlichkeiten basiert", konkludiert Winkler.

Problematisch an der Bankeninitiative zur Selbstregierung sei, dass keine harten Kriterien definiert seien, so die Kritiker. Und obwohl das Volumen der Anlagen "mit Nachhaltigkeitsbezug" 2023 im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen sei, könne nur rund ein Fünftel des Anlagevolumens im Kern als nachhaltig betrachtet werden, kritisiert Stephan Kellenberger vom WWF Schweiz. "Für uns ist unverzichtbar, dass nachhaltige Produkte beispielsweise die Vorgaben der Pariser Klimaziele erfüllen, also das 1,5-Grad-Ziel einhalten. Viele Anlageprodukte und Dienstleistungen verfehlen diese Massgabe aber", so Kellenberger gegenüber Reuters.

Die Glaubwürdigkeit des Schweizer Finanzplatzes sei Voraussetzung für eine führende Rolle Schweizer Banken im Bereich der nachhaltigen Anlagen, gibt Reuters aus einer Erklärung der Schweizer Regierung Ende letzten Jahres wider. Entsprechende Arbeitsgruppen zu Ausarbeitung einer Gesetzesvorlage, über die der Bundesrat in diesem Herbst berichten will, wurden bereits im Dezember 2022 auf den Weg gebracht.

Daniel Schmid Perez sieht laut Reuters eine "Regulierungswelle" auf die Schweizer Banken zurollen, im Zuge derer die Banken zahlreiche Prozesse anpassen müssten. "Wenn das zentral kommt, haut das richtig rein", so Schmid Perez.

Redaktion finanzen.ch

Weitere Links:


Bildquelle: Romolo Tavani / Shutterstock,SWKStock / Shutterstock.com,magic pictures / shutterstock.com

Aktien in diesem Artikel

UBS 28.48 1.42% UBS

finanzen.net News

Datum Titel
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}}

Nachrichten

  • Nachrichten zu Konjunktur
  • Alle Nachrichten