Zurück geht es hier Grüezi! Sie wurden auf finanzen.ch, unser Portal für Schweizer Anleger, weitergeleitet.  Zurück geht es hier.
Experten-Kolumne 01.10.2013 06:00:25

Zeit für Helden?

Kolumne

Die aktuellen Diskussionen um die Griechenland-Hilfen oder die Zinswende erinnern an Szenen eines Western-Films: Die Frist läuft ab und man muss sich entscheiden.

Im bekannten Westernfilm High Noon soll der Marshall einer Kleinstadt um zwölf Uhr Besuch von einem Killer bekommen und niemand will ihm zur Seite stehen.Er entscheidet sich für den Alleingang und besiegt letztlich die Bösen. Als ihn die Stadt als grossen Helden feiern will, zieht er jedoch von Dannen.

Setzt man nun den Marshall mit Griechenland gleich und zwölf Uhr mit dem 22. September, befinden wir uns auch heute im Wilden Westen. Das deutsche Fernsehduell von Kanzlerin Merkel und ihrem Herausforderer Steinbrück hätte eigentlich das Zeug dazu gehabt, Spannungen wie bei einem Revolverduell hervorzurufen. Stattdessen war es in langen Partien eher einschläfernd. Nun, nach der Wahl, steht die Siegerin fest – doch klare Botschaften zu Griechenland waren nicht Hauptthema der vergangenen Wahldebatten.

Ein weiteres Beispiel für eineHigh Noon-Situation repräsentiert der gegenwärtige Status des Wirtschaftswachstums auf beiden Seiten des Atlantiks: Jeder Investor muss für sich entscheiden, ob wir die Zinswende bei längeren Anleihe-Laufzeiten bereits im Mai 2013 gesehen haben und auch, ob aktuell ein temporärer Höchststand bei eben jenen Renditen vorliegt. Quasi High Noon bei Renditen und Aktien – Zeit für Entscheidungen.

Zurück zu Griechenland: Während die Oppositionspolitiker über Griechenland als „Fass ohne Boden“ lamentieren, sieht die Realität ganz anders aus. Zu diesem Schluss kommt man, wenn man den Primärsaldo, d. h. den Budgetsaldo von Primärausgaben und -einnahmen ohne Zinszahlungen, verschiedener Staaten vergleicht. Hier hat es Griechenland geschafft, sich von fast -11% in 2009 auf knapp über 0% Ende 2013 zu verbessern, und das in einer Zeit des fallenden Bruttoinlandsprodukts. Auch Italien hat übrigens in den letzten 15 Jahren, ohne die Zinszahlungen auf seine Schulden einzubeziehen, wesentlich mehr eingenommen als ausgegeben.Ein weiteres Beispiel ist Deutschland, wo sich der konjunkturelle Zyklus lehrbuchmässig direkt am Primärsaldo ablesen lässt. Der Verlauf des spanischen Saldos zeigt hingegen deutlich den Strukturbruch in 2007 und den mühevollen Weg zurück in Richtung Oberfläche, die aber selbst im optimistischen Fall der OECD-Prognose mit -4% im Jahr 2013 noch sehr weit entfernt ist. Ähnliches gilt für Portugal – ganz zu schweigen von Frankreich, das seit 2002 regelmässig ein Primärdefizit vollbracht hat.

Was die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der Volkswirtschaften angeht, zeigt sich Griechenland ebenfalls ganz vorne. Nur äusserst drakonische Massnahmen konnten zu einem derartigen Erfolg beim Umbau der Wirtschaft verhelfen. Nicht zuletzt zeigen die Leistungsbilanzsalden, dass Griechenland seit der Krise konstant und mit Erfolg an einer Verringerung des Defizits arbeitet.

Wenn man also in diesem Kontext weitere Hilfen für Griechenland auf dem Altar des Wahlkampfs opfern würde – und sei es auch nur, um damit zu drohen –, täte man den Griechen und der europäischen Idee Unrecht und verfiele dem Populismus. Im Gegenteil sollte man einmal darüber nachdenken, Griechenland bei seinen Anstrengungen zu unterstützen und in der dortigen Volkswirtschaft zu investieren. Keiner sagt, dass Entscheidungen immer leicht fallen.

Guido Barthels, CIO bei ETHENEA Independent Investors S.A. und Portfolio Manager der Ethna Funds

Guido Barthels blickt zurück auf mehr als 26 Jahre Berufserfahrung an den internationalen Kapitalmärkten und hat sich insbesondere als Rentenspezialist einen Namen gemacht. Seit 2008 ist er Fondsmanager der erfolgreich etablierten Ethna Funds und gestaltet deren aktives Vermögensverwaltungskonzept massgeblich mit.


Bildquelle: axelspringer

Börse aktuell - Live Ticker

US-Börsen schliessen mit Gewinnen -- SMI letztlich knapp im Plus -- DAX nach Allzeithoch mit Rekordschluss - 24'300-Punkte-Marke geknackt-- Asiens Börsen schliessen mehrheitlich in Grün

Der heimische Aktienmarkt notierte am Dienstag höher, während auch der deutsche Aktienmarkt Gewinne einfahren und sogar eine neue Bestmarke markieren konnte. Die Wall Street zeigte sich nach der Feiertagspause mit positiven Vorzeichen. Die wichtigsten Indizes in Fernost fanden am Dienstag keine gemeinsame Richtung.

finanzen.net News

Datum Titel
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}}