Schwaches Marktumfeld |
05.04.2024 21:43:00
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Vetropack-Aktie seit Monaten auf Talfahrt: Darum blickt Vetropack einer schwierigen Zukunft entgegen
Die Vetropack-Aktionäre hatten in den vergangenen Monaten wenig Grund zur Freude. Das Geschäft des Flaschenherstellers lahmt - und die Aussichten dürften sich auf absehbare Zeit nicht bessern.
• Letztes Schweizer Produktionswerk steht vor dem Aus
• Schwache Geschäftszahlen beunruhigen die Anleger
Die Anfänge des eidgenössischen Traditionsunternehmens Vetropack reichen bis in das Jahr 1911 zurück. Der Verpackungsglashersteller blickt somit zurecht stolz zurück in die Vergangenheit. Die Zukunft des an der SIX notierten Unternehmens, dessen Ursprünge in Saint-Prex am Genfersee liegen, dürfte jedoch einige große Hindernissen bereithalten.
Abnehmender Alkoholkonsum belastet Vetropack
Gewiss das größte Risiko für Vetropack stellt der abnehmende Alkoholkonsum der jüngeren Generationen dar. Aufgrund eines gesteigerten Gesundheitsbewusstseins ist der Verbrauch von Wein laut Erhebungen der Europäischen Union (EU) allein zwischen 2010 und 2020 um fast ein Viertel gesunken. Auch in den kommenden Jahren dürfte sich der Rückgang des Weinkonsums fortsetzen. Die EU-Experten rechnen laut der "Neuen Zürcher Zeitung (NZZ)" immerhin mit einer Verlangsamung der Abnahme auf etwa 0,2 Prozent jährlich. Besonders stark zurückgehen werde hierbei der Verbrauch von Rotwein, da die Konsumenten weniger alkoholintensive Alternativen wie Bier, Rosé- und Weißwein bevorzugten.
Das sind keine guten Nachrichten für Vetropack, dessen Geschäft naturgemäß von einem hohen Flaschenkonsum - und somit auch einem hohen Alkoholkonsum - profitiert. Der Unternehmenschef Johann Reiter stellt den auch gegenüber der NZZ fest: "Es ändert sich etwas bei den Konsumgewohnheiten" - und das dürfte ihn nicht allzu sehr erfreuen.
Werk in Saint-Prex vor dem Aus
Dass Vetropack bereits unter der abnehmenden Flaschennachfrage leidet, ist besonders anhand der kostenintensiven Schweizer Werke unverkennbar. Nach Schließungen des Werkes Wauwil Mitte der 1990er-Jahre und der Glashütte Bülach 2002 steht nun der letzte verbliebene Produktionsstandort in der Eidgenossenschaft vor dem Aus. So soll das Werk in Saint-Prex, das inmitten des Genfersee-Weingebiets liegt, dichtgemacht werden. Mitte März kündigte Vetropack an, ein Konsultationsverfahren mit Vertretern der rund 180 Angestellten in Saint-Prex über eine Schließung des Werks zu verhandeln. Schon in der zweiten Hälfte diesen Jahres soll der Betrieb in dem verhältnismäßig kleinen Werk endgültig eingestellt werden. Damit wäre die Zürcher Unternehmenszentrale mit etwa 120 Beschäftigten der letzte verbliebene Standort in der Schweiz.
Das Problem der Werke in der Schweiz liege in dem "generell hohen Kostenniveau in der Schweiz", wie Vetropack schon die Schließung der Bülacher Glashütte 2002 erklärte. Im Zuge des zuletzt stark an Wert gewonnen Schweizer Franken dürfte sich die Kostensituation weiter verschärft haben. Ein weiterer Grund für den mangelnden Erfolg ist die Nachfragesituation: So könnten nicht alle in Saint-Prex hergestellten Flaschen auch in der Schweiz abgesetzt werden. Vielmehr sei Vetropack hier auf den Export angewiesen, was wiederum hohe Transportkosten verursacht.
Vetropack setzt auf Italien
Statt auf die vergleichsweise teure Eidgenossenschaft setzt Vetropack schon seit mehreren Jahrzehnten auf die günstigeren Werke in Osteuropa (beispielsweise in Tschechien, Slowakei oder Rumänien) und Südeuropa, wie allen voran auf Italien. Hier wurde unweit des Mailänder Flughafens Malpensa kürzlich ein großes neues Werk eingeweiht - Kostenpunkt: 400 Millionen Franken. Damit wurden nicht nur die geplanten Kosten um den Faktor zwei überschritten. Ebenfalls stellt diese Summe fast die Hälfte des Jahresumsatzes von Vetropack dar, der im vergangenen Geschäftsjahr bei etwa 900 Millionen Franken lag. Es wird somit "einige Jahre" dauern, bis sich die hohen Kosten des italienischen Werkes amortisieren werden, wie Reiter zugibt.
Das italienische Werk, das einen enorm hohen Automatisierungsgrad aufweist, soll zwar neue Standards setzen, benötigt aber nicht zuletzt aufgrund unzureichender Schulung der Mitarbeiter noch einige Anlaufzeit. Ein besonderer Vorteil soll indes darin liegen, dass die Nachfrage nach Glas in Italien besonders hoch sei: "Italien ist ein Glasland", meint denn auch Reiter und verweist auf die wichtige Produktion von Wein, Olivenöl oder hochwertigen Mineralwassers.
Umsatzrückgang im vergangenen Geschäftsjahr
Die Geschäftszahlen zum vergangenen Jahr wurden denn auch sehr skeptisch aufgenommen: Zwar stieg der Betriebsgewinn 2023 um 2,5 Prozent auf 91,3 Millionen Franken. Allerdings ist der Umsatz im Jahresvergleich um 0,1 Prozent zurückgegangen auf nun 898,8 Millionen Franken. Die Erwartungen der Analysten wurden damit bei Weitem verfehlt. "Kriege, die Nachwehen der Energiekrise, Inflation und die insgesamt wachsende Unsicherheit bremsen das Konsumverhalten - und mit ihm auch die Nachfrage nach Verpackungen", erklärt Vetropack das Umsatzminus. Auch das Geschäftsjahr 2024 werde "herausfordernd", so das Unternehmen. "Tatsächlich sehen wir schon jetzt, dass 2024 nahtlos an das schwache zweite Halbjahr des Vorjahres anknüpft", schreibt Vetropack. Nichtsdestotrotz blickt das Management laut Mitteilung "positiv in die Zukunft", da in den vergangenen Jahren die richtigen Massnahmen getroffen wurden, "um solche Situationen erfolgreich zu meistern".
Vetropack-Aktie seit Monaten im Sinkflug
Die Investoren scheinen die Zuversicht des Vetropack-Managements nicht zu teilen. Angesichts der schwachen Geschäftszahlen scheinen die Anleger hingegen äußerst skeptisch zu sein, was die Zukunft des Verpackungsglasherstellers angeht. Mittlerweile haben sie auf die schwachen Aussichten reagiert und wohl auch die Schrumpfung des Geschäfts mit Alkoholgetränken eingepreist. So verlor die Vetropack-Aktie, die an der SIX derzeit 32,65 Franken (Stand:043. April 2024) kostet, auf Zwölf-Monats-Sicht rund 29 Prozent an Wert.
Redaktion finanzen.ch
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