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"Global Commodities Outlook" 22.12.2022 23:59:00

Ausblick auf Silber, Öl, Gold & Co. in 2023: Hält der Druck auf die Rohstoffpreise an?

Ausblick auf Silber, Öl, Gold & Co. in 2023: Hält der Druck auf die Rohstoffpreise an?

Es gab nur wenige Vermögensklassen, die Anlegern 2022 Gewinne bescherten. Dazu gehörten Rohstoffe, die besonders in der ersten Hälfte des Jahres infolge von Angebotsengpässen stark nach oben sprangen. Die Entwicklung der Rohstoffpreise war in den vergangenen Monaten aber rückläufig - vielen Experten zufolge könnte sich dieser Abwärtstrend 2023 fortsetzen.

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• Rezession könnte 2023 für fallende Rohstoffpreise sorgen
• Besonders Industriemetalle dürften unter sinkender Industrienachfrage leiden
Gold könnte eine Ausnahme darstellen - auch für Öl sind einige Experten bullish

Alljährlich bringt Bloomberg den vielbeachteten "Global Commodities Outlook" heraus, der eine Rohstoffprognose für das jeweils kommende Handelsjahr beinhaltet. Während 2022 noch von einer Rohstoffhausse geprägt war, die einer der Hauptgründe für die sich stark verschärfende Inflationsdynamik darstellte, dürfte diese 2023 in einen scharfen Abwärtstrend umschlagen, vermuten die Bloomberg-Experten. Sie sehen im neuen Jahr eine "Lose-Lose-Situation" für Silber, Kupfer, Öl & Co. Die Ausnahme, die die Regel bestätigt, könnte dagegen der Goldpreis darstellen.

2023: Ein Jahr der globalen Rezession?

So erwartet Bloomberg, dass sich die abkühlende Konjunkturlage negativ bei den Rohstoffpreisen bemerkbar machen wird. Der scharfe Zinsstraffungszyklus der internationalen Notenbanken begann im Frühjahr 2022 und dürfte auch in den ersten Monaten des neuen Jahres seine Fortsetzung finden. So teilte Fed-Chef Jerome Powell beim Zinsentscheid Mitte Dezember mit, dass er ein Zinsniveau von über fünf Prozent im Laufe des Jahres 2023 anstrebt. Die dadurch enorm steigenden Finanzierungskosten dürfte die Weltwirtschaft ausbremsen, vermutet Bloomberg. Zumindest die erste Hälfte des neuen Jahres dürfte also von Rezessionstendenzen geprägt sein. Diese werden sich unmittelbar auf die Rohstoffpreise durchschlagen: Wenn die durch die hohen Zinsen eingeschränkten Konsumenten weniger grosse Anschaffungen machen, wird auch weniger produziert und gebaut, was wiederum die Nachfrage nach Rohstoffen sinken lässt. Ein scharfer Preisrückgang bei Rohstoffen ist ein übliches Muster bei Rezessionen. So stürzte beispielsweise der Preis von Kupfer, ein typisches Industriemetall, während der letzten beiden Wirtschaftskrisen (2008/09 die Finanzkrise und 2020 der Corona-Crash) rapide nach unten ab.

Zentralbanken wollen tiefere Rohstoffpreise

Das besonders Pikante bei den Rohstoffpreisen ist die Tatsache, dass die internationalen Notenbanken diese sinken sehen wollen. Denn niedrigere Commodity-Preise - besonders bei den Energierohstoffen Öl und Gas - wirken sich dämpfend auf die Inflation aus. Sollten die Rohstoffpreise dagegen nicht nachhaltig nach unten gehen, "werden die Zentralbanken den Zinserhöhungskurs wohl eher beibehalten", wie Bloomberg schreibt. Die restriktive Geldpolitik werde deshalb mittelfristig einen typischen "Dumping-Zyklus bei den Rohstoffen" auslösen.

Industriemetalle: 2023 dürfte ein schwieriges Jahr werden

Traditionell sind die Industriemetalle besonders von einer sich abkühlenden Konjunkturlage betroffen, da sie am unmittelbarsten für Produktionsprozesse benötigt werden. So gilt "Mr. Copper", der Kupferpreis, als ein wichtiger Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft: Wenn die Kupferpreise zurückgehen, stehen üblicherweise schwere wirtschaftliche Zeiten bevor. So scheint es auch dieses Jahr zu sein: Der Kupferpreis notiert deutlich unter seinem Niveau vom Frühjahr 2022 und spiegelt damit die internationalen Rezessionstendenzen wieder. Weitere Rohstoffe, die 2023 unter einem allgemeinen Produktionsrückgang leiden dürften, sind unter anderem Holz, Zinn und Aluminium. Auch Silber, das anders als Gold reichlich Verwendung in der Industrie findet, weist gewisse Korrelationen zur Produktionslage auf. Für all diese Rohstoffe sind Experten 2023 denn auch negativ gestimmt, der Preisrückgang der letzten Monate des alten Jahres könnte somit eine Fortsetzung erfahren. Erst wenn sich der Konjunkturausblick wieder nachhaltig aufhellen sollte, könnten auch Industriemetalle an ihre Hausse 2021 anknüpfen.

Weizen, Kaffee, Kakao & Co.: Gehen auch die Preise von Agrargütern 2023 zurück?

Wie die Industriemetalle sind Ende 2022 auch die Preise von Cash Crops wie Kaffee, aber auch von Weizen von einer rückläufigen Tendenz geprägt gewesen. Auch der Preis von Schweinefleisch hat sich von seinem hohen Niveau etwas distanziert und verbilligte sich. Dieser Abwärtstrend könnte sich 2023 fortsetzen: Die Nachfrage nimmt angesichts der schwächeren Wirtschaftslage tendenziell ab, während sich die Angebotslage dank einer Verbesserung der Lieferkettensituation und partiellen Produktionssteigerungen insgesamt erholt hat. Beispielsweise weist auch der Weizenpreis, der nach der russischen Attacke auf die Ukraine förmlich explodierte, seit Mai einen konstanten Abwärtstrend auf und lag dabei zeitweise nur noch geringfügig über dem Vorkriegsniveau. Allerdings sind die Agrargüter stets hohen individuellen Schwankungen unterworfen, weshalb sich ein genereller Trend nur schwerlich verallgemeinern lässt. So notierte zum Beispiel der Kakao Mitte Dezember auf einem Mehrjahreshoch - im Gegensatz zum schwächelnden Kaffeepreis.

Ölpreise: Grosse Ernüchterung nach Preisexplosion 2022?

Die Ölpreise erlebten 2022 ein ungemein turbulentes Jahr: In Reaktion auf den russischen Angriffskrieg und die damit verbundenen westlichen Sanktionen stieg der Ölpreis rasant an, ein Barrel WTI-Öl erreichte in der Spitze bis zu 130 US-Dollar. Doch seit Juni kamen die Preise wieder deutlich zurück und erreichten in etwa das Ausgangsniveau vom Jahresstart 2022. Eine Mehrheit der Experten erwartet für das neue Jahr generell einen leicht steigenden Ölpreis: Zwar ist die Nachfrage aufgrund der Rezessionsgefahr tendenziell abnehmend, allerdings bleibt die Angebotssituation angespannt: Der wohl vorerst nicht endende Ukraine-Krieg, die Förderkürzungen vieler US-Ölkonzerne und besonders die Produktionsverringerung des Ölkartells OPEC+ dürften die Menge an frei gehandelten Ölbarreln in engen Grenzen halten. Deshalb erwarten Fachleute einen Anstieg des WTI-Ölpreise auf 90 bis 110 US-Dollar, wenngleich viele ihre Schätzungen in den letzten Wochen nach unten revidierten. Somit ist es keineswegs ausgeschlossen, dass der Ölpreisrückgang Ende 2022 auch im neuen Jahr seine Fortsetzung findet.

Goldpreis: Warum Gold die grosse Ausnahme sein könnte

Traditionell ist der Goldpreis häufig von der Entwicklung der anderen Rohstoffpreise abgekoppelt. Dieses Muster zeigte sich auch in den vergangenen Monaten: Während Öl, Kupfer, Gas & Co. günstiger wurden, feierten Goldanleger eine fulminante Rally, die den Preis für das gelbe Edelmetall zwischenzeitlich wieder über die 1'800 US-Dollar-Marke je Unze hievte. Dennoch verlief 2022 insgesamt enttäuschend für Goldinvestoren: Nach einem starken Jahresstart infolge der geopolitischen Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg, ging es für den Goldpreis im weiteren Jahresverlauf deutlich bergab. Kostete eine Unze Gold Anfang März noch rund 2.050 US-Dollar, konnte man eine solche im September für weniger als 1'650 US-Dollar erstehen. Die Gründe: Der starke US-Dollar machte Investitionen in das in Dollar notierte Gold für ausländische Investoren teurer. Ebenso wurde der US-Dollar als sicherer Hafen dadurch noch beliebter - zulasten vom "Konkurrenten" Gold. Darüber hinaus erhöhten die zuletzt wieder deutlich steigenden Anleiherenditen die Opportunitätskosten eines Goldinvestments, das keine regelmässige Rendite abwirft. Wenn der US-Zinsstraffungszyklus 2023 dann aber sein Ende finden wird und der US-Dollar wieder fallen sollte - was sich bereits seit Oktober anbahnt -, könnte sich auch der Goldpreis nachhaltig erholen, meinen viele Experten.

Redaktion finanzen.ch

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