Zu schlecht für Berkshire |
30.01.2020 19:51:00
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Das Schicksal von Aktien, die Starinvestor Warren Buffett aus seinem Depot geworfen hat
Warren Buffett ist als Verfechter der Value Strategie keiner, der Aktien-Hopping betreibt. Die meisten seiner Investments sind langfristig angelegt. Umso interessanter, wenn sich der Starinvestor doch von Aktien trennt.
• Auch Starinvestoren machen Fehler
• Vielen Titeln bekommt der Buffett-Ausstieg nicht
Berkshire Hathaway, die Holdinggesellschaft des Milliardärs, kauft gemäss der Value Strategie Aktien, die unter ihrem Wert gehandelt werden und hält diese über einen langen Zeitraum. Damit fuhr das Unternehmen in der Vergangenheit recht gut, musste in der letzten Dekade angesichts hoher Börsenbewertungen aber einige Rückschläge einstecken. Aktuell diskutieren Experten darüber, ob die Strategie vor einem Comeback steht.
Wenn sich das Investmentvehikel von Buffett von Unternehmensanteilen getrennt hat, ging dies teils mit deutlichen Aktienkursbewegungen einher. Und nicht immer war die Entscheidung, Aktien aus dem Depot zu werfen, rückblickend auch die beste.
Home Depot
2005 stieg Buffett bei der US-Baumarktkette Home Depot ein - nur fünf Jahre später gab der Investor sein Engagement bei dem US-Konzern auch schon wieder auf. Als Berkshire Hathaway die Anteile an Home Depot aus dem Depot warf, war eine Aktie zwischen 25 und 26 US-Dollar wert. Peanuts im Vergleich zum heutigen Aktienkurs, der bei rund 234 US-Dollar liegt. Damit hat die Aktie seit dem Ausstieg von Buffett 800 Prozent zugelegt. Home Depot profitierte dabei auch von Patzern der Konkurrenz: Sowohl die Pleite des Einzelhändlers Sears als auch die Tatsache, dass Hauptkonkurrent Lowe’s unter Druck geraten war und zahlreiche Filialen schliessen und Mitarbeiter auf die Strasse setzen musste, trieb Kunden zu Home Depot und Anleger in die Aktie.
Diese Entwicklung konnte Buffett 2010 allerdings noch nicht voraussehen, er trennte sich von Home Depot-Aktien, als der Immobilienmarkt in den USA zunehmend unter Druck geriet und er davon überzeugt war, Home Depot wäre ein Opfer der damaligen Branchenentwicklungen. Was Buffett nicht erkannte, war, dass das Unternehmen als Baumarktkette nicht allein über einen starken Privatkundenbereich verfügte, sondern auch professionelle Handwerksunternehmen, die teils deutlich umsatzstärker sind, zu den Kunden von Home Depot gehören. Diese Strategie, bei der das Unternehmen beide Seiten - Privat- und Geschäftskunden - gleichermassen anspricht, macht es der Baumarktkette leichter, sich von aktuellen Entwicklungen abzukoppeln.
Selbst eine Umsatzwarnung für 2020 konnte der Aktie nicht nachhaltig schaden.
Zu früh ausgestiegen zu sein, könnte Warren Buffett speziell bei Home Depot also durchaus bereuen.
Lowe‘s
Zeit- und branchengleich zu Home Depot hat Buffett auch Aktien von Lowe’s aus dem Depot geworfen. Das Unternehmen entwickelte sich nach dem Ausstieg des Starinvestors allerdings nicht so gut, wie Konkurrent Home Depot. Auch hier war der Trennungsgrund wohl die absehbare schwache Entwicklung am US-Immobilienmarkt.
Wäre Buffett investiert geblieben, statt 2010 auszusteigen, hätte er speziell ab 2017 eine wahre Berg- und Talfahrt beim Aktienkurs erlebt. Denn so rund wie bei Home Depot lief das Geschäft bei der zweitgrössten Baumarktkette der USA nicht. Speziell 2018 wurde zu einem sehr durchwachsenen Jahr für Lowe’s. Das Unternehmen hatte zahlreiche Filialen schliessen müssen, mehrere tausend Menschen verloren ihre Jobs. Der Konzern liess einiges an Potenzial liegen, weil es ihm anders als der Konkurrenz nicht gelang, Geschäftskunden gezielt anzusprechen.
Dennoch hat sich die Aktie seit dem Ausstieg von Buffett positiv entwickelt: Während der Aktienkurs 2010 bei rund 21 US-Dollar gelegen hatte, hat sich der Wert seitdem fast versechsfacht.
General Electric
Der Mischkonzern General Electric war zwischen 2008 und 2017 im Depot von Berkshire Hathaway zu finden. Doch Mitte 2017 war Schluss: Buffett warf den Traditionskonzern raus. Dabei war der Starinvestor einst der Retter des von der Pleite bedrohten Unternehmens und verhinderte dessen Insolvenz mit einer Finanzsspritze in Höhe von drei Milliarden US-Dollar. Dabei nutzte der Starinvestor die infolge der damaligen Finanzkrise akut gesunkenen Kurse und handelte zudem angesichts der prekären Finanzlage des Unternehmens eine Sondervereinbarung bezüglich der Dividende für Berkshire aus. Auch Optionen auf weitere Aktien sicherte sich der Starinvestor, der offenbar davon überzeugt war, dass die GE-Aktie zu einer breiten Erholung ansetzen würde.
Tatsächlich lief es aber deutlich weniger gut, als von Buffett erhofft: Anders als Aktien des direkten Konkurrenten Siemens zeigten GE-Titel eine vergleichsweise schwache Performance und performten schlechter als der Markt. 2017 hatte Buffett genug und stellte seine komplette GE-Position glatt. Damit beendete er sein Engagement gerade noch rechtzeitig, denn seit dem Ausstieg, der im August 2017 bekannt wurde, hat die GE-Aktie eine wahre Talfahrt aufs Parkett gelegt, der Wert des Anteilsscheins hat sich halbiert. Zwischenzeitlich war es sogar noch deutlich tiefer nach unten gegangen. Buffett hat also offensichtlich gutes Timing an den Tag gelegt - Presseberichten zufolge soll er mit einem Plus von rund einer Milliarde US-Dollar aus seiner Beteiligung an General Eletric gegangen sein.
Verizon
2014 ist Warren Buffett bei Verizon eingestiegen und hat elf Millionen Aktien an dem Unternehmen erworben. Doch das Unternehmen hat sich als deutlich weniger gute Investition erwiesen, als von Buffett möglicherweise erhofft. Zwar hat die Aktie seit dem Jahr des Buffett-Einstiegs rund 25 Prozent zugelegt, blieb damit aber deutlich hinter der Entwicklung des Marktes zurück.
Schon zwei Jahre später zog der Starinvestor daher bereits die Reissleine und warf einen Grossteil der Verizon-Aktien wieder aus dem Berkshire-Depot, lediglich eine symbolische Beteiligung von 928 Anteilen behielt er. Der endgültige Cut erfolgte dann im Jahr 2019: Im ersten Quartal wurden alle Anteile des Telekommunikationskonzerns verkauft. Die Aktie des Unternehmens hat sich seit dem Komplettausstieg des Investors bewegt, wie die letzten Jahre auch: Wenig.
IBM
Auch IBM gehörte einst ins Buffett-Portfolio. Der Kauf der Aktien im Jahr 2011 war auch für Buffett-Anhänger einigermassen überraschend, denn der Milliardär hatte zuvor immer wieder betont, dass er Techaktien nicht verstünde und daher in dieser Branche nicht investiert sei. Schlussendlich besass die Berkshire-Holding 8,5 Prozent aller IBM-Aktien, warf 2017 aber einen Grossteil der Anteile raus. "Als ich die IBM-Aktien vor sechs Jahren gekauft habe, dachte ich, sie würden sich in der Zeit bis heute viel besser schlagen, als sie es getan haben", begründete Buffett seine Entscheidung damals. Zwar machte er bei der ersten Verkaufstranche vermutlich noch einen Gewinn, der endgültige Ausstieg 2018 ging aber mit Verlusten einher.
Doch der Ausstieg bei dem ehemaligen Apple-Konkurrenten erfolgte trotz des Verkaufes aller Aktien zunächst nicht so ganz, denn zeitgleich beteiligte sich Berkshire Hathaway an Red Hat, einem Open-Source-Unternehmen, das just zu diesem Zeitpunkt ein Übernahmeangebot von IBM vorliegen hatte und inzwischen als Tochter des Techkonzerns agiert. Red Hat wurde von der Börse genommen, die Aktionäre abgefunden - Buffett hat dabei einen Gewinn eingefahren. Die IBM-Aktie hat unterdessen seit dem Ausstieg von Buffett eine Achterbahnfahrt hingelegt - die Höchstände der Zeiten, in denen sie Teil des Berkshire-Depots war, hat der Anteilsschein aber nie wieder erreicht.
ExxonMobil
Auch der Ölriese ExxonMobil hatte einst einen Starinvestor als Anleger. Dabei dürfte es inbesondere die beeindruckende Dividendenhistorie gewesen sein, die Buffett 2013 von einem Investment überzeugt hat, bis zum Börsenstart von Saudi Aramco war Exxon zudem der grösste börsennotierte Ölkonzern der Welt. Mit Aktien im Wert von 3,7 Milliarden US-Dollar hat sich Buffett eingedeckt und zunächst entwickelten sich Titel des Ölgiganten wie erwartet und erfüllten die Berkshire-Ansprüche. Danach sackten aber die Ölpreise massiv ab, was Buffet nur kurze Zeit später - im vierten Quartal 2014 - dazu veranlasste, alle Anteile von ExxonMobil aus seinem Depot zu werfen. Je nach genauem Ein- und Ausstiegszeitpunkt könnte Buffett mit einem blauen Auge und einem leichten Gewinn aus seiner Investition gegangen sein. Die Entscheidung gegen den Ölkonzern war aus finanzieller Sicht übrigens eine gute, denn die Aktie von ExxonMobil hat seit dem Ausstieg des Investors rund ein Drittel an Wert eingebüsst.
ConocoPhilipps
Auch ein weiterer Branchenkollege von Exxon gehörte einst ins Buffett-Depot: Der US-Ölkonzern ConocoPhilipps. 2008 erwarb er die ersten Aktien - nur kurz bevor die Finanzkrise die Kurse weltweit abstürzen liess. Beim Einstiegszeitpunkt lag Buffett also daneben, wie er 2008 in einem Aktionärsbrief einräumte. Der Preiseinbruch bei Öl und Gas habe sein Unternehmen Milliarden gekostet, so der Berkshire-CEO selbstkritisch. Dass er sich 2014 komplett von ConocoPhilipps-Aktien trennte, war einer ähnlichen Entwicklung zu schulden: Wie Branchenkonkurrent Exxon geriet auch ConocoPhilipps in den Sog eines erneuten Ölpreiseinbruchs.
Seit dem Ausstieg ging es für die ConocoPhilipps-Aktie weiter abwärts.
USG Corp.
Mehr als ein Drittel der Anteile an USG waren jahrelang in den Händen von Berkshire Hathaway, doch zufrieden war Buffett mit der Börsenentwicklung des Baukonzerns nie. Zwischenzeitlich überstand das Unternehmen - auch dank Berkshire - einen Konkurs, einen deutlichen Beitrag zum Erfolg von Berkshire leistete USG aber wohl selten.
18 Jahre nach dem Einstieg zog der Investor 2018 schliesslich die Reissleine und befürwortete das Übernahmeangebot des Gipsherstellers Knauf, womit er sich gegen den damaligen USG-Vorstand stellte und einen Aufstand der Aktionäre unterstützte. Sieben Milliarden US-Dollar legte Knauf schlussendlich für USG auf den Tisch - ein grosser Teil des Geldes floss auch in die Taschen von Berkshire.
2019 wurde die Übernahme durch Knauf vollständig vollzogen, ein neuer Branchenführer entstand, an dem Buffett aber nicht mehr beteiligt ist.
Oracle
Eines der kürzesten Missverständnisse in der Investmentgeschichte von Berkshire Hathaway dürfte wohl die Beteiligung am SAP-Konkurrenten Oracle gewesen sein. Ende 2018 stieg der Buffett-Konzern bei dem Softwareriesen ein, nur ein Quartal später war schon wieder Schluss und das Unternehmen warf alle gehaltenen Oracle-Aktien wieder auf den Markt. Dieser Schritt überraschte viele Anleger, gilt Buffett doch als äusserst sorgfältig bei der Auswahl seiner Investitionen und zudem als langfristig orientiert.
Der Oracle-Aktie bekam das kurze Gastspiel im Berkshire-Depot nicht: Die Aktie performte im Verlauf deutlich schlechter als der Markt und entwickelte sich seitwärts. Damit lag sie nicht nur unter den Ansprüchen der Berkshire-Holding, sondern sorgte auch für Enttäuschung bei vielen Anlegern.
Redaktion finanzen.ch
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