Gegenwind droht |
02.03.2022 22:43:00
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Gegenwind für NVIDIA: Vor diesen Herausforderungen steht der Chipkonzern
Die hohe Nachfrage nach Produkten des Unternehmens lässt das NVIDIA-Geschäft boomen. Doch dem Unternehmen droht Gegenwind - von verschiedenen Seiten.
• Starke Wachstumsaussichten voraus
• Gegenwind droht durch Marktbedingungen und Konkurrenz
53 Prozent Umsatzplus konnte der Grafikkartenhersteller und Chipkonzern NVIDIA im abgelaufenen Geschäftsquartal vermelden. Die Erlöse kletterten auf 7,6 Milliarden US-Dollar, unter dem Strich blieb ein Gewinn von 3 Milliarden US-Dollar hängen - etwa doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum. Geht es nach NVIDIA, dürfte sich diese Entwicklung auch im laufenden Vierteljahr fortsetzen: Der Konzern rechnet mit einem Umsatzsprung auf 8,1 Milliarden US-Dollar, damit sind die Konzernziele nochmals optimistischer als die Expertenschätzungen.
Starke Nachfrage treibt das Geschäft an
Dabei profitiert NVIDIA auf mehreren Ebenen von starker Nachfrageaktivität. Zum einen ist der Chiphersteller in einem Geschäft aktiv, in dem aktuell der Bedarf extrem hoch ist. Die Nachfrage nach Chips insbesondere für den Bereich künstliche Intelligenz bleibt unverändert auf hohem Niveau, der globale Chipmangel dürfte noch einige Zeit anhalten. Insbesondere im Autogeschäft rechnet sich NVIDIA hier eine grosse Marktdurchdringung mit eigenen Produkten aus: In zehn Jahren will das Unternehmen rund zehn Millionen Fahrzeuge mit NVIDIA-Chips ausgestattet haben. Zuletzt hatten die US-Amerikaner hier allerdings einen Rückschlag hinnehmen müssen: Da viele Autobauer ihre Produktion angesichts fehlender Halbleiter bremsen und teilweise sogar stilllegen mussten, sanken die Erlöse, die NVIDIA im Autobereich erzielte, im vierten Quartal um 14 Prozent.
Deutlich besser lief das Geschäft mit Rechenzentren, auch hier blieb die Nachfrage nach NVIDIA-Produkten unverändert hoch. Mit Erlösen von 3,26 Milliarden US-Dollar konnte das Segment fast zum grössten Umsatzgaranten des Unternehmens, dem Gaming-Bereich aufschliessen. Dort erzielte NVIDIA im Berichtsquartal Erlöse von 3,42 Milliarden US-Dollar - rund 37 Prozent mehr als vor Jahresfrist. In diesem Geschäftsbereich waren es insbesondere die Grafikkarten von NVIDIA, die den Umsatzbeitrag lieferten.
In der jüngeren Vergangenheit hatten die Preise für Grafikkarten des Unternehmens deutlich angezogen, da insbesondere die NVIDIA-GeForce-Modelle auch von Kryptoschürfern verstärkt zum Minen von Kryptowährungen genutzt werden. NVIDIA hatte darauf eigene Kryptoserien angekündigt, um der wichtigen Kundengruppe im Gaming-Segment entgegenzukommen und gleichzeitig der neu aufgekommenen Nachfrage aus dem Kryptobereich gerecht zu werden.
Gute Aussichten dank starker Geschäftsausrichtung
Die Ausrichtung des NVIDIA-Geschäfts - der Fokus auf Künstliche Intelligenz, Rechenzentren und Gaming - dürfte das Unternehmen auch künftig auf dem Wachstumspfad halten. Denn die Geschäftsbereiche sind allesamt zukunftsfähig - hinzu kommt noch das Engagement im Kryptobereich.
Besonders im Blick behalten sollten Anleger die Bestrebungen im Metaverse, das NVIDIA als Omniverse bezeichnet. Künstliche Intelligenz wird in diesem Segment eine herausragende Rolle spielen und NVIDIA will sich eine starke Marktposition verschaffen. Bereits jetzt nutzen Unternehmen die virtuelle Omniverse-Umgebung, um in realistischen 3D-Bedingungen etwa Produktionsbedingungen zu testen oder Optimierungspotenzial zu ergründen.
Und auch die Autobranche wird mit dem Fokus auf selbstfahrende Fahrzeuge voraussichtlich weiter stark von Halbleitern abhängig sein und die Nachfrage nach NVIDIA-Produkten oben halten.
Risiken für die NVIDIA-Aktie
Kurz- bis mittelfristig dürfte das Wachstum von NVIDIA aus rein operativer Sicht also gesichert sein. Doch insbesondere bei der Börsenentwicklung kann sich auch der US-Konzern von aktuellen Marktentwicklungen nicht abkoppeln.
Techtitel sind an den US-Börsen in den vergangenen Monaten kräftig unter die Räder gekommen: Die NVIDIA-Aktie hat seit Jahresstart rund 19 Prozent verloren, auf Dreimonatssicht hat sich die Börsenbewertung um fast ein Viertel reduziert. An den Märkten hat zuletzt eine Rotation eingesetzt - weg von Techtiteln mit hohem KGV, zu denen auch NVIDIA gehört, hin zu Value-Aktien.
Schuld an den jüngsten Abschlägen bei Techtiteln war insbesondere die kommende Zinswende. Die US-Notenbank wird angesichts der hohen Inflationsrate voraussichtlich bereits im März an der Zinsschraube drehen, die US-Bank Goldman Sachs rechnet aktuell mit sieben Zinsschritten in diesem Jahr, um die Teuerungsrate in den Griff zu bekommen.
Weiterer Gegenwind droht NVIDIA zudem durch zunehmende Konkurrenz. Inzwischen arbeiten mit Alphabet, Microsoft oder Amazon auch Techriesen, die nicht zur eigentlichen Peer Group von NVIDIA gehören, an der Entwicklung von KI-Chips. Hier könnte der US-Konzern Marktanteile verlieren.
Hinzu kommt eine zu erwartende Normalisierung bei den Preisen für Grafikkarten, insbesondere dann, wenn Konkurrent Intel und NVIDIA selbst, speziell auf die Kryptozielgruppe zugeschnittene Produkte auf den Markt bringen. Die für NVIDIA wichtige Zielgruppe der Gamer, die zuletzt unter den hohen Preisen gelitten hatte, dürfte diese Entwicklung wieder besänftigen, das Wachstum in der Gaming-Sparte könnte aber darunter leiden - und auch die NVIDIA-Aktie in Mitleidenschaft ziehen.
Mittelfristig positiv könnte aber ein möglicherweise anstehender Aktienrückkauf auf die NVIDIA-Aktie wirken. Die gescheiterte Akquisition von Arm lässt Anleger auf ein Rückkaufprogramm hoffen, mit dem das Unternehmen die eigenen Investoren wieder besänftigen könnte. Noch gibt es diesbezüglich aber keine Ankündigung.
Redaktion finanzen.ch
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