Bieterstreit |
08.08.2023 23:29:00
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Umstrittener Kredit von Liontrust - So rechtfertigt sich GAM
Vor dem Hintergrund des derzeitigen Übernahmekampfes kommt dem Brückenkredit, den die angeschlagene GAM von Liontrust erhielt, eine prekäre Rolle zu. Nun hat der Asset-Manager erläutert, warum er auf den fragwürdigen Kredit zurückgegriffen hat.
• Kredit von Liontrust in der Kritik
• GAM sah wohl keine andere Möglichkeit
Die 2009 von Julius Bär abgespaltene GAM kämpft seit Jahren mit Problemen. Denn nachdem im Jahr 2018 ein prominenter Fondsmanager wegen schwerer Verfehlungen suspendiert worden war, verloren Anleger das Vertrauen und zogen massiv Gelder aus den Anlagevehikeln ab. Die negativen Auswirkungen hiervon sind bis heute spürbar.
Nun hat Mitte Juli 2023 die britische Fondsfirma Liontrust ein Übernahmeangebot veröffentlicht, das vom GAM-Verwaltungsrat geschlossen mitgetragen wird. Doch der Aktionärsgruppe NewGAMe, zu der unter anderem NJJ, die Holding von Telekomunternehmer Xavier Niel, sowie das Multi-Family-Office Bruellan gehören, sind die angebotenen 0,0589 Liontrust-Aktien für jede ausstehende GAM-Aktie zu wenig. Statt dessen strebt NewGAMe eine Sanierung von GAM an. Zudem hat die Investoren-Allianz angekündigt, ebenfalls ein Kaufangebot vorlegen zu wollen, allerdings nur für einen Teil der GAM-Aktien. Dies soll Aktionären, welche die vorgeschlagene Sanierung von GAM nicht mittragen möchten, eine Ausstiegsmöglichkeit bieten.
Bieterstreit spitzt sich zu
Der Kampf um GAM gewinnt zunehmend an Härte: Nur wenige Stunden, nachdem NewGAMe ihren Aktionsplan zur Sanierung von GAM veröffentlicht hat, äusserte Liontrust schon heftige Kritik daran. Die Präsentation zeige nicht auf, wie NewGAMe GAM finanzielle Sicherheit geben könne und gleichzeitig die erforderliche Umstrukturierung finanzieren werde, bemängelte der potentielle Käufer. Ausserdem hat Liontrust am 04. August - dem Tag an dem die Frist abgelaufen wäre - sein Kaufangebot für GAM bis zum 23. August verlängert.
Umstrittener Kredit von Liontrust
Zu einem ersten Showdown kommt es am 18. August. Dann stimmen die Aktionäre auf einer ausserordentlichen Generalversammlung über verschiedene Anträge von NewGAMe ab, darunter eine Auswechslung des Verwaltungsrates sowie eine bedingte Kapitalerhöhung.
Im Vorfeld dieses Aktionärstreffens hat GAM bereits am 02. August einen Fragenkatalog der Investoren-Allianz beantwortet - um den Aktionären Zeit zu geben, diese Fragen noch vor der Generalversammlung zu prüfen, wie es hiess. Dabei ging es unter anderem auch um den umstrittenen Überbrückungskredit von Liontrust, den GAM bereits teilweise in Anspruch genommen hat. Es macht den Anschein, als hätte GAM die Ehe mit Liontrust schon vollzogen, noch bevor sie geschlossen ist. Denn dieser Kredit wurde als integraler Teil des Übernahmeangebots zur Verfügung gestellt und dürfte von den Briten vollständig zurückgezogen werden, sollten sie mit ihrem Übernahmeversuch scheitern.
NewGAMe vermutet in diesem Zusammenhang Interessenskonflikte und hakte beim GAM-Management nach, ob man die Finanzierung denn nicht auch von den Partnerbanken erhalten hätte. Hierzu erklärte der GAM-Verwaltungsrat, er habe über seine Finanzberater und direkt mit anderen Parteien verschiedene traditionelle und alternative Finanzierungsoptionen evaluiert, aber "auf der Grundlage der Rückmeldungen der Finanzberater und der Antworten von Dritten, die von den Beratern angesprochen wurden, kam der Verwaltungsrat zum Schluss, dass keine andere Lösung innerhalb des erforderlichen Zeitrahmens und zu akzeptablen Bedingungen vorhanden war", zitiert finews.ch den Verwaltungsrat von GAM.
Diese Antwort ist sehr aufschlussreich, verdeutlicht sie doch wie schlecht es um das in Zürich beheimatete Fondshaus bestellt ist: Der Vertrauensverlust unter dem GAM leidet ist anscheinend so gross, dass die Banken sich entweder nicht lange genug oder nur zu Konditionen engagieren wollten, die ausserhalb der Möglichkeiten von GAM lagen.
Schlechte Halbjahreszahlen
Auch die Anfang August veröffentlichte Halbjahresbilanz spricht eine deutliche Sprache. Nicht nur fiel auf operativer Ebene ein Verlust an, auch der Abfluss von verwalteten Vermögen setzte sich weiter fort. Zum Monatsende Juni belief sich das verwaltete Vermögen insgesamt auf nur noch 68,0 Milliarden Franken. Zum Vergleich: Per Ende 2021 waren es noch rund 100 Milliarden an verwalteten Vermögen gewesen. Hierzu erklärte Verwaltungsratspräsident David Jacob, dass die Halbjahresergebnisse die Herausforderungen zeigten, vor denen GAM stehe. Und dass diese Herausforderungen einer der Gründe seien, die für den Verkauf von GAM an Liontrust sprächen.
Redaktion finanzen.ch
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