Emerging-Markets Anleihen |
11.03.2013 10:14:51
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Eine erwachsen gewordene Anlageklasse
Kolumne

Emerging-Markets Bonds bilden weiterhin ein attraktives Chance-/Risikoprofil ab. Institutionelle Investoren sollten sie 2013 nutzen. Dabei haben sich Schwellenländer-Anleihen dank guter Staatsbilanzen etablieren können.
Investments in Schwellenländer-Anleihen waren 2012 sehr lukrativ. Allerdings sind die Erträge an vielen Anlegern vorbeigezogen. Zwar nutzen schon heute viele professionelle Investoren diese Anlageklasse, allerdings ist sie insgesamt gesehen in vielen Kundenportfolios noch unterrepräsentiert. Dabei stellen sowohl Staatsanleihen als auch zunehmend Unternehmensanleihen einen wichtigen Bestandteil einer ausbalancierten und damit strategischen Asset Allokation dar. Festzustellen ist: Die Nachfrage steigt. Gerade die Kombination aus attraktiver Verzinsung und starken Fundamentaldaten rücken diese Anlageklasse zunehmend in den Fokus weiterer Investoren.
Heute werden üblicherweise Anleihen aus den Schwellenländern in unterschiedliche Kategorien eingeteilt. Die drei prominentesten sind:
- Staatsanleihen in Hartwährung (beispielsweise US-Dollar oder Euro),
- Lokalwährungsanleihen und
- Unternehmensanleihen in Hartwährung.
Jede der drei genannten Anlageklassen erzielte 2012 (in US-Dollar gemessen) Erträge von mehr als 15 Prozent. Es dürfte insofern nicht überraschen, dass angesichts dieser Erfolgsbilanz viele Investoren den Anteil von Schwellenländer-Anleihen in ihren Portfolios erhöht haben.
Dennoch: Insgesamt spielen Unternehmensanleihen aus den Schwellenländern in vielen Depots immer noch eine geringe bis gar keine Rolle. Dabei haben sich Emerging Markets-Anleihen dank guter Staatsbilanzen und des Status der Schwellenländer als Nettogläubiger etablieren können und gelten nun nicht mehr als exotische Portfoliobeimischung, wie noch vor einigen Jahren.
Als „neuster“ Sektor unter den Schwellenländer-Bonds haben Unternehmensanleihen inzwischen ebenfalls ein beachtliches Volumen erreicht und treffen weiterhin auf grosse Nachfrage durch eine breite Anlegerschaar. So erreichten die Emerging Markets Corporate Bonds 2012 einen Meilenstein: Das Angebot erreichte fast 330 Milliarden US-Dollar und der Gesamtschuldenstand stieg über eine Billion US-Dollar. Das entspricht fast der Grösse des US-Markts für Hochzinsanleihen. Und auch die Schwellenländerobligationen in Hartwährungen haben sie - gemessen an der Marktkapitalisierung - bereits eingeholt (2012: 620 Milliarden im Vergleich zu 579 Milliarden US-Dollar). Damit sind Unternehmensanleihen aus den Wachstumsregionen der Welt eine der am stärksten wachsenden Anlageklassen überhaupt.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Dem nach wie vor geringen Wirtschaftswachstum der Industrienationen steht ein starkes und solide erwartetes Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern gegenüber. Von diesem Wachstum, profitieren auch die lokal ansässigen Unternehmen. Sie gewinnen dank dieses Umfeldes auch an Stärke im Hinblick auf ihre Bonität.
Hochwertige Ratings ein Zeichen fundamentaler Stärke
Die Kluft zwischen den Ratings der Staatsanleihen von Industrienationen und Schwellenländern wird enger: Seit Ausbruch der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise 2007 stuften die drei Ratinggesellschaften Moody's, Standard & Poor's (S&P) und Fitch Group die Bonitätsratings von 54 Schwellenländern insgesamt 189 Mal hoch. Seit S&P im Januar 2012 die Ratings der Staatsanleihen von neun Euro-Ländern herabgestuft hat, gab es insgesamt 41 Abstufungen der Staatsanleihen von 16 Industrieländern durch Moody’s, S&P und Fitch. Diese bonitätsmässige Angleichung sollte sich weiter fortsetzen, denn die Urteile über die Bonität vieler Schwellenländer sollte sich weiter verbessern, während der Ratingdruck der Industrienationen tendenziell anhalten sollte.
Beim Blick auf den Unternehmenssektor zeigt sich ein anderes Phänomen: Corporate Bonds aus den Schwellenländern überzeugen mit hoher Qualität insbesondere im nicht-spekulativen Investment Grade-Bereich und sind damit im Schnitt besser als die Gütesiegel der Staatsanleihen in Hartwährung. 2012 waren es 73 Prozent aller neu emittierten Anleihen, für 2013 wird sogar eine Quote von 79 Prozent erwartet. Dennoch stellen Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets Anlegern im Vergleich mit anderen Anleihensegmenten mit die höchsten Ertragschancen in Aussicht.
Auch den Vergleich mit Unternehmen aus den Industrienationen müssen die Firmen aus den Wachstumsregionen nicht scheuen. So weisen sie in ihren robusten Unternehmensbilanzen oft hohe Cash-Bestände aus, die in der Vergangenheit sogar deutlich höher waren als bei US-Unternehmen. Heute liegen sie, gemessen am Fremdkapital, mit etwas mehr als 20 Prozent in etwa gleichauf. Dabei ist die Verschuldung bei Unternehmen aus den Schwellenländern deutlich geringer als beispielsweise bei US-Gesellschaften. Allerdings liegt die Risikoprämie immer noch deutlich über denen der Industrienationen – aktuell ein gutes Prozent.
Zwischenfazit: Emerging Markets Corporate Bonds bieten attraktive Renditen dank robuster Fundamentaldaten.
Aus den Kinderschuhen herausgewachsen: Emerging Markets Corporate Bonds
Die Anlageklasse der Schwellenländer-Anleihen ist in den vergangenen Jahren nicht nur grösser geworden, sondern hat sich auch innerhalb des Segments auf sämtliche Branchen ausgeweitet. Lockte ursprünglich insbesondere die attraktive Verzinsung, die die Unternehmen ihren Anlegern in Aussicht stellten, gewinnen die Papiere insbesondere wegen ihrer hochwertigen Bewertungen an Bedeutung in den Kundenportefeuilles. Schon heute liegt das durchschnittliche Gütesiegel der Anlageklasse im Investment Grade-Bereich. Damit sind die Anleihen insbesondere für zurückhaltendere institutionelle Anleger attraktiv. So wundert es nicht, dass Schwellenländer-Anleihen gerade im vergangenen Jahr Zuflüsse in Rekordhöhe generierten: Berechnungen zufolge haben die Kapitalzuflüsse 2012 runde 94 Milliarden US-Dollar erreicht, was etwa vier Prozent des gesamten Börsenwerts der Schwellenländern-Anleihen-Indizes entspricht. Auch die Fonds mit einer Benchmark aus der Emerging Markets Corporate Bond-Familie haben stark zulegen können und erreichten Ende 2012 ein Volumen von 44 Milliarden US-Dollar. Dank dieses starken Wachstums und zunehmender Aufmerksamkeit durch eine breitere Investorenschicht etabliert sich die Anlageklasse stetig. Auch die Befürchtung einiger Marktteilnehmer, dass die Märkte überhitzt seien und damit die Gefahr einer Blasenbildung vorhanden sei, sollte nicht zuletzt wegen der fundamentalen Bewertungen und des günstigen Umfeldes entkräftet werden können. Hinzu kommt, dass viele der bereits investierten Anleger von Schwellenländer-Anleihen strategisch in dieser attraktiven Anlageklasse engagiert sind. Last but not least gilt es festzuhalten, dass Schwellenländer-Anleihen im Vergleich zu Schwellenländer-Aktien in Anlegerportfolios immer noch unterrepräsentiert sind.
Weiterhin gute Aussichten für Unternehmensanleihen der Schwellenländer
Die beeindruckende Performance, die beispielsweise der JPMorgan CEMBI Broad Index allein in 2012 erzielte, ist ebenfalls Ausdruck der Stärke dieser Papiere. Es ist davon auszugehen, dass Unternehmensanleihen aus Schwellenländern Anlegern weiterhin deutlich höhere Returns bringen werden, als beispielsweise erstklassige Staatsanleihen aus den entwickelten Wirtschaftsnationen. Ein besonderes Augenmerk gilt aber auch der Schwankungsintensität: Hier zeigt sich, dass die Marktvolatilität im vergangenen Jahr gegenüber 2011 verhältnismässig gedämpft erschien. So verringerten sich sowohl die Renditen als auch die Risikoaufschläge im Jahresverlauf mit fast gleichmässigem Tempo. Trotz nach wie vor solider Fundamentaldaten von Unternehmen beobachteten wir 2012 nach den regionalen Konjunkturabschwächungen eine Gewinnschwäche.
Für 2013 erwarten wir hingegen eine Erholung der Gewinne gegenüber dem Vorjahr, die vom anziehenden Wirtschaftswachstum ausgehen wird. Auch die technischen Indikatoren waren 2012 sehr günstig. Das Umfeld bleibt insofern positiv. Angesichts des globalen Niedrigzinsumfelds bleiben die Bewertungen von Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets für institutionelle, aber auch für private Anleger attraktiver als viele andere Anlageklassen. Dies gilt insbesondere im Vergleich von Unternehmensanleihen aus den Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Unternehmen sollten von dem gesunden Marktumfeld, in dem sich die Gesellschaften aus den Wachstumsregionen der Welt bewegen, profitieren und noch stärkere Bilanzen hervorbringen als dies in 2012 der Fall war. Rückenwind erhalten die Corporate Bonds aus den Emerging Markets von den weiterhin niedrigen Zinsniveaus in den etablierten Wirtschaftsnationen. Solange Anleger nach attraktiven Realrenditen Ausschau halten, wird ihr Blick zwangsläufig auch auf die Schwellenländer führen. So ist absehbar, dass die US-Notenbank (FED) an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten wird und auch die Europäische Zentralbank (EZB) wird sich kurzfristig nicht auf den Pfad steigender Zinssätze zurückbewegen. Bei niedrigeren Erwartungen als 2012 wird das Angebot an Unternehmensanleihen beträchtlich bleiben, doch die Kapitalzuflüsse und die liquiden Mittel aus fällig werdenden Anleihen, die wir auf rund 122 Milliarden US-Dollar schätzen, dürften ausreichen, um das Angebot aufzunehmen. Im Vergleich zu anderen Obligationenmärkten sind die Bewertungen immer noch attraktiv und die Argumente für Unternehmensanleihen aus Schwellenländern bleiben überzeugend.
Fazit: Breit investierende Investmentfonds verteilen die Risiken auf unterschiedliche Emittenten und Regionen
Bei aller Euphorie über die Renditechancen der Anlageklasse gilt es für Investoren allerdings, die Risiken der Schwellenmarktinvestments nicht aus dem Auge zu verlieren. Insbesondere gilt zu beachten, dass man als Anleger kaum beurteilen kann, welche Risiken nahezu unbekannte Schwellenländerunternehmen bergen. In einem auf diese Anlageklasse spezialisierten Fonds lässt sich das Risiko über verschiedene Länder, Sektoren und Ratings streuen und ein optimiertes Rendite-Risiko-Profil erzielen. Allerdings sollte der Fondsmanager über ein spezialisiertes Team verfügen, das optimaler Weise vor Ort in den jeweiligen Schwellenländern sitzt und die Unternehmen und ihr Management durch persönliche Besuche kennt. Gerade in wenig effizienten Märkten, wie sie die Schwellenländer darstellen, zeigt sich, dass aktive Managementansätze Anlegern einen deutlichen Mehrwert bieten. Das Fondsmanagement nutzt seinen Wissensvorsprung und kann auch an attraktiv erscheinenden Neuemissionen von Anfang an teilnehmen. Punktuell können auch Engagements in attraktiv erscheinende Papiere des Sekundärmarkts in Betracht kommen. Weiteres Plus: Das Fondsmanagement hat auch die Rahmenbedingungen stets im Blick und kann somit auch auf Zinsänderungsrisiken frühzeitig im Portfolio reagieren.
Scott McKee ist Executive Director und Portfolio Manager für Emerging Markets Corporate Bonds bei J.P. Morgan Asset Management.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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