Nickelreiches Land |
20.02.2023 23:10:00
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Indonesien will Ökosystem für E-Autos aufbauen - Wohl Verhandlungen mit Tesla, BYD und Co.
Indonesien besitzt weltweit die grössten Nickelreserven - ein Rohstoff, der für die Produktion von E-Auto-Batterien unverzichtbar ist. Diese Tatsache will sich das südostasiatische Land zunutze machen und sich zu einem weltweiten Zentrum der Automobilindustrie entwickeln. Der Plan scheint aufzugehen, immer mehr Firmen bauen in Indonesien eine Produktion auf. Auch Tesla scheint Interesse zu haben.
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Jetzt informieren• Land will ganzes Ökosystem für Elektrofahrzeuge aufbauen
• Gespräche zwischen Präsident Joko Widodo und Tesla-Chef Elon Musk
Laut dem Rohstoff-Portal "Kitco News" lag der durchschnittliche Cash-Preis für Nickel an der London Metal Exchange (LME) im Jahr 2022 rund 35 Prozent über dem Vorjahresniveau, was unter anderem auf die zunehmende Verwendung von Nickel in Batterien von E-Autos zurückzuführen sei. Tatsächlich werden laut "Reuters" für jedes E-Auto bis zu 40 Kilogramm Nickel benötigt. Mit einer höheren Nachfrage nach E-Autos steigt somit auch die Nachfrage nach dem silbrig-weissen Metall. Der brasilianische Miningkonzern Vale schätzt laut der Nachrichtenagentur, dass die Nachfrage nach Nickel bis 2030 - im Vergleich zu 2022 - um 44 Prozent steigen werde. Allein der Markt für Batterien werde sich bis 2030 laut Schätzungen des Finanzdienstleisters S&P Global versiebenfachen, so das "Handelsblatt". Grösster Profiteur dieser Entwicklung dürfte das südostasiatische Land Indonesien sein. Denn dieses besitzt, mit 21 Millionen Tonnen an nachgewiesenen Reserven mit Nickelgehalt, laut der US-Behörde U.S. Geological Survey (USGS) ein Viertel der gesamten weltweiten Nickel-Reserven.
Bei Nickel führt kein Weg an Indonesien vorbei
Breits jetzt ist Indonesien bei weitem der grösste Nickelproduzent der Welt. Vorläufige Schätzungen der USGS, die "Kitco News" vorliegen, zeigen, dass die weltweite Nickelproduktion im Jahr 2022 um 21 Prozent auf 3,3 Millionen Tonnen gestiegen ist. Davon stammen allein 1,6 Millionen Tonnen aus Indonesien, das seine Produktion gegenüber dem Vorjahr somit um 54 Prozent steigern konnte. Mit deutlichem Abstand zweitgrösster Nickelproduzent hinter Indonesien sind die Philippinen, die laut USGS im vergangenen Jahr rund 330'000 Tonnen Nickel abgebaut haben.
Der indonesische Präsident Joko Widodo, besser bekannt als Jokowi, versucht nun, den Nickelreichtum seines Landes zu nutzen und es von einem reinen Rohstofflieferanten zu einem Produktionsstandort zu machen. Laut "Deutsche Welle" soll Indonesien so bis 2045 zu einer vollwertigen Industrienation aufsteigen. Um dieses Ziel zu erreichen, erliess Jokowi 2020 ein Exportverbot für Nickelerz. Da seitdem nur noch der Export von höherwertigen Nickelprodukten erlaubt ist, sind Firmen gezwungen, einen Standort in Indonesien einzurichten, an dem das Nickel verarbeitet wird. Indonesiens Exporte von verarbeitetem Nickel stiegen laut "Reuters" infolgedessen von etwa einer Milliarde US-Dollar im Jahr 2015 auf mehr als 30 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Die EU hat das Exportverbot zwar bei der Welthandelsorganisation WTO angefochten und auch Recht bekommen, Indonesien legte jedoch Berufung ein, so dass die endgültige Entscheidung noch aussteht. "Wir wollen ein entwickeltes Land sein, wir wollen Arbeitsplätze schaffen. Wenn wir Angst haben, verklagt zu werden, und zurücktreten, werden wir kein entwickeltes Land sein", sagte der indonesische Präsident Jokowi laut "The Diplomat". Übrigens planen inzwischen auch die Philippinen eine Nickel-Exportsteuer, wobei sie sich von Indonesiens erfolgreicher Strategie inspirieren lassen.
Die Pläne von Jokowi gehen indes längst über das Exportverbot von Nickelerz hinaus. So gibt es Überlegungen zur Gründung eines Nickel-Kartells mit anderen Ländern - ähnlich dem Vorbild der OPEC - und im Juni 2023 treten weitere Exportverbote für Kupfererz und das Aluminiumerz Bauxit in Kraft - Rohstoffe, die laut "Reuters" ebenfalls bei der E-Auto-Produktion benötigt werden. Indonesien wird somit unverzichtbar für E-Autobauer. "Ausserhalb Indonesiens gibt es nicht genügend Kapazitätserweiterungen für Nickel. Die indonesische Nickelproduktion hat ihren Anteil in den letzten vier Jahren von weniger als 20 Prozent auf fast 50 Prozent gesteigert", sagte Analystin Soni Kumari von der Australia and New Zealand Banking Group (ANZ) laut "Reuters". Um Indonesiens Nickelreichtum nutzen zu können, müssen sich die Unternehmen nun jedoch in dem Land ansiedeln - und tun dies offenbar auch. Laut der Nachrichtenagentur hat das Land innerhalb von drei Jahren mehr als zwölf Deals im Gesamtwert von 15 Milliarden US-Dollar mit Hyundai Motor, LG, Foxconn und Co. für die Produktion von Batterien und E-Autos in Indonesien abgeschlossen. Die Strategie von Jokowi scheint also aufzugehen.
Indonesien lockt erfolgreich E-Autobauer an
Wie Jokowi in einem Interview mit "Reuters" sagte, sei es das Ziel von Indonesien, bis 2027 eine integrierte Lieferkette für Elektrofahrzeugbatterien sowie ein gesamtes Ökosystem für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Fahrzeugkonzerne könnten dann in Indonesien die gesamte Lieferkette abdecken - vom Abbau des Nickels und dessen Weiterverarbeitung, über die Batterieproduktion bis hin zum fertigen E-Auto. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Branche schnell wachsen wird, sehr schnell wachsen wird", so der indonesische Präsident gegenüber "Reuters".
Auch andere Regierungsvertreter zeigten sich zuversichtlich. "Bis 2027 könnten wir eines der drei führenden Länder der Welt sein, das sowohl Batterien für Elektrofahrzeuge als auch Elektroautos produziert", wird Luhut Binsar Pandjaitan, Indonesiens koordinierender Minister für maritime Angelegenheiten und Investitionen, von "The Diplomat" zitiert. Erste Schritte in diese Richtung sind bereits getan. So hat beispielsweise Hyundai im März 2022 in der Nähe von Jakarta sein erstes Werk in Südostasien für die EV-Produktion eröffnet und Chinas grösster Batteriehersteller CATL schloss im April 2022 eine Kooperation mit indonesischen Unternehmen zum Bau eines Komplexes in Maluku Utara, der von der Nickelgewinnung und -verarbeitung bis hin zur Herstellung von EV-Batterien und deren Recycling alle Arbeitsschritte übernehmen soll.
"Die indonesische Regierung baut eine ganze Wertschöpfungskette für die Wartung von Elektrofahrzeugfabriken auf", ergänzte Victor Chin, Chefberater des Metallberatungsunternehmens CRU, laut "Reuters". Für Autobauer mache es daher durchaus Sinn, Indonesien als Produktionsstandort in Betracht zu ziehen. Auch für den US-Autobauer Tesla könne Indonesien als Standort für eine Gigafactory oder die Autoproduktion sinnvoll sein, so Chin weiter. Tatsächlich habe es in der Vergangenheit offenbar schon mehrere Gespräche zwischen Jokowi und Tesla-Chef Elon Musk gegeben.
Gerüchteküche um indonesische Gigafactory von Tesla brodelt
Der Elektroautobauer rund um Elon Musk hat - wie immer - sehr ambitionierte Wachstumspläne: Bis 2030 will das Unternehmen einen Jahresabsatz von 20 Millionen E-Autos erreichen. Zum Vergleich: 2022 verkaufte Tesla 1,31 Millionen Fahrzeuge. Damit das ehrgeizige Ziel für 2030 überhaupt erreicht werden kann, benötigt Tesla laut "Reuters" sieben bis acht neue Gigafactorys zur Batterieproduktion - und jede Menge Nickel. Laut "The Diplomat" hat der US-Konzern mit indonesischen Firmen bereits einen 5-Milliarden-Dollar-Deal zur Nickelbeschaffung abgeschlossen. Der indonesische Präsident will Musk allerdings offenbar auch von einer Fertigung der Tesla-Batterien oder E-Autos in seinem Land überzeugen.
Jokowi und Musk haben sich bereits mehrfach persönlich getroffen. Laut "Reuters" sagte Jokowi sogar, er habe Tesla eine Konzession für den Nickelabbau und Steuererleichterungen für Investitionen im Land angeboten. Insgesamt gab sich der indonesische Präsident laut der Nachrichtenagentur zuversichtlich, dass ein Deal zustande komme. Laut "The Diplomat" zeigt sich Tesla jedoch eher zögerlich, womöglich aufgrund der Auflage, dass ausländische Firmen mit staatlichen Unternehmen zusammenarbeiten müssen.
Im Januar wies Elon Musk auf Twitter einen Bericht zurück, wonach ein Deal zum Bau einer Tesla-Fabrik in Indonesien kurz vor dem Abschluss stehe. "Bitte seien Sie vorsichtig beim Schreiben von Artikeln, die 'unbenannte Quellen' zitieren, da diese häufig falsch sind", so der Tesla-Chef.
Please be cautious about writing articles citing "unnamed sources", as they are frequently false
- Elon Musk (@elonmusk) January 11, 2023
Seitdem hat sich der US-Elektrobauer nicht mehr zu möglichen Plänen in Indonesien geäussert. Rund eine Woche nach dem Musk-Tweet sagte "Reuters" zufolge jedoch Indonesiens koordinierender Minister für maritime Angelegenheiten und Investitionen, Luhut Binsar Pandjaitan, dass Vereinbarungen mit BYD und Tesla momentan finalisiert würden. "Alle grössten (Elektro-)Autohersteller der Welt werden hier investieren. Die BYD-Gruppe, die Nummer eins der Welt, Tesla, die Nummer zwei, Hyundai und so weiter, sie alle schliessen Geschäfte mit Indonesien ab", so Luhut Binsar Pandjaitan. Sollte sich dies tatsächlich bestätigen, könnte sich das südostasiatische Land mit der Zeit wohl tatsächlich zu einem globalen Zentrum der Automobilindustrie entwickeln.
Redaktion finanzen.ch
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