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Expertenkolumne 30.09.2020 13:08:00

Boom bei "grünen Anleihen" - Bonds zur Finanzierung "grüner Projekte" treffen den ökologischen Zeitgeist

Boom bei

"Grüne Anleihen" liegen stark im Trend. Nach dem erfolgreichen Start der ersten deutschen "grünen" Staatsanleihe, zieht nun die EU mit.

Die diesjährige atlantische Hurrikan-Saison wird in die Geschichtsbücher eingehen. Denn das National Hurricane Center (NHC) hat bereits so viele dieser Wirbelstürme verzeichnet, dass alle zuvor festgelegten Namen, mit denen die Behörde die Wetterphänomene traditionell in alphabetischer Reihenfolge belegt, schon lange vor dem "offiziellen" Ende am 30. November vergeben waren. Bereits im September war mit "Wilfred", dem frühesten einundzwanzigsten Hurrikan einer Saison seit Beginn der Aufzeichnungen, das Ende der Liste erreicht. Erst zum zweiten Mal nach 2005 musste das NHC daher auf griechische Buchstaben zurückgreifen und den nächsten Wirbelsturm "Alpha" nennen. Unterdessen verzeichneten Teile Mitteleuropas 2020 den dritten Dürre-Sommer in Folge.

"Es sind unteren anderem diese nicht zu übersehenden Wetterphänomene und Klimaveränderungen, die derzeit die Aufmerksamkeit der Anleger auf sich ziehen und somit auch ‚grüne Anleihen‘ in den Fokus rücken", sagt Christof Breuer, Fondsmanager des in "grüne Anleihen" von Unternehmen, Staaten, Agenturen und supranationalen Emittenten investierenden DWS Invest Green Bonds.

Als "grün" werden Anleihen bezeichnet, die die Green Bond Principles erfüllen und deren Emissionserlöse in geeignete "grüne Projekte" investiert werden. Dazu zählen beispielsweise der Bau von Windkraftanlagen, Investitionen in die Elektromobilität oder die energetische Sanierung von Gebäuden. Eine verbindliche Definition für "grüne Anleihen" gibt es derzeit jedoch noch nicht. "Bevor wir investieren prüfen wir anhand unseres dreistufigen Prozesses daher genau, ob es sich nach den DWS-Kriterien auch tatsächlich um eine ‚grüne‘ oder nur eine ‚grüngefärbte‘ Anleihe mit fraglichem Nutzen handelt", sagt Breuer. Allerdings arbeitet die EU derzeit an einem einheitlichen Standard für Green Bonds und einem Klassifikationssystem für nachhaltige Geldanlagen. "Wenn die EU damit einen verbindlichen Rahmen für ‚grüne Anleihen‘ geschaffen hat, erwarten wir auch eine weiter steigende Zahl von Emittenten und Neuemissionsvolumina", sagt Breuer.

"Grünen Anleihen" werden förmlich aus der Hand gerissen

Emittenten "grüner Anleihen" brauchten sich zuletzt nicht über mangelnde Nachfrage zu beklagen. So wurden dem deutschen Staat die Anleihen förmlich aus den Händen gerissen, als er Anfang September die erste "grüne Bundesanleihe" auf den Markt brachte. Letztlich wurden mit der zehnjährigen Anleihe 6,5 Milliarden Euro eingesammelt, allerdings lagen Gebote über satte 33 Milliarden Euro vor.

"Konventionelle Bundesanleihen waren selten so hoch überzeichnet. Und damit hat der deutsche Staat erst den Anfang gemacht. Schon Anfang November soll eine fünfjährige ‚grüne Bundesanleihe‘ hinzukommen und längerfristig dürfte der Aufbau einer kompletten ‚grünen‘ Renditekurve geplant sein", sagt Breuer. Besonders interessant ist für den Fondsmanager, dass es einen exakten Klon der ersten "grünen Bundesanleihe" gibt: "Der Vergleich mit der konventionellen Anleihe zeigt, dass die ‚grüne Anleihe‘ nicht nur einen Basispunkt niedriger gepreist wurde, sondern sich auch um rund einen Basispunkt besser entwickelt hat. Daran lässt sich das ‚Greenium‘ ablesen, also die Prämie für eine ‚grüne Anleihe‘, das ebenfalls ein Indiz für die derzeit starke Nachfrage nach ‚grünen Anleihen‘ ist", so Breuer.

Während der deutsche Staat sein Debüt am Markt für "grüne Anleihen" bereits erfolgreich gegeben hat, steht mit der EU ein wichtiger supranationaler Emittent noch in den Startlöchern. Der allerdings plant gleich einen mächtigen ersten Aufschlag. Denn der 750 Milliarden Euro schwere Wiederaufbaufonds, mit dem die Gemeinschaft die Mitgliedsländer bei der Überwindung der Folgen der Coronavirus-Pandemie unterstützen will, soll bis zu 30 Prozent über "grüne Anleihen" finanziert werden.

Zur Einordnung: Diese umgerechnet gut 225 Milliarden Euro entsprächen etwa dem dreifachen Volumen aller ausstehenden grünen Euro-Benchmark-Staatsanleihen mit Investment-Grade-Bonität. Doch auch diese Grössenordnung dürfte sich unterbringen lassen, denn die EU würde mit den Zielen ihrer "grünen Anleihen" sehr genau ins Zentrum des ökologischen Zeitgeists treffen. So sollen die Gelder beispielsweise in Wasserstofftechnologien und den Bau von einer Million Ladestationen für die Elektromobilität investiert werden, um so das Ziel einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 zu erreichen.

Emittenten "grüner Anleihen" werden bunter

Aktuell ist das Vermögen des DWS Invest Green Bonds überwiegend in "grüne Unternehmensanleihen" investiert, wobei die Anleihen von Versorgern und Banken dominieren. "Diese Struktur erklärt sich dadurch, dass es in erster Linie die Versorger sind, die in erneuerbare Energien investieren und Banken die wichtigsten Finanzierer von grünen Projekten insgesamt sind", sagt Fondsmanager Breuer. In der Vergangenheit seien zuletzt aber immer mehr Emittenten aus anderen Sektoren hinzugekommen.

Der Grund für die steigende Aktivität von Unternehmen aus anderen Sektoren liege vor allem in den zuletzt attraktiven Konditionen. "Nach der Sommerpause hat sich ganz deutlich gezeigt, dass die meisten grünen Emissionen mit niedrigeren Renditeaufschlägen als nicht-grüne begeben werden konnten und sich anschliessend am Sekundärmarkt trotzdem ordentlich entwickelt haben. Aktuell haben viele Unternehmen einen Anreiz, grüne Projekte mit ‚grünen Anleihen‘ zu finanzieren", erklärt der Fondsmanager.

Und auch die Investoren kommen bei den "grünen Anleihen" nicht zu kurz. "Zwar können wir durch unser kleineres ‚grünes Anlageuniversum‘ nicht in jeden attraktiven Emittenten von Unternehmensanleihen investieren, da manche noch keine ‚grünen Anleihen‘ begeben haben. Bei den Emittenten, in die wir investieren können, sind die Renditen der ‚grünen Anleihen‘ aber meist ähnlich hoch wie bei vergleichbaren konventionellen Anleihen des Emittenten", sagt Breuer.

Christof Breuer, Fondsmanager DWS


Bildquelle: Schroders

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