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21.12.2022 18:15:00
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Uniper-Aktie klettert: EU-Kommission genehmigt Milliardenhilfen für Uniper - Kapitalerhöhung gestartet - Fortum-Kredit vor Rückzahlung
Seit kein Erdgas mehr aus Russland kommt, muss es Uniper für viel Geld woanders besorgen.
Damit Uniper nicht pleitegeht, übernimmt jetzt für mehrere Jahre der Bund das Ruder als Fast-Alleineigentümer - und bringt Milliarden mit. Die von der EU genehmigten Staatshilfen bis zu 34,5 Milliarden Euro sind dabei an strenge Auflagen geknüpft. Am Dienstag gab die Brüsseler Behörde die Einzelheiten bekannt.
Uniper muss Firmen verkaufen
Die Auflagen sollen den Wettbewerbsvorteil ausgleichen, den Uniper auf dem Markt durch die milliardenschweren Hilfen hat. Sie sehen unter anderem den Verkauf von Tochterfirmen und anderen Unternehmensteilen bis spätestens Ende 2026 vor. In Deutschland muss Uniper etwa das 2020 in Betrieb genommene Steinkohlekraftwerk Datteln 4 und das Fernwärmegeschäft abgeben.
Ausserdem soll das Stromgeschäft in Nordamerika, das Geschäft mit Schiffstreibstoffen im Mittleren Osten, das internationale Helium-Geschäft und ein Gaskraftwerk im ungarischen Gönyu veräussert werden.
Weiter muss Uniper seine Beteiligungen an zwei Erdgas-Pipelines veräussern: Betroffen ist die Opal-Leitung zwischen Lubmin in Vorpommern und südlicheren Bundesländern wie Brandenburg und Sachsen sowie die BBL-Pipeline, eine Verbindung zwischen den Niederlanden und Grossbritannien. Auch die Beteiligungen an einer lettischen Gasgesellschaft und sein Geschäft in Russland unter der Marke Unipro muss Uniper abgeben.
"Harte Einschnitte"
Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, spricht von "harten Einschnitten". Besonders der Verkauf von Datteln 4 und des Fernwärmegeschäfts sei für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen schmerzlich. Aus Unternehmenskreisen war vorsichtige Erleichterung zu vernehmen. Geschäftsteile abzugeben sei immer schmerzhaft, hiess es. Allerdings hätte es schlimmer kommen können, vor allem mit Blick auf Unipers Zukunftsfähigkeit.
Der Konzern scheint also mit einem blauen Auge davongekommen zu sein: Die Unipro-Mehrheitsbeteiligung wollte Uniper ohnehin verkaufen. Sogar ein Käufer ist eigentlich schon gefunden, allerdings steht die Genehmigung der russischen Aufsichtsbehörden aus. Auch darf Uniper grösster Gasspeicherbetreiber in Deutschland bleiben und seine Kraftwerke etwa in den Niederlanden und in Schweden behalten. Der Energiehandel und -vertrieb wird ebenfalls nicht substanziell beschnitten. Keine Einschränkungen gibt es im Geschäft mit erneuerbarer Energie.
Uniper hat sich zu einer Reihe marktöffnender Massnahmen verpflichtet. Dazu zählt die Auflage, die Marktposition im Vertrieb nicht auszubauen und Wettbewerbern Zugang zu Transport- und Speicherkapazitäten zu gewähren. Bis Ende 2026 darf Uniper nur Firmen kaufen, die für den Fortbestand des Unternehmens oder für die Dekarbonisierung des Geschäfts notwendig sind. Die EU-Kommission muss solche Käufe genehmigen. Ausserdem muss sich Uniper mit 30 Prozent seines bereinigten operativen Gewinns vor Zinsen und Steuern ausserhalb des Vertriebsgeschäfts an der Gas-Ersatzbeschaffung beteiligen.
Grosshandelspreise sorgen für Verluste
Der Düsseldorfer Konzern ist wegen des russischen Gaslieferstopps in Existenznot geraten. Die Gaspreise haben sich vervielfacht. Das fehlende Gas muss das Unternehmen vergleichsweise teuer auf dem Markt kaufen, um eigene Lieferverträge zu günstigeren Konditionen zu erfüllen. Das führt zu Liquiditätsproblemen.
Uniper beliefert neben rund 500 Stadtwerken auch etwa 500 Grosskunden aus der Industrie. Das Unternehmen spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung. Bei einer Insolvenz wurde ein Dominoeffekt befürchtet, der zahlreiche Stadtwerke und Unternehmen in grosse Schwierigkeiten gebracht hätte. In der Folge wären Millionen Haushalte und weitere Unternehmen betroffen gewesen.
Uniper wird wohl auch weiter Verluste in Milliardenhöhe schreiben, weil die Kosten für die Gasbeschaffung die Einnahmen durch die bestehenden Verträge deutlich übersteigen. Erst Ende 2024 laufen die letzten Kundenverträge aus, deren Konditionen darauf basierten, dass der russische Staatskonzern Gazprom günstiges Gas liefert. Bis dahin könnten die Verluste auf bis zu 40 Milliarden Euro anschwellen, schätzt das Konzernmanagement. Dafür wird das Geld vom Bund benötigt.
Kapitalerhöhung um 5,5 Milliarden Euro
Allerdings soll die Beteiligung für den Staat nicht für immer sein. Bis spätestens 2028 hat sich der Bund verpflichtet, seinen Anteil von den geplanten fast 99 Prozent auf maximal 25 Prozent plus eine Aktie zu verringern. Mit diesem Anteil behielte der Bund eine Sperrminorität, die ihm auch in Zukunft ein Mitspracherecht bei wichtigen Unternehmensentscheidungen einräumt.
Wirtschaftsminister Robert Habeck bezeichnete die Auflagen als Beihilferegeln mit Augenmass. Es sei konsequent, wenn es bei einer Verstaatlichung eines Unternehmens, das im Wettbewerb stehe, Spielregeln gebe. Zwar würden Marktmöglichkeiten beschnitten, aber nicht so, dass das Unternehmen nicht Gewinne machen könne.
Wie erwartet, begann Uniper kurzfristig mit der Umsetzung der jetzt final genehmigten Massnahmen. Am Mittwoch beschloss der Vorstand eine Kapitalerhöhung um gut 5,5 Milliarden Euro durch die Ausgabe von neuen Aktien. Nur der Bund darf sie zeichnen. "Mit der heutigen Kapitalerhöhung ist die Stabilisierung von Uniper noch in diesem Jahr gelungen", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach laut einer Mitteilung. Damit seien Uniper in diesem Jahr effektiv 13,5 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung über Eigenkapitalmassnahmen zugeflossen.
Auflagen an Uniper bringen laut Betriebsrat 'harte Einschnitte' mit sich
Der Betriebsrat des Energiekonzerns Uniper hat die von der EU-Kommission verhängten Auflagen im Zusammenhang mit dem Rettungspaket als "harte Einschnitte" bezeichnet. "Insbesondere die Information über den Verkauf von Datteln 4 und Uniper Wärme ist für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in Deutschland ein paar Tage vor Weihnachten besonders schmerzlich", sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Harald Seegatz, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Die entsprechenden Prozesse für die Beschäftigten müssten jetzt so reibungslos wie möglich umgesetzt werden. Darauf werde man dringen. "Auch darauf, dass Uniper seine wohlverdiente Chance auf die Zukunft nutzen wird."
Die EU-Kommission hatte am Dienstag die behilferechtliche Genehmigung für ein milliardenschweres Stabilisierungspaket erteilt. Es sieht eine vorübergehende, weitgehende Verstaatlichung des angeschlagenen Unternehmens vor. Im Zuge dessen ist eine Kapitalerhöhung von bis zu 34,5 Milliarden Euro möglich. Aus Wettbewerbsgründen musste Uniper sich verpflichten, bis Ende 2026 mehrere Tochterfirmen und andere Unternehmensteile zu verkaufen. Dazu gehören etwa das Russlandgeschäft Unipro, das Steinkohlekraftwerk Datteln 4 sowie das Fernwärmegeschäft in Deutschland.
Für das Unternehmen sei es wichtig, dass die Stabilisierung jetzt durchgeführt werden könne, sagte Seegatz. Man müsse sich auf eine zukunftsweisende Strategie verständigen. "Das ist zum Jahresende die wichtigste Botschaft für alle Kolleginnen und Kollegen, die sich mit ganzer Kraft für dieses Unternehmen und damit die Versorgungssicherheit einsetzen."
Erstes Gas an LNG-Terminal Wilhelmshaven in Gasnetz eingespeist
Einen Tag früher als geplant hat der Gasimporteur Uniper mit der Inbetriebnahme des ersten deutschen Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven begonnen. Am Mittwochmorgen um kurz nach 9.00 Uhr wurde nach Angaben des Düsseldorfer Unternehmens das erste Gas von dem Terminalschiff "Höegh Esperanza" in die neu gebaute Anbindungspipeline gespeist.
"Dass heute schon das erste Gas über unser LNG-Terminal in Wilhelmshaven fliesst, ist ein weiterer Beweis dafür, mit welcher Entschlossenheit alle Beteiligten das Projekt vorantreiben. Jetzt beginnt die Testphase, die Ende Februar beendet sein soll", sagte der für Investitionsplanung zuständige Uniper-Manager Holger Kreetz der Deutschen Presse-Agentur.
Ursprünglich hatte Uniper anvisiert, am 22. Dezember das erste Mal Gas in das deutsche Gasnetz einzuspeisen. Dass es nun zügiger geht, liegt laut einem Uniper-Sprecher an der engen Zusammenarbeit von Behörden und Unternehmen bei der Realisierung des Terminals. Am vergangenen Samstag hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen mit weiteren Spitzen der Ampel-Regierung das Terminal eröffnet. Uniper betreibt das Terminal mit Unterstützung der Bundesregierung.
Das Spezialschiff "Höegh Esperanza" hatte Wilhelmshaven vergangenen Donnerstag voll beladen mit rund 165'000 Kubikmetern LNG an Bord erreicht und am neugebauten Anleger festgemacht. Das Schiff ist das technische Herzstück des Terminals, das das angelieferte verflüssigte Gas wieder regasifiziert und an Land pumpt. Die Menge LNG, die das Schiff an Bord hat, reicht laut Uniper, um 50'000 bis 80'000 Haushalte in Deutschland ein Jahr lang zu versorgen.
In der Inbetriebnahmephase wird das Schiff laut Marktmitteilungen täglich zwischen 15 und 155 Gigawattstunden Erdgas in das Gasnetz abgeben. Das Gas dient dann auch zur Inbetriebnahme der neu gebauten, rund 26 Kilometer langen Anbindungsleitung von Wilhelmshaven bis ins ostfriesische Etzel. Es steht dann aber auch dem Markt zur Verfügung. Ab Mitte Januar ist der kommerzielle Betrieb des schwimmenden Terminals geplant, mit einer maximalen Kapazität von etwa 155 Gigawattstunden pro Tag. "Der nächste Meilenstein ist die Ankunft des ersten LNG-Schiffes Mitte Januar", sagte Kreetz.
Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies sagte, die Inbetriebnahme sei ein wichtiges Signal für die Bürger und die Wirtschaft. "Es ist ein sehr guter Tag, der zeigt, dass wir die deutsche Energieversorgung auf sichere Füsse stellen", sagte der SPD-Politiker.
Uniper will zeitnah Kreditlinie an Fortum zurückzahlen
Der Gaskonzern Uniper will um den 21. Dezember, also "unverzüglich" nach der durchgeführten Kapitalerhöhung, die in Anspruch genommene Kreditlinie von 4 Milliarden Euro an die finnische Muttergesellschaft Fortum zurückzahlen. Wie die Uniper SE mitteilte, soll die Rückzahlung an die Finanztochter Fortum Finance Ireland DAC erfolgen.
Zugleich haben sich laut Mitteilung Fortum Oyj, Fortum Finance Ireland DAC, Uniper SE und Uniper Global Commodities SE über die Beendigung der Kreditzusagen sowie die teilweise Beendigung einer Garantielinie geeinigt.
Beendet wird damit ein im Januar 2022 von diesen Parteien geschlossener Kreditrahmenvertrag, der Gesellschafterdarlehen und Garantiezusagen von den Fortum-Gesellschaften in Höhe von bis zu 8 Milliarden Euro vorsah.
Fortum Oyj werde sämtliche Aktien an Uniper als Teil der Stabilisierungsmassnahmen für den Uniper-Konzern auf eine von der Bundesregierung gehaltene Tochtergesellschaft übertragen. Aus diesem Grund wurde die Rückzahlung und Beendigung der Kredit- und Garantiezusagen vereinbart.
Am Dienstag hatte die Europäische Kommission die staatlichen Hilfen für Uniper und Securing Energy for Europe GmbH (Sefe), vormals Gazprom Germania, genehmigt.
Das Rettungspaket für Uniper umfasst unter anderem eine Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro sowie die Schaffung von genehmigtem Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro, um künftige Verluste in den Jahren 2022 bis 2024 zu kompensieren.
Der Bund wird nach der Übernahme der Uniper-Anteile von Fortum und der Kapitalerhöhung mit 99 Prozent an dem Versorger beteiligt sein.
Uniper erhöht Kapital um gut 5,5 Milliarden Euro
Der angeschlagene Energiekonzern Uniper hat die im Rahmen des mit der Bundesregierung und der finnischen Mutter Fortum vereinbarten Rettungspakets geplante Kapitalerhöhung gestartet. Wie Uniper mitteilte, hat die Massnahme ein Volumen von gut 5,5 Milliarden Euro. Ausgegeben werden sollen knapp 3,3 Milliarden neue Aktien zu einem Preis von 1,70 Euro je Aktie. Gezeichnet werden dürfen die neuen Aktien nur vom Bund.
Die Aktionäre hatten zu Wochenbeginn auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung der Kapitalmassnahme zugestimmt. Von der Europäische Kommission kam am Dienstag die hierfür notwendige beihilferechtliche Genehmigung. Das Rettungspaket umfasst neben einer Kapitalerhöhung auch die Schaffung von genehmigtem Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro, um künftige Verluste in den Jahren 2022 bis 2024 zu kompensieren. Die Bundesregierung wird nach der Übernahme der Uniper-Anteile von Fortum und der Kapitalerhöhung mit 99 Prozent an dem Versorger beteiligt sein.
Uniper war infolge der gedrosselten Gaslieferungen aus Russland in massive Schieflage geraten, weil das Unternehmen teuer Ersatz beschaffen musste, um seine Verträge zu erfüllen.
Am Mittwoch sprang die Uniper-Aktie via XETRA schlussendlich um 3,56 Prozent nach oben auf 3,09 Euro.
BRÜSSEL/DÜSSELDORF/WILHELMSHAVEN/FRANKFURT (awp international/Dow Jones)
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