Fusion? |
15.01.2025 13:02:00
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SGS-Aktie verliert, Bureau Veritas-Aktie stark: SGS bestätigt Fusionsgespräche mit Bureau Veritas
Der Genfer Warenprüfkonzern SGS führt mit seinem französischen Konkurrenten Bureau Veritas Gespräche über eine mögliche Fusion.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg könnte der Deal bereits in den kommenden Wochen bekannt gegeben werden. Sie berief sich dabei auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person. Die Gespräche seien weit fortgeschritten, könnten sich aber verzögern oder scheitern, hiess es in dem Bloomberg-Bericht vom Dienstagabend weiter.
Sowohl SGS als auch Bureau Veritas bestätigten die Gespräche am Mittwoch. Es gebe jedoch keine Garantie, dass diese zu einer Transaktion oder einer ähnlichen Vereinbarung führen würden. Beide Unternehmen wollten die Angelegenheit nicht weiter kommentieren.
Neuer Mega-Konzern
Auf einen Schlag entstünde in der Warenprüf- und Inspektionsbranche ein Player von bisher nicht gekanntem Ausmass. Die heutige Nummer 1 und die Nummer 2 der Branche kämen zusammen auf einen Jahresumsatz von gut 12 Milliarden Franken. Der gemeinsame Marktanteil läge bei rund 15 Prozent, der gemeinsame Börsenwert bei knapp 35 Milliarden.
Ein leichtes Übergewicht liegt bei SGS. Der Genfer Konzern erzielte 2023 einen Umsatz von 6,6 Milliarden Franken (Marktanteil 8%), Bureau Veritas einen von 5,9 Milliarden (7%).
Doch macht der Mega-Konzern überhaupt Sinn? In Analystenkreisen gibt es zumindest Zweifel. Die Risiken könnten angesichts der Grösse und Komplexität einer Fusion die Vorteile überwiegen, heisst es etwa in einem Kommentar der britischen Bank Barclays.
Zahlreiche Schwierigkeiten
Auch Berenberg zeichnet ein eher negatives Bild. Aus Sicht der Aktionäre spräche zwar einiges für die Fusion. Auch gäbe es ein gewisses Synergiepotenzial. So könnten Kosten eingespart und in einigen Bereichen zusätzliche Umsätze generiert werden.
Gleichzeitig gebe es aber auch zahlreiche Schwierigkeiten in Bezug auf Marktanteile, Überschneidungen und Schwerpunkte. So befürchtet der zuständige Analyst Umsatzeinbussen bei wichtigen Kunden. Zudem hegt er Zweifel, ob die beiden Unternehmen kulturell, strategisch und administrativ überhaupt zusammenpassen.
Hinzu kämen kartellrechtliche Fragen in verschiedenen Endmärkten und Regionen. Der Deal hänge auch von der Zustimmung der Wendel SE ab, die mit einem Anteil von 26,5 Prozent grösster Aktionär von Bureau Veritas ist, und wahrscheinlich auch von der Genehmigung der französischen Regierung, heisst es bei Barclays.
Ego-Probleme
Auch für die Bank Vontobel ist es noch zu früh, um zu sagen, ob es am Ende zu einem Deal kommt. Die beiden Unternehmen beäugten sich seit Jahren, schreibt der zuständige Vontobel-Experte. So sei eine Fusion schon vor mehr als 20 Jahren eine Obsession des früheren SGS-Präsidenten Sergio Marchionne gewesen.
Und es sei wohl das dritte oder vierte Mal, dass Gespräche geführt würden, aber das erste Mal, dass sie öffentlich würden. Gescheitert seien sie aber immer am Ego der beiden Parteien. Dabei geht es etwa um die Frage des Hauptsitzes, den Bureau Veritas gerne in Paris sähe, und um die Frage, wer den Verwaltungsratspräsidenten und wer den CEO stellt.
SGS-Aktien klar tiefer, Bureau Veritas-Papiere profitieren
Die Aktien von SGS stehen am Mittwoch im frühen Handel unter Druck. Der Genfer Warenprüfkonzern hat am Morgen Fusionsgespräche mit dem französischen Konkurrenten Bureau Veritas (BV) bestätigt. Es wäre die bisher grösste Fusion der Branche. Analysten sehen zwar Synergieeffekte, sind aber eher skeptisch, ob es tatsächlich zu einem Abschluss kommt.
Die SGS-Aktie verliert zeitweise an der SIX 5,85 Prozent auf 87,22 Franken. Bisher hatten die Titel im neuen Jahr knapp 2 Prozent zugelegt, im vergangenen Jahr sogar gut 25 Prozent.
Dagegen liegt die an der EURONEXT gehandelte Aktie von Bureau Veritas mit 2,63 Prozent im Plus bei 30,48 Euro. Der Kontrast liesse sich damit erklären, dass die Gespräche von SGS ausgehen, was aus Börsensicht für BV vorteilhaft sei, wie es in einem Kommentar von Bernstein SG heisst.
Es wäre die grösste Transaktion, die je im Inspektionsgeschäft stattgefunden hat, so ein Kommentar von UBS. Zusammen würden SGS als Nummer eins der Branche (8% Marktanteil) und BV als Nummer zwei (7%) einen Marktanteil von 15 Prozent in einem stark fragmentierten Markt erreichen.
Einige Analysten sehen auch ein erhebliches Synergiepotenzial. Da sich die Branche derzeit in einer sehr guten Verfassung befinde und sehr dynamisch wachse, würde eine Zusammenarbeit aus einer Position der Stärke angegangen, schreibt zudem die ZKB.
Auch aus wettbewerbsrechtlicher Sicht sieht der zuständige ZKB-Experte keine grossen Hindernisse. Der TIC-Markt sei noch nicht stark konsolidiert und die vier grössten Player hätten zusammen nur einen Marktanteil von 20 bis 25 Prozent, schreibt er.
Dennoch hegen einige Analysten erhebliche Zweifel, ob die Transaktion tatsächlich zustande kommt. Es sei wohl bereits das dritte oder vierte Mal, dass solche Gespräche geführt würden, wobei entsprechende Pläne immer aus Ego-Gründen (Hauptsitz, CEO/VRP etc.) gescheitert seien, heisst es bei Vontobel.
Sehr skeptisch äussern sich auch die Experten von Bernstein SG. Aus Sicht der strategischen Aktionäre - beide Firmen haben Aktionäre mit grösseren Anteilen - möge es zwar gute Gründe für eine Fusion geben, wie etwa einen günstigen Ausstieg. Aber sonst gebe es zahlreiche Komplikationen etwa in Bezug auf Marktanteile, Überschneidungen und den Fokus.
"Auch wenn dies in einigen Bereichen eine schnelle Lösung sein könnte, wirkt es doch ziemlich plump", schreiben die Experten von Bernstein SG. Als Knackpunkte werden etwa mögliche Umsatzverluste bei wichtigen Kunden, das Kartellrecht in bestimmten Endmärkten und Regionen sowie die kulturelle, strategische und verwaltungstechnische Eignung einer Fusion genannt.
jl/uh/hr
Genf (awp)
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