Zurück geht es hier Grüezi! Sie wurden auf finanzen.ch, unser Portal für Schweizer Anleger, weitergeleitet.  Zurück geht es hier.
Kurse + Charts + Realtime Nachrichten Tools Invertiert
Snapshot Chart (gross) Nachrichten Währungsrechner USD/EUR
Historisch Realtimekurs
Kurse + Charts + Realtime
Nachrichten
Invertiert
Mar-a-Lago-Accord 31.03.2025 21:43:00

Wirtschaftschaos durch Zölle? Trumps Politik könnte Dollar belasten - steckt ein Plan dahinter?

Wirtschaftschaos durch Zölle? Trumps Politik könnte Dollar belasten - steckt ein Plan dahinter?

Das Vorgehen von US-Präsident Donald Trump mit immer neuen Zöllen sorgt für Verunsicherung an den Finanzmärkten. Experten vermuten, dass er gezielt Chaos stiften will, um den US-Dollar zu schwächen und seine wirtschaftspolitischen Ziele durchzusetzen. Ist womöglich sogar eine Rezession Teil seines grösseren Plans?

• Experten: Trump will schwächeren US-Dollar
• Mar-a-Lago-Accord soll Gläubiger zu Anleihentausch bewegen
• Erfolgsaussichten ungewiss

Die momentane Stärke des US-Dollars gegenüber vielen anderen grossen Währungen ist laut Experten ein zentrales Problem der US-Wirtschaft. "Der US-Dollar durchläuft derzeit eine Phase allgemeiner Überbewertung" und sei gegenüber den meisten Währungen - mit Ausnahme des Schweizer Franken und der Isländischen Krone - "ungewöhnlich stark", erklärte Professor Werner Antweiler von der Sauder School of Business an der University of British Columbia gegenüber "MarketWatch". "Das bedeutet, dass US-Exporte im Vergleich zu anderswo produzierten Waren relativ teurer sind, und es bedeutet auch, dass US-Importe besonders billig sind", so der Experte weiter. Eine Abschwächung des US-Dollars würde also die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Unternehmen verbessern.

Wie "MarketWatch"-Autor Brett Arends schreibt, könnte genau diese Absicht - den Wert des US-Dollars gegenüber anderen internationalen Währungen drastisch zu senken, um in den USA hergestellte Produkte im In- und Ausland billiger zu machen und so die Wirtschaftsproduktion anzukurbeln - hinter der aktuellen Politik von US-Präsident Donald Trump stehen, die vor allem von Zöllen und Drohungen geprägt ist. "Trump versucht, den Dollar durch Turbulenzen zu schwächen", zeigt sich Arends dabei überzeugt.

Mar-a-Lago-Accord: Wirtschaftliches Chaos als Strategie

Bei seiner Strategie zur Schwächung des US-Dollars folgt Trump offenbar - zumindest in Teilen - einem Papier des Ökonomen Stephan Miran aus November 2024 mit dem Titel "A User's Guide to Restructuring the Global Trading System", zu Deutsch: "Ein Benutzerhandbuch zur Umstrukturierung des globalen Handelssystems". Miran ist mittlerweile Vorsitzender des Council of Economic Advisers, dem Beratergremium des Präsidenten in Wirtschaftsfragen, und hatte darin Wege zitiert, wie eine Abwertung des US-Dollars erreicht werden könnte. Denn auch Miran macht vor allem die Stärke des US-Dollars für die Probleme der US-Wirtschaft verantwortlich.

Trump setzt nun offenbar auf mehrere Massnahmen: Die Einführung hoher Zölle soll den internationalen Handel beeinflussen und eine Drohkulisse schaffen, während der sogenannte Mar-a-Lago-Accord - von Miran benannt nach Trumps Anwesen in Palm Beach und dem einvernehmlichen Plaza-Accord zur Schwächung des US-Dollars aus dem Jahr 1985 - eine aggressive Umstrukturierung der US-Staatsanleihen vorsieht. Dieses Mal jedoch offenbar ohne Absprache und auf Zwang. "MarketWatch"-Autor Brett-Arends bezeichnet die Pläne daher auch als "Mar-a-Lago-Discord".

LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer erklärt, wie diese Pläne genau aussehen: "Ausländische Gläubiger sollen ihre US-Staatsanleihen umwandeln in solche mit langer Laufzeit (100 Jahre!) und niedriger oder keiner Verzinsung. Dadurch würden jährlich weniger Anleihen fällig, und die Gläubiger würden keine Dollars zur Reinvestition nachfragen. Der Dollar verlöre an Stärke", so der Experte in einem Artikel auf der Webseite der LBBW. "Natürlich würde kein Gläubiger diesem Tausch freiwillig zustimmen. Es sei denn, man drohte ihm mit Zöllen oder damit, ihm den militärischen Schutz zu entziehen. Und das ist der Plan", so der LBBW-Experte weiter. Konkret würde das heissen: Wer bei der Umstrukturierung der US-Staatsanleihen mitmacht, bleibt von hohen Zöllen verschont und steht weiter unter dem militärischen Schutz der USA. Wer nicht mitmacht, muss selbst sehen, wie er klarkommt.

Kraemer warnt jedoch davor, dass Trumps Plan selbst bei einem Erfolg weitreichende Konsequenzen für die Stabilität der Weltwirtschaft haben könnte: "In allen Finanzkrisen war die US-Staatsanleihe der sichere Hafen. Dieser Mar-a-Lago-Accord würde den Hafen verminen. Eine Finanzkrise globalen Ausmasses wäre die Folge", so der LBBW-Chefvolkswirt.

Führt Trump bewusst eine US-Rezession herbei?

Wie "MarketWatch"-Wirtschaftsredakteur Arends schreibt, könnte es zudem zum Plan des US-Präsidenten gehören, eine Rezession in den USA herbeizuführen. "Trump und der Finanzminister wollen in einem rezessiven, chaotischen Umfeld die Renditen senken, um die Verabschiedung ihres Steuerplans zu rechtfertigen", sagte ein nicht namentlich genannter Experte gegenüber Arends, denn die US-Regierung könne es sich bei den aktuellen Zinssätzen nicht leisten, ihre massiven Defizite und ihre enorme Staatsverschuldung zu finanzieren, die durch die geplanten umfangreichen Steuersenkungen noch grösser werden würde. "Es scheint, als bräuchte er das Chaos, um seinen Steuerplan durchzubringen", so der anonyme Experte laut "MarketWatch" weiter.

Riskantes Spiel mit dem US-Dollar

Ob das Vorgehen von Donald Trump jedoch überhaupt zum gewünschten Erfolg führen wird, ist fraglich. "Es gibt keinen sichereren Weg, das Vertrauen in den Dollar zu unterwandern", so LBBW-Experte Kraemer. Und auch "MarketWatch"-Autor Brett Arends weist darauf hin, dass sich die Renditen von US-Staatsanleihen und die Inflationserwartungen aktuell genau umgekehrt bewegen würden, wie Trump es für eine erfolgreiche Schwächung des US-Dollars benötige. So seien die Renditen der US-Staatsanleihen zwar in den ersten sechs Wochen seiner Regierungszeit stark gefallen, hätten nun jedoch wieder begonnen zu steigen - und auch bei den Inflationserwartungen gehe es nach oben.

Gegenüber Anlegern in US-Aktien sprach Arends ausserdem eine Warnung aus, da diese die Situation weitgehend ignorieren würden. "Ich bin immer noch überrascht, wie selbstgefällig US-Aktieninvestoren diesem Versuch einer Revolution im amerikanischen Finanzwesen gegenüberstehen. Wo ist der Mar-a-Lago-Discord-Rabatt bei den US-Aktienbewertungen", so der "MarketWatch"-Autor. Seiner Meinung nach seien die Gewinnchancen bei ausländischen Währungen und internationalen Aktien derzeit besser als bei den US-Pendants.

Redaktion finanzen.ch

Weitere Links:


Bildquelle: Scott Eisen/Getty Images,John Moore/Getty Images,Platt/Getty Images

finanzen.net News

Datum Titel
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}}