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Weitreichende Folgen 10.11.2020 22:04:00

US-Monopolverfahren gegen Alphabet-Tochter Google - Das könnte auf den Internetriesen zukommen

US-Monopolverfahren gegen Alphabet-Tochter Google - Das könnte auf den Internetriesen zukommen

Im Oktober gab das US-Justizministerium die Eröffnung eines Kartellverfahrens gegen den Internetriesen Google bekannt. Droht dem Suchmaschinenanbieter nun die Aufspaltung? Und wenn ja, wem würde das eigentlich nützen?

• Anzeigengeschäft beschert Google Traumquartal
• US-Justizministeriums stösst Kartellverfahren gegen Alphabet an
• Ausgang des Verfahrens ungewiss

Für Google-Mutter Alphabet könnte es aktuell eigentlich kaum besser laufen. Trotz Corona-Krise vermochte es der Internet-Riese seine YouTube sowie das Cloud-Geschäft des Internet-Riesen konnten sich sehen lassen. Insgesamt erwirtschaftete Alphabet im dritten Quartal 2020 46,2 Milliarden US-Dollar. Kein Wunder, dass es bei solchen Zahlen so mancher Bundesbehörde in den Fingern juckt, dem Internet-Riesen mal genauer unter die Haube zu schauen. Hier machte das US-Justizministerium im Oktober Nägel mit Köpfen.

Kartellverfahren gegen Google in den USA

Es ist nicht das erste Mal, dass dem Internet-Giganten Google von Kartellseite eine Monopolstellung vorgeworfen wird. Tatsächlich wurden dem Suchmaschinendienstleister seitens der EU-Kommission in den vergangenen Jahren schon Strafen mit einer Gesamtsumme von 8,25 Milliarden Euro aufgebrummt. Es ist allerdings das erste Mal, dass sich auch die Kartellbehörden der USA einschalten, um die Marktmacht der Alphabet-Tochter anzuprangern. Im Fokus der Anklageschrift steht dabei die Frage, ob Google mit den Ergebnissen seiner Suchmaschine und dem Werbegeschäft Konkurrenten benachteiligt, also konkret, ob diese durch Googles Geschäftsgebaren Schaden erleiden.

Zusammenarbeit mit anderen Tech-Grössen festigt Monopolstellung

Dabei kann wahrscheinlich fast jeder Internetnutzer ein Lied davon singen, dass es schwer ist, ohne die Hilfe eines Google-Dienstes durchs Internet zu navigieren. Was den Nutzern vermeintlich kostenlos zur Verfügung gestellt wird, zahlen diese wiederum mit ihren Daten. Damit dies auch ausserhalb des Google-Universums funktioniert, wird der Alphabet-Tochter in der US-Anklageschrift vorgeworfen mit anderen Tech-Grössen wie Apple oder Samsung oder auch Browser-Anbietern wie Mozilla Firefox bezahlte Partnerschaften abzuschliessen. Hierfür gäbe Google jährlich viel Geld aus und trage damit wiederum zum Gewinn der anderen Internet-Konzerne bei - eine gut geölte Maschine, die es kleineren und innovativen Anbietern schwer macht auf dem Markt überhaupt Fuss zu fassen und als ein "anhaltend, sich selbst verstärkender Prozess der Monopolisierung" des Internetdienstleisters wirkt, wie es seitens des US-Justizministeriums heisst. So geht das Ministerium davon aus, dass Apple jedes Jahr 8 bis 12 Milliarden US-Dollar von Google erhält, damit auch auf Apple-Produkten mehrere Jahre lang die Google-Suchmaschine genutzt wird.

Microsoft-Déjà-vu

Im Zuge der Klage gegen Google wird häufig auch der Tech-Riese Microsoft genannt, der sich vor Jahrzehnten einem ganz ähnlichen Problem gegenüber sah. So verknüpfte der Konzern von Bill Gates damals seine Betriebssysteme Windows 95 und 98 mit dem eigenen Internet Explorer und machte es somit unmöglich, diesen zu löschen. Der damalige Marktführer und Browser-Anbieter Netscape verlor damit seine dominierende Stellung. Obwohl im damaligen US-Verfahren eine Zerschlagung des Konzerns angeordnet wurde, verzichtete die US-Regierung später darauf, diese auch tatsächlich durchzusetzen. Es ist dementsprechend fraglich, ob das aktuelle US-Verfahren gegen Google tatsächlich eine Zerschlagung des Internet-Riesen anstrebt.

Erfolg des Verfahrens fraglich

Darüber hinaus ist nicht gesagt, dass kleinere oder Drittanbieter überhaupt davon profitieren würden, wenn Google in der eigenen Marktmacht gezügelt würde. Denn nur weil es andere Anbieter gibt, bedeutet dies ja nicht, dass diese auch bessere Alternativen zu Google darstellen würden. Schliesslich haben sich die Algorithmen und Mechanismen des Marktführers was das Sammeln von Daten und Ausspielen von Werbung angeht, bestens bewährt. Darüber hinaus kann nicht davon ausgegangen werden, dass nur weil Alternativen durch eine Zügelung Googles sichtbarer würden, diese auch tatsächlich auf grössere Beliebtheit stossen würden.

Hinzu kommt, dass die Alphabet-Tochter zwar der aktuell dominierende Anbieter von Werbeanzeigen ist, doch direkt dahinter schon weitere Tech-Konzern wie Facebook & Co. folgen. Eine Zerschlagung Googles könnte also im Zweifelsfall einfach dazu führen, dass eine Datenkrake durch eine neue ersetzt wird. Es zeigt sich also, dass sich das Kartellverfahren lange nicht so schwarz-weiss gestaltet, wie dies vielleicht den Anschein macht.

Redaktion finanzen.ch

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