Strich durch die Rechnung |
14.11.2024 17:44:06
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Swiss Re-Aktie gewinnt: Gewinneinbruch im Sommerquartal
Die Swiss Re hat im Sommerquartal einen Gewinneinbruch hinnehmen müssen.
Von Juli bis September erzielte die Swiss Re nur noch einen Gewinn von 102 Millionen Dollar. Vergleichszahlen zum Vorjahr legte der Traditionskonzern nach einer Rechnungslegungsumstellung nicht vor. Der Einbruch ist keine Überraschung, da die Swiss Re vor einer Woche eine Gewinnwarnung veröffentlicht hatte. Analysten hatten vor der Gewinnwarnung mit 835 Millionen Reingewinn im dritten Quartal gerechnet.
Damit fiel der Reingewinn in den ersten neun Monaten auf 2,19 Milliarden Dollar. Denn die Swiss Re hat die Rückstellungen im US-Haftpflichtgeschäft (P&C Re) im dritten Quartal 2024 um 2,4 Milliarden Dollar erhöht. Die Rückstellungen betreffen Schäden aus früheren Jahren, stehen also nicht im Zusammenhang mit den Schadenereignissen der jüngsten Hurrikane in den USA. Damit belaufen sich die Aufstockungen der Rückstellungen in den ersten neun Monaten des Jahres auf insgesamt 3,1 Milliarden Dollar.
Die Aufstockungen wurden teilweise durch Auflösungen in anderen Sparten kompensiert. Dies führte im dritten Quartal zu einer Nettoaufstockung der Rückstellungen für Schäden aus früheren Jahren um 2,0 Milliarden Dollar.
Die Reservenaufstockung trieb den Schaden-Kosten-Satz (Combined Ratio) um 13,3 Prozentpunkte nach oben, so dass er in den ersten neun Monaten auf 92,8 Prozent stieg nach 84,5 Prozent im Halbjahr. Unter einem Wert von 100 Prozent ist das Geschäft versicherungstechnisch profitabel.
Naturkatastrophenschäden von 813 Millionen
Dennoch erzielte die Sach- und Haftpflichtrückversicherung-Sparte in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 603 Millionen Dollar. Dabei habe die starke Performance beim Zeichnen von Rückversicherungsrisiken die Aufstockung der Rückstellungen mehr als kompensiert, hiess es.
Die Grossschäden infolge von Naturkatastrophen beliefen sich in den ersten neun Monaten auf 813 Millionen Dollar, wovon 743 Millionen Dollar auf das dritte Quartal entfielen. Dies betraf vor allem den schweren Hagelsturm im kanadischen Calgary, den Sturm "Boris" in Europa und die Hurrikane "Debby" und "Helene".
Für den Hurrikan "Milton", der im Oktober über Florida wütete, erwartet die Swiss Re derzeit Schäden von unter 300 Millionen Dollar. Diese würden das Ergebnis des Rückversicherers im vierten Quartal 2024 belasten, hiess es.
Corso läuft gut
Besser lief es bei der Firmenversicherungssparte Corporate Solutions (Corso), die einen Gewinn von 642 Millionen Dollar einfuhr. Das zugrunde liegende Geschäft habe eine starke Performance erzielt. Naturkatastrophenschäden beliefen sich auf 294 Millionen Dollar. Zudem seien nur geringere Grossschäden, die durch Menschen verursacht wurden, angefallen. Der Schaden-Kosten-Satz belief sich auf 89,4 Prozent.
Im Lebenrückversicherungsgeschäft L&H Re fuhr die Swiss Re einen Gewinn von 1,2 Milliarden Dollar ein. Massgeblich hierfür waren sowohl die starken Kapitalerträge als auch die soliden Margen im Bestandsgeschäft. Die Sterblichkeitsraten in den USA waren in den ersten neun Monaten 2024 weiterhin geringfügig niedriger als erwartet, was durch ungünstige Entwicklungen vor allem in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika ausgeglichen wurde.
Iptiq vergrössert Verlust
Der geplante Ausstieg aus der 2016 gegründeten Digitalversicherungsplattform Iptiq verlaufe derweil planmässig, heisst es weiter. Diese vergrösserte in den ersten neun Monaten wegen eines Goodwillabschreibers den Verlust auf 241 Millionen Dollar nach 182 Millionen Dollar im ersten Halbjahr.
Der nach der Umstellung der Rechnungslegung auf den Standard IFRS neu ausgewiesene Versicherungsumsatz der Swiss Re lag in den ersten neun Monaten bei 33,71 Milliarden Dollar.
Jahresziele gesenkt
Mit der Gewinnwarnung hat die Swiss Re ihre Jahresziele gesenkt: Neu erwartet der Konzern bei normalem Schadenverlauf im restlichen Jahr einen Reingewinn für 2024 von mehr als 3 Milliarden Dollar. Das sind 600 Millionen weniger als bisher.
Zudem erwartet die Swiss Re, dass die Sparte P&C Re den angestrebten Schaden-Kosten-Satz von weniger als 87 Prozent im Jahr 2024 aufgrund der erhöhten Rückstellungen im dritten Quartal nicht erreichen wird.
Dagegen seien die anderen beiden Sparten auf Kurs zu den Jahreszielen, hiess es weiter. So soll die Erstversicherungssparte Corporate Solutions (Corso) eine Combined Ratio von weniger als 93 Prozent erreichen. Und die Lebensparte soll einen Gewinn von rund 1,5 Milliarden Dollar einfahren.
Im Dezember will die Swiss Re über neue Ziele für 2025 informieren.
Die Aktien von Swiss Re sind am Donnerstag mit Verlusten in den Handel gestartet. Der Rückversicherer hat vorbörslich seine detaillierten Quartalszahlen veröffentlicht, die aber nach der Gewinnwarnung vor Wochenfrist wenig Überraschendes brachten. Die aktuellen Verluste werden vor allem mit Gewinnmitnahmen nach den starken Avancen der letzten Tage begründet.
Swiss Re haben im bisherigen Jahresverlauf (Stand Mittwochabend) 27,5 Prozent gewonnen, wobei ein guter Teil des Anstiegs in den letzten Tagen erfolgte.
Im Rahmen der Avancen überschritt die Aktie erstmals seit längerem wieder die Marke von 120 Franken und erreichte im Top bei 123,85 Franken den höchsten Stand seit über 20 Jahren.
Hintergrund der Kursavance war eine milliardenschwere Erhöhung der Rückstellungen auf dem US-Haftplicht-Portfolio, was in Investorenkreisen überraschenderweise aber nicht mit Kursverlusten abgestraft wurde, sondern zu starken Kursgewinnen führte. Gemäss Analysten hat die Rückstellungs-Geschichte den Aktienkurs seit längerem gebremst, so dass der Schritt eher zur Beruhigung beigetragen habe als zu weiterer Verunsicherung.
Mit den zusätzlichen Rückstellungen sei "der letzte Zweifel am Investment Case beseitigt" worden, schreibt denn auch die Bank Vontobel in ihrem heutigen Kommentar. Ohne die zusätzlichen Reserven und einigen sonstigen Einmaleffekten sei das Ergebnis "exzellent", heisst es sogar.
Ähnlich, wenn auch nicht ganz so euphorisch, tönt es bei der ZKB. Ohne den Sonderaufwand sei die Versicherungstechnik ansonsten "vorteilhaft", auch wenn sie im Nichtlebenrückversicherungsgeschäft bei P&C Re durch eine erhöhte Grossschadenlast etwas beeinträchtigt sei, heisst es dort. Die Swiss Re hat für Naturkatastrophen (Hurrikane, Sturmschäden etc.) alleine im dritten Quartal Kosten von 743 Millionen US-Dollar verbucht und erwartet für den Hurrikan Milton, der anfangs Oktober und damit bereits im vierten Quartal stattgefunden hat, weitere hohe Kosten (<300 Mio).
Die Berufskollegen der UBS gewinnen dem Zwischenbericht ebenfalls vorwiegend positive Aspekte ab, selbst wenn die Combined Ratio im P&C-Rückversicherungsgeschäft etwas schwächer ausgefallen sei als erwartet. Der Zwischenbericht gebe gar Hoffnungen auf ein höheres Gewinnziel für das kommende Jahr, heisst es. Der Versicherer hat heute angekündigt, dass Mitte Dezember neue Ziele für das kommende Jahr zu erwarten seien.
Im kurzfristiger orientierten Handel wird das Ergebnis recht nüchtern betrachtet. Angesichts des guten Laufs der Valoren in der jüngeren Vergangenheit seien aus dem detaillierten Zwischenbericht keine weiteren Impulse zu erwarten, meinte ein Händler. Daher seien die aktuellen Gewinnmitnahmen nicht überraschend.
Die Swiss Re-Aktie schloss an der Schweizer Börse 0,54 Prozent im Plus bei 121,20 Franken.Zürich (awp)
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