Glücklicher Milliardär |
15.06.2024 23:21:00
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Dr. Herbert Wertheim: Das steckt hinter dem milliardenschweren Investor, von dem kaum jemand gehört hat
Das US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzt sein Vermögen auf rund 5,5 Milliarden US-Dollar und nennt ihn den "glücklichsten Milliardär der Welt". Doch obwohl viele Menschen weltweit die Erfindungen von Dr. Herbert Wertheim nutzen, haben wohl nur wenige von ihm gehört. Dabei hält der Optiker nicht nur zahlreiche Patente, sondern erarbeitete sich beispielsweise durch frühe Investitionen in Apple und Microsoft auch einen Ruf als ausgezeichneter Investor.
• Nach Dienst bei U.S. Navy Karriere als Optiker, Firmengründer und Investor
• Wertheims Strategie ähnelt der von Buffett, privat aber weitaus weniger bescheiden
Dr. Herbert Wertheim wurde laut "Forbes" 1939 in Philadelphia als Sohn von jüdischen Immigranten geboren, die vor den Nazis aus Deutschland geflohen waren. Obwohl er eine schwierige Kindheit hatte, die unter anderem von Armut geprägt war, hat sich Wertheim im Laufe seines Lebens ein Vermögen in Milliardenhöhe erarbeitet und gilt heute als renommierter Investor, Philanthrop und Geschäftsmann.
Erfolgsgeschichte eines "Dummkopfs"
In der Schule wurde Wertheim allerdings aufgrund seiner Legasthenie als dumm bezeichnet und musste dort manchmal "mit einer Narrenkappe auf dem Kopf in der Ecke" sitzen, wie er gegenüber "Forbes" erzählte. Diese Erlebnisse sowie Schwierigkeiten im Elternhaus führten dazu, dass er als Teenager mehrfach von zu Hause weglief und die Schule schwänzte. Im Alter von 17 Jahren landete er deshalb vor Gericht, wo ihn der Richter laut dem Wirtschaftsmagazin vor die Wahl stellte: Wertheim könne entweder der U.S. Navy beitreten oder müsse in eine staatliche Besserungsanstalt. Der Teenager wählte die Navy. "Da hat sich mein Leben verändert", sagte Wertheim gegenüber "Forbes". So erfuhr er dort unter anderem, dass er keineswegs dumm war. Er und seine Klassenkameraden seien in der Navy ständig getestet worden, um herauszufinden "wie schlau man ist". Bei diesen Tests habe er immer an der Spitze gelegen, vor allem in den Bereichen Mechanik und Organisation, so Wertheim. Er studierte daraufhin Physik und Chemie bei der Navy, bevor er in der Marinefliegerei arbeitete.
Nach seinem Austritt schrieb sich Herbert Wertheim an der University of Florida für Ingenieurwissenschaften ein, machte aber laut "Forbes" nie seinen Abschluss. Stattdessen arbeitete er neben seinem Studium für die NASA. 1963 erhielt er schliesslich ein Stipendium für den Besuch des Southern College of Optometry in Memphis und arbeitete im Anschluss an das erfolgreich abgeschlossene Studium als Optiker in einer eigenen Praxis. Nach Feierabend tüftelte Wertheim an eigenen Erfindungen und entwickelte 1969 eine Tönung für Brillengläser aus Kunststoff, die ultraviolettes Licht absorbieren kann. Er war somit der Erste, der UV-Licht-Absorber für Brillengläser entdeckte und herstellte und ausserdem erkannt hatte, dass UV-Licht Katarakte und Netzhautschäden verursacht.
1970 gründete Dr. Herbert Wertheim seine eigene Firma Brain Power, die er auch heute noch leitet. Brain Power bietet Tönungen, Farbstoffe und andere Technologien für Brillen sowie diagnostische Produkte für Optiker, Augenärzte und optische Labore an und gehört in diesem Bereich laut eigenen Angaben zu den weltgrössten Herstellern. Die Firma besitzt laut "Forbes" mehr als 100 Patente und Urheberrechte - Wertheim selbst hält laut "Florida Inventors Hall of Fame" neun Patente - und generiert laut "Benzinga" Nettogewinne von rund zehn Millionen US-Dollar pro Jahr. Den Cashflow aus seinem Unternehmen nutzt Wertheim dabei für seine Investitionen.
Von der ersten Aktie zum milliardenschweren Investor
Die Zeit bei der U.S. Navy hat nicht nur Dr. Herbert Wertheims berufliche Laufbahn geprägt, sondern auch seine Karriere als Investor angestossen. Denn laut "Forbes" tätigte Wertheim seine erste Investition im Alter von 18 Jahren, indem er sich von seinem Sold Aktien von Lear Jet kaufte. Mit der Firma, die damals noch Produkte für die Luftfahrt herstellte, sowie ihrem Gründer kam er ebenfalls über seine Tätigkeit bei der Navy in Berührung.
Lear Jet blieb jedoch nicht seine einzige Investition. So erkannte Wertheim durch seine Vertrautheit mit Computern und seinen Hintergrund als Erfinder früh das Potenzial von Apple und Microsoft und investierte jeweils schon beim Börsengang in die heutigen Tech-Giganten. Seine Positionen bei beiden Firmen sind laut "Forbes" mittlerweile jeweils einen dreistelligen Millionenbetrag wert. Der Selfmade-Milliardär besitzt ausserdem grössere Beteiligungen an General Electric, Alphabet, BP, Bank of America, IBM, 3M und Intel.
Einer von Wertheims grössten Erfolgen an der Börse dürfte allerdings auch das Investment in das Luftfahrt- und Elektronik-Unternehmen HEICO sein, dessen grösster Einzelinvestor er auch heute noch ist. Er kaufte laut "Benzinga" in den 1980ern für fünf Millionen US-Dollar Anteilsscheine des Unternehmens, als dieses noch eine Pennystock mit einem Preis von 0,33 US-Dollar je Aktie war, und half in der Folge dabei, HEICO zu einem erfolgreichen Konzern aufzubauen. Mittlerweile kostet eine HEICO-Aktie 225m50 US-Dollar (Stand: Schlusskurs vom 12. Juni 2024).
Erfolgreich mit traditioneller Investmentstrategie
Insgesamt ähnelt der Investmentstil von Dr. Herbert Wertheim dem von Starinvestor Warren Buffett. So setzt auch Wertheim auf eine langfristige Buy-and-Hold-Strategie und bevorzugt - neben Industrie- und Technologiewerten - verlässliche Dividendenzahler. Die Unternehmen für eine Investition wählt er jedoch aus, indem er für mehrere Stunden pro Woche ihr "intellektuelles Kapital" studiert. Er frage sich immer, wie hoch das intellektuelle Kapital eines Unternehmens sei, um wachsen zu können, so Wertheim gegenüber "Forbes". Dabei konzentriere er sich auf Patente und technische Wälzer eines Unternehmens und nicht auf Finanzkennzahlen.
"Mein Ziel ist es, zu kaufen und fast nie zu verkaufen", sagte er ausserdem laut dem Wirtschaftsmagazin. Kursrücksetzer sieht der Investor dabei als Gelegenheit an, ein Investment zu einem besseren Preis aufzustocken. "Wenn Ihnen etwas für 13 Dollar pro Aktie gefällt, sollten Sie es auch für 12, 11 oder 10 Dollar pro Aktie mögen", so Wertheim. "Wenn eine Aktie weiter fällt und Sie daran glauben und recherchieren, dann kaufen Sie mehr. Sie bekommen tatsächlich ein besseres Angebot", zeigte sich der erfolgreiche Investor gegenüber "Forbes" überzeugt.
Da Wertheim seine Aktien möglichst nicht verkauft, nutzt er neben den Einnahmen aus seinem Unternehmen Brain Power vor allem die erhaltenen Dividenden, um seinen Lebensstil zu finanzieren oder neue Investments zu tätigen. "Man nimmt das, was man mit Schweiss auf der Stirn verdient [hat], dann nimmt man einen Prozentsatz davon und investiert ihn in die Arbeit anderer Leute", beschrieb Wertheim seinen Investmentansatz, der ihn reich gemacht hat, gegenüber "Forbes".
Fokus auf Work-Life-Balance und Wohltätigkeit
Doch neben aller Arbeit achtet Dr. Herbert Wertheim auch darauf, dass sein Privatleben nicht zu kurz kommt. "Mein Ding ist, ich wollte Freizeit haben. Für mich ist es das Kostbarste, Zeit zu haben", so der Investor, der seit mehr als 50 Jahren mit seiner Frau Nicole verheiratet ist und zwei Kinder hat. Gemeinsam besitzt das Paar mehrere Anwesen in den USA, eine Immobilie in London und ausserdem zwei Luxus-Appartements auf der Yacht "World Residences at Sea", wo sie laut "Forbes" viele Winter verbringen. Womöglich gilt Wertheim auch deshalb für "Forbes" als "glücklichster Milliardär der Welt", weil sein Fokus nicht nur auf seiner Arbeit liegt.
Wertheim ist allerdings auch als Philanthrop bekannt. Er ist Mitglied von "The Giving Pledge" und leistete - unter anderem über seine bereits 1977 gegründete Stiftung - bedeutende Spenden an Bildungseinrichtungen, medizinische Forschungseinrichtungen und gemeinnützige Organisationen. Besonders hervorzuheben sind seine Spenden an die Florida International University, die University of Florida und die University of California, San Diego, wo zahlreiche Einrichtungen seinen Namen tragen. "Ohne die Hilfe unseres öffentlichen universitären Bildungssystems hätte ich die Ausbildung und die Chancen, die ich hatte, nicht erreicht", begründete Wertheim laut "Forbes" sein wohltätiges Engagement.
Redaktion finanzen.ch
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