Zwei Jahre |
15.11.2023 15:52:00
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Siemens Energy-Aktie gesucht: Siemens Energy rechnet mit weiteren Verlusten im Windgeschäft - Trennung von Indien-Geschäft
Siemens Energy rechnet noch für mindestens zwei weitere Jahre mit Verlusten im Windgeschäft.
Trotzdem plant Siemens Energy im Konzern für das laufende Jahr mit einem Überschuss von rund 1 Milliarde Euro. Darin sind allerdings Mittelzuflüsse zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro aus Veräusserungen und beschleunigtem Portfolioumbau enthalten. So erlöst Siemens Energy aktuell bereits 2,1 Milliarden Euro durch den Verkauf eines grossen Aneils an Siemens India an die ehemalige Konzernmutter.
Im vergangenen Jahr führten unter anderem Qualitätsprobleme bei Onshore-Windanlagen, gestiegenen Kosten und Anlaufproblemen für eine neue Offshore-Turbine von Siemens Gamesa den gesamten Konzern tief in die roten Zahlen. Netto stand ein Fehlbetrag von knapp 4,6 (Vorjahr: 0,7) Milliarden Euro zu Buche. Der Erfolg der übrigen Geschäftsbereiche, die 70 Prozent des Jahresumsatzes von Siemens Energy ausmachen, seien durch die Probleme im Windgeschäft überschattet worden, heisst es in der Mitteilung.
Immerhin gab es zuletzt keine weiteren Rückstellungen im Windgeschäft. Die technische Analyse der Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Anlagen sei nahezu abgeschlossen, es hätten sich keine weiteren Probleme gezeigt. Um Siemens Gamesa wieder profitabel zu machen, werde der Umfang der Geschäftsaktivitäten überprüft. Details sollen beim Kapitalmarkttag am 21. November genannt werden.
Insgesamt verzeichnet Siemens Energy starke Nachfrage. Das Neugeschäft stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr vergleichbar um gut ein Drittel auf 50,4 Milliarden Euro, der Konzern sitzt auf einem Auftragspolster von 112 Milliarden Euro. Der Bund stellt eine Bürgschaft von 7,5 Milliarden Euro, damit Grossprojekte auch realisiert werden können.
Für das neue Geschäftsjahr rechnet der Konzern mit einem erheblichen Rückgang des Wachstumstempos im Segment Gasturbinen. Im Konzern wird das vergleichbare Umsatzwachstum deshalb noch bei 3 bis 7 Prozent liegen - nach einem Plus von 9,9 Prozent im abgelaufenen Jahr. Die bereinigte operative Marge erwartet Siemens Energy zwischen minus 2 und plus 1 Prozent nach minus 8,9 Prozent im vergangenen Jahr.
Siemens Energy bekommt Garantien von Bund und Banken
Siemens Energy bekommt vom Bund eine Milliardenbürgschaft zur Absicherung künftiger Grossaufträge. Banken stellen Garantien für insgesamt 12 Milliarden Euro, dabei steht der Bund mit bis zu 7,5 Milliarden Euro dafür gerade, wie das Bundeswirtschaftsministerium bereits am Dienstag mitteilte.
Wie vom Bund gefordert ist auch der ehemalige Mutterkonzern Siemens, der noch 25,1 Prozent der Anteile am kriselnden Energietechnikunternehmen hält, mit im Boot. Siemens gewährt eine Erstverlusttranche im Volumen von bis zu 1 Milliarde Euro: Auf sie können die Banken im Schadensfall vorrangig zurückgreifen.
Siemens hat sich dafür im Gegenzug bei Siemens Energy abgesichert - mit einem Pfandrecht über ein Aktienpaket sowie vereinbarte Zahlungsstundungen, wie Siemens Energy am Mittwochmorgen mitteilte.
Siemens stellt Siemens Energy überdies weitere 2,1 Milliarden Euro zur Stärkung der Bilanz zur Verfügung. Dafür überträgt Siemens Energy dem Grossaktionär 18 Prozent an Siemens Ltd, der indischen Vertriebsorganisation. Der Anteil von Siemens an Siemens India steigt dadurch auf 69 Prozent, der von Siemens Energy sinkt auf 6 Prozent. Der Teilverkauf sei "ein erster Schritt im Rahmen der geplanten, nun beschleunigten Entflechtung von Siemens Energy und der Siemens AG in Indien", hiess es.
Üblicherweise werden Garantien bei Grossprojekten von den Auftraggebern selten gezogen. Wegen der fortgesetzt hohen Verluste bei der Windkraft-Tochter Siemens Energy zögerten Banken jedoch zuletzt, Siemens Energy weiterhin Garantien in dieser Grössenordnung zu geben. "Denn bei den Garantiestellern könnten Klumpenrisiken auf einem technologisch herausfordernden Markt entstehen", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium. Siemens Energy sass Ende September auf einem Auftragspolster von 112 Milliarden Euro.
Die Inanspruchnahme der Bundesgarantien hat Folgen für die Aktionäre: Solange sie laufen, dürfen weder Dividenden noch Boni an den Vorstand ausgezahlt werden. Siemens Energy hat im vergangenen Jahr wegen der Probleme im Windkraftgeschäft einen Nettoverlust von 4,6 Milliarden Euro eingefahren. Noch zwei weitere Jahre wird Siemens Gamesa nach jetzigem Stand rote Zahlen schreiben.
Siemens Energy sieht in zwei Segmenten mittelfristig mehr Wachstum
Siemens Energy ist in den zwei kleineren seiner vier Geschäftssegmente mit Blick auf das Wachstum mittelfristig etwas optimistischer. Grid Technology, das Geschäft mit der Netztechnik, werde 2026 niedrig zweistellig wachsen, teilte der Energietechnikkonzern bei Vorlage seiner Jahresbilanz mit. Bislang galt für 2025 das Ziel eines mittleren einstelligen Wachstums.
Das Segment Transformation of Industries, zu dem auch das neue Wasserstoff-Geschäft gehört, werde mittelfristig hoch einstelliges Wachstum zeigen statt wie bisher erwartet mittleres einstelliges Wachstum.
Damit seien für beide Bereiche auch höhere Margenziele 2026 im Vergleich zu 2025 verbunden, hiess es weiter. Einzelheiten will Siemens Energy auf dem Kapitalmarkttag in der nächsten Woche nennen.
Siemens Energy redet mit weiteren Ländern wegen Garantien
Nach der Bürgschaft durch Deutschland spricht der Energietechnikkonzern Siemens Energy auch mit anderen Ländern über Garantien. Dies sei Teil der bereits am Dienstag genannten Garantien über insgesamt 15 Milliarden Euro. 3 Milliarden sollen dabei von anderen Beteiligten kommen, erklärte das Unternehmen am Mittwoch. Diese Summe werde durch eine Kombination aus staatlichen Programmen in anderen Ländern, der EU und der Optimierung von Garantien gesichert, hiess es.
Berichten spanischer Medien zufolge ist auch die dortige Regierung an diesen Gesprächen beteiligt. Ein grosser Teil der schwächelnden Windkraftsparte von Siemens Energy, die der Kern der aktuellen Schwierigkeiten ist, sitzt in Spanien.
Siemens Energy: Aktuell kein Rückzug aus dem Onshore-Windgeschäft
Siemens Energy wird sich vorerst nicht aus dem Geschäft mit Onshore-Windkraftanlagen zurückziehen. Man werde nicht sagen können, "das machen wir nicht mehr", sagte Vorstandschef Christian Bruch auf der Bilanzpressekonferenz in München. Ein solcher "Knalleffekt" sei in der nächsten Woche auf dem Kapitalmarkttag nicht zu erwarten. Vorrangig sei es, die Qualitätsprobleme bei den Onshore-Turbinen "zu fixen". Das Unternehmen werde sich aber in Zukunft auf bestimmte Turbinen und Märkte beschränken, kündigte er an. "Man wird sich mehr fokussieren müssen", so Bruch.
Untersucht werde etwa, welche Turbine standardisiert in welche Ländern verkauft werden könne. Vereinfachung sei hier ein wesentliches Thema. Die Frage, in welchen Ländern Siemens Energy vertreten bleibt, entscheidet sich aber auch am Wettbewerb. Europa und die USA stehen als Kernregionen für das Windgeschäft von Siemens Energy aber nicht zur Disposition.
Im XETRA-Handel geht es für Siemens Energy-Aktien zeitweise um 5,90 Prozent aufwärts auf 10,86 Euro.FRANKFURT (Dow Jones) / MÜNCHEN (awp international)
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