Experten-Kolumne |
18.11.2015 12:56:08
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Volatilitätsrisiko für Anleiheportfolios überdenken
Kolumne

In wenigen Wochen kann viel passieren. Die Volatilität kehrte im Laufe des Sommers, als wachsende Zweifel zu China aufkamen, die Preise für Rohstoffe einbrachen und Unsicherheit herrschte, ob die US-Notenbank im September die Zinsen erhöhen würde, mit aller Macht zurück.
In einem derartigen Umfeld können Investoren profitieren, wenn sie über die gängige Benchmark hinausschauen und das gesamte Universum der festverzinslichen Anlagen betrachten, insbesondere Regionen und Länder, die weniger mit grossen Märkten wie jenem der USA oder Chinas korrelieren.
Die gute Nachricht ist, dass Investoren, die auf Obligationen setzen, mehr Auswahl haben als je zuvor. In Ländern, in denen die Zinssätze im Steigen begriffen sind und die dadurch steilere Zinskurven aufweisen, können sich Ertragschancen eröffnen, auf der anderen Seite kann die steigende Volatilität auf den Devisenmärkten Währungsgelegenheiten bieten. Emerging Markets können jene höheren Erträge bieten, nach denen Investoren Ausschau halten, viele davon sind aber auch mit höheren Risiken behaftet, während weniger ertragsstarke, aber dadurch auch weniger riskante Wertpapiere in Zeiten hoch volatiler Dividendenpapiere immer noch Ertragsaussichten bieten.
Die schlechte Nachricht ist, dass die grössere Auswahl die Aufgabe von Investoren, die auf Obligationen setzen, nicht einfacher macht - die grössere Auswahl setzt mehr Nachforschung, Sorgfalt und Risikomanagement voraus. Trotzdem haben Investoren, die diese breitere Auswahl aktiv für sich nutzen, gute Aussichten, dass ihre Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden, während jene, die sich nicht verschiedenen Obligationen-Ländermärkten zuwenden, möglicherweise eine Ertragssteigerung und -diversifizierung verpassen.
Mit Laufzeiten umgehen
In einer Zeit, in der Notenbanken damit beginnen, die Zinssätze anzuheben, wird das Management von Laufzeitrisiken immer wichtiger - und es gibt verschiedene Mittel und Wege, das zu tun. Ein Ansatz besteht darin, Wertpapiere am kurzen Ende der Terminkurve zu kaufen, wo die Zinssensitivität niedrig ist. Angesichts von kurzfristigen Zinssätzen, die sich in entwickelten Märkten immer noch um Null herum bewegen, würde das aber klar bedeuten, auf Ertrag zu verzichten, obwohl einige der kurzläufigen Schuldpapiere von qualitativ hochstehenden Unternehmen im Vergleich zu Staatsanleihen immer noch einen bescheidenen Ertrag einbringen können, und das zu einem nur geringfügig höheren Risiko.
Ein weiterer Ansatz besteht darin, zinsvariable Anleihen wie etwa Bankkredite in Betracht zu ziehen, die praktisch keine Laufzeit aufweisen, weil ihre Coupons laufend an die Zinssätze angepasst werden. Variable Zinsen schneiden in einem Umfeld mit steigenden Zinssätzen typischerweise gut ab, insbesondere dann, wenn der Anstieg von einem starken Wirtschaftswachstum getrieben werden. Wenn aber bei der Jagd auf Ertrag die Qualität geopfert wird, können an die Stelle des Laufzeitrisikos Kredit- und Liquiditätsrisiken treten.
Volatilität ist nicht zwangsläufig ein Feind
Volatilität wird vielerorts gefürchtet, das ist jedoch nicht unbedingt nötig. Um von der Volatilität profitieren zu können, sollten sich die Investoren allerdings auf Schwankungen einstellen und fähig sein, rasch auf veränderte Umstände zu reagieren. Beim Investieren quer durch die Märkte sind also Flexibilität und verschiedene Arten von Obligationen gefragt, sowohl am langen als auch am kurzen Ende. Traditionelle Ansätze beim Investieren in den Markt der Festverzinslichen werden oft durch Benchmarks behindert, die von den grössten Schuldtitelemittenten beherrscht werden. Derartige Ansätze sind nicht dazu angetan, optimale Ergebnisse zu bringen, insbesondere dann nicht, wenn die Zinssätze in Bewegung sind. In einer Welt, in der Märkte unterschiedlich schnell wachsen und sich die Zinssatzzyklen unterscheiden, kann die Fähigkeit, Positionen schnell umzustrukturieren, die Performance stark beeinflussen.
Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass Flexibilität nicht zwingend auf Kosten der Qualität gehen oder zusätzliche Transaktionskosten nach sich ziehen muss - es ist durchaus möglich, ein auf hohe Qualität ausgerichtetes, liquides Profil zu bewahren und trotzdem agil genug zu bleiben, um das Risiko managen zu können. In einem Portfolio, das nicht von einer Benchmark eingeschränkt wird, aber immer noch die besten Investmentideen enthält, sollten die Festverzinslichen ihre Rolle als Diversifizierer und Lieferanten von nachhaltigem Ertrag und Kapitalerhaltung erfüllen können. Letztlich ist das Ziel Ausgewogenheit: Wie man den richtigen Mix zwischen Laufzeit, Länderallokation, Bottom-up-Titelwahl und Werterhaltung der Währung findet, um optimale Erträge zu erzielen und gleichzeitig das Risiko managen und das Portfolio schützen zu können.
Arif Husain: Head of International Fixed Income at T. Rowe Price
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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