Ökonomen-Prognosen |
10.04.2023 16:42:00
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SNB dreht trotz Credit Suisse-Debakel an Zinsschraube - So hoch könnten die Leitzinsen noch steigen
Im Zuge ihrer geldpolitischen Sitzung im März entschied sich die Schweizerische Nationalbank den Leitzins erneut anzuheben - ungeachtet der Turbulenzen rund um die Rettung der Grossbank Credit Suisse. So könnte es mit der Geldpolitik im weiteren Jahresverlauf weitergehen.
• Inflationsbekämpfung weiter im Vordergrund
• Ökonomen geben Prognosen zur künftigen Zinsentwicklung ab
Die Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS sorgt weiterhin für reichlich Gesprächsstoff am Markt. Kurz nachdem die Elefantenhochzeit, die durch den Bundesrat, die Eidgenössische Finanzmarkaufsicht FINMA und die Schweizerische Nationalbank (SNB) eingefädelt wurde, verkündet wurde, stand auch schon der nächste Zinsentscheid der Schweizer Währungshüter an. Bis zuletzt blieb am Markt dabei unklar, ob sich die Zentralbanker rund um Chef Thomas Jordan trotz Bankenkrise für eine weitere Erhöhung des Zinses entscheiden würden.
SNB dreht an Zinsschraube
Letztlich verkündete die SNB am 23. März dann eine Erhöhung des Leitzinses um 50 Basispunkte auf nun mehr 1,5 Prozent. Damit wurde der Zins nun zum vierten Mal hintereinander erhöht. Wie Jordan im Rahmen des Entscheids verkündete, sei eine Anhebung im Kampf gegen die Inflation "absolut notwendig" gewesen. Tatsächlich hat die Teuerung seit der letzten Sitzung der SNB im Dezember 2022 nochmal deutlich zugenommen. Zuletzt lag sie bei 2,9 Prozent, was deutlich über der SNB-Zielmarke von null bis zwei Prozent liegt. Auch aus diesem Grund haben sich die Währungshüter zu dem Zinsschritt entschieden: "Je mehr sich die Inflation verfestigt, desto schwieriger wird es, sie zu bekämpfen", so Jordan.
Doch wie geht es jetzt weiter? In diesem Jahr stehen noch drei weitere geldmarktpolitische Sitzungen der Schweizerischen Nationalbank an. In der Verkündung zum jüngsten Leitzinsentscheid schien Jordan weitere künftige Zinsschritte bereits verbal anzukündigen, schliesslich meinte er, dass Preiserhöhungen mittlerweile "auf breiter Basis" stattfinden würden. Allerdings haben die jüngsten Inflationsdaten für den Monat März, die kurz nach dem Zinsentscheid veröffentlicht wurden, auch einen Rückgang der Teuerung von zuvor 3,4 Prozent auf nun mehr 2,9 Prozent offenbart. Der bisherige Höhepunkt der Inflation wurde im August 2022 bei 3,5 Prozent erreicht.
cash.ch hat mehrere Ökonomen nach einer Einschätzung zu künftigen Zinsentscheiden in diesem Jahr befragt. Dabei reichte das Spektrum von jenen, die keine weiteren Zinsveränderungen erwarten bis zu denen, die den Leitzins bis zum Jahresende auf 2,25 Prozent klettern sehen.
Ökonomen geben Zins-Schätzungen ab
Das einzige Geldinstitut, das für 2023 keine Veränderungen des Leitzinses mehr erwartet, ist die Raiffeisenbank Schweiz. So geht Martin Koch aus dem Bereich Economic Research davon aus, dass sich der Preisdruck bis zur nächsten Zinssitzung im Juni bereits "ausreichend beruhigt" haben könnte, dass "doch keine weitere Zinsanhebung nötig sein wird", so der Ökonom zu dem Nachrichtenportal. So würden schon jetzt die Preiserwartungen von Händlern und Herstellern sinken, eine "Trendwende bei der Preisdynamik" sei demnach denkbar, auch weil die "die Vorlaufindikatoren für die Schweizer Inflation" dies signalisieren würden.
Die Credit Suisse auf der anderen Seite geht mit einer Zinssteigerung um weitere 50 Basispunkte im Juni und um 0,25 Prozent im September von dem damit höchsten Zinsanstieg auf 2,25 Prozent aus. Für Dezember rechnet das Kreditinstitut dann mit keiner weiteren Veränderung. Ab 2024 könnten die Zinsen dann jedoch wieder sinken, zunächst zurück auf 2,00 Prozent.
Die VP Bank rechnet für Juni mit einem Zinsanstieg um 0,25 Prozent und noch einmal 25 Basispunkte im September auf dann 2,00 Prozent. Im Dezember dürfte es dann zu keiner weiteren Veränderung kommen. Die UBS geht laut dem Nachrichtenportal im Rahmen der Juni-Sitzung lediglich von einem kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten auf 1,75 Prozent aus. Im zweiten Halbjahr 2023 dürfte der Leitzins dann unverändert bleiben. Der gleichen Meinung ist die Zürcher Kantonalbank. Ähnlich sieht das darüber hinaus auch die Bank Vontobel, nur dass sie mit einer Erhöhung um 50 Basispunkte auf 2,00 Prozent im Juni rechnet. Hier erläutert Chefökonom Reto Cueni gegenüber cash.ch: "Vorausschauend dürfte die SNB weiterhin ihre Zinsstrategie an die kommenden Inflations- und Konjunkturdaten knüpfen, wobei allen klar ist, dass weitere Verwerfungen an den Kapitalmärkten auch die SNB-Zinspolitik beeinflussen würden. Im 'normalen' Fall ohne weitere Verwerfungen an den Kapitalmärkten dürfte die Zinsspitze von 2 Prozent im Juni erreichen sein." Es sei jedoch auch möglich, dass die Spitze schon jetzt erreicht sei, sollten weitere Probleme im Finanzsystem auftauchen.
Hiervon geht die SNB selbst jedoch nicht aus. So nannte SNB-Chef Jordan das Schweizer Finanzsystem im Rahmen des jüngsten Zinsentscheids noch "resilient". Dennoch ist unschwer zu bestreiten, dass die Credit Suisse-Übernahme durch die UBS auch an den Schweizer Währungshütern nicht spurlos vorbei gegangen ist. So offenbarten die Angaben der SNB zu deren Sichtguthaben in der Woche vom 20. bis 24. März einen drastischen Anstieg, welcher durch die der CS zur Verfügung gestellten Liquiditätshilfen verursacht worden sein dürfte. So lagen die Einlagen von Bund und Banken am 24. März bei einem Wert von 567 Milliarden Franken - ein Plus von 51,9 Milliarden Franken im Vergleich zur Vorwoche. Normalerweise liegt die wöchentliche Veränderung der Sichtguthaben bei der SNB bei wenigen Milliarden Franken, im Ausnahmefall etwas mehr als zehn Milliarden Franken, wie die Nachrichtenagentur awp berichtet.
Redaktion finanzen.ch
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Schweizerische Nationalbank | 3’320.00 | -2.06% | |
UBS | 28.11 | -0.14% | |
Vontobel AG (N) | 57.00 | 0.35% | |
VP Bank | 73.40 | -0.81% |
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