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Inflationsdruck 15.12.2022 13:15:20

SNB erhöht Leitzins - kein rascher Rückgang der Teuerung erwartet

SNB erhöht Leitzins - kein rascher Rückgang der Teuerung erwartet

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Leitzins erneut an.

Schweizerische Nationalbank
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Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt ihren Leitzins zum dritten Mal in diesem Jahr an. Der jetzige Zinsschritt um ein halbes Prozentpunkt auf 1,0 Prozent dürfte nicht der letzte gewesen sein.

Mit dem am Markt auch in dieser Höhe erwarteten Schritt wollen die Währungshüter "dem erhöhten Inflationsdruck und einer weiteren Verbreiterung der Teuerung" entgegenwirken, wie sie am Donnerstag erklärten.

Die zuletzt leicht rückläufige Teuerung sei zwar "erfreulich", sagte Direktionspräsident Thomas Jordan. Entwarnung will er jedoch nicht geben.

"Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten", betonte der SNB-Chef an der geldpolitischen Lagebeurteilung.

Positivzinsen seit September

Immerhin: Die SNB hat bei der Inflationsbekämpfung den Fuss leicht vom Gaspedal genommen. Mitte September hatte sie den Leitzins um satte 0,75 Prozentpunkte erhöht - und damit eine fast achtjährige Ära an Negativzinsen hinter sich gelassen.

Davor hatte die Notenbank im Sommer die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen.

Seither hat die Teuerung in der Schweiz etwas nachgelassen. Sie verharrte zuletzt im November unverändert zum Vormonat mit 3,0 Prozent. Davor war sie vorübergehend bis auf 3,5 Prozent gestiegen.

Inflationsdruck aus dem Ausland steigt

Laut SNB war der jüngste Rückgang der Inflation aber vor allem auf die abgeschwächte Teuerung bei Erdölprodukten zurückzuführen. Gleichzeitig steige aber der inflationäre Druck aus dem Ausland.

Und in einem solchen Umfeld bestehe die Gefahr von sogenannten Zweitrundeneffekten, betonte Jordan. Das würde die Inflation in der Schweiz mittelfristig wieder anschieben.

Die Absicht der SNB, es nicht beim aktuellen Leitzins von 1 Prozent zu belassen, lässt sich auch an den Teuerungsprognosen der Währungshüter ablesen. Sie fallen trotz der Anhebung des SNB-Leitzinses mittelfristig etwas höher aus.

SNB hat Devisen verkauft

Und die SNB benutzt beide geldpolitischen Instrumente aktiv, um die erhöhte Teuerung zu bekämpfen. Sie hat nicht nur die Leitzinsen erhöht; die Währungshüter sind auch am Devisenmarkt aktiv.

Die Notenbank habe in den letzten Monaten Devisen verkauft, sagte Jordan. Damit wirkt sie einer Abwertung des Schweizer Franken entgegen. Der Hintergrund: Ein aufwertender Schweizer Franken hilft, weniger Inflation aus dem Ausland zu importieren. Ein stärkerer Franken kommt der SNB daher nicht ungelegen.

Vor dem Wechsel des Zinsregimes hatte die SNB noch jahrelang Fremdwährungen gekauft - zur Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken. Seither sitzt sie auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven.

Fed hat vorgelegt - EZB kommt noch

Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins in diesem Jahr ebenfalls bereits mehrfach erhöht hat, das letzte Mal am Vorabend. Der US-Leitzins liegt nun bei einer Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent.

Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die hohe Inflation im Euroraum. Eine weitere Anhebung wird bei der Sitzung des EZB-Rates am frühen Nachmittag erwartet.

SNB erwartet keinen raschen Rückgang der Teuerung

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) geht davon aus, dass die Teuerung in der Schweiz auch nach der heute kommunizierten Zinserhöhung erhöht bleibt. Erst gegen Ende 2023 wird ein Wert im Bereich des Zielbands erwartet.

Konkret erwartet die SNB für 2022 nun eine Jahresteuerung von 2,9 Prozent, wie sie am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung mitteilte. Im September hatte die Prognose für die Inflation im laufenden Jahr noch auf 3,0 Prozent gelautet. Zur Erinnerung: Im August war die Inflationsrate in der Schweiz auf 3,5 Prozent geklettert, um zuletzt im November auf 3,0 Prozent zu sinken.

Die Inflation wird laut der SNB nun bis und mit dem ersten Quartal 2023 bei 3,0 Prozent liegen. Danach soll sie sich allmählich abschwächen. Für das Schlussquartal 2023 wird dann ein Wert von 2,0 Prozent erwartet.

Die durchschnittliche Jahresteuerung 2023 wird gemäss der Prognose unverändert bei 2,4 Prozent gesehen, für 2024 nun bei 1,8 Prozent (bisher: +1,7%). Für 2025 rechnet die SNB dann mit Werten von um die 2 Prozent. Bekanntlich peilt die SNB eine Inflation von höchstens 2 Prozent an.

Ohne die heutige Zinserhöhung wäre die Inflationsprognose deutlich höher, betonte die SNB in der Mitteilung vom Donnerstag. Die bedingte Inflationsprognose beruht damit wie immer auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum bei 1,0 Prozent bleibt.

Bis Anfang 2023 befinde sich die Prognose aufgrund des etwas tieferen Erdölpreises unterhalb derjenigen vom September, so die SNB-Mitteilung. Ab Mitte 2023 sei die neue Prognose höher. Der stärkere inflationäre Druck aus dem Ausland und die Verbreiterung der Preiserhöhungen über die verschiedenen Güterkategorien im Konsumentenpreisindex führten dazu, dass die neue Prognose trotz der Anhebung des SNB-Leitzinses mittelfristig höher ausfalle.

Geringes Wachstum 2023 erwartet

Unverändert ist derweil die Prognose der Währungshüter für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr. Sie prognostizieren einen Anstieg des Schweizer Bruttoinlandproduktes (BIP) von "rund 2 Prozent". Für das Jahr 2023 wird in einer erstmaligen Prognose ein BIP-Wachstum von "rund 0,5 Prozent" in Aussicht gestellt.

Die schwächere Nachfrage aus dem Ausland und die hohen Energiepreise dürften laut der SNB die Wirtschaftsaktivität im kommenden Jahr merklich dämpfen.

ZKB erhöht Zinsen auf Sparkonten nach SNB-Zinserhöhung

Mit der weiteren Leitzinserhöhung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) am Morgen erhöhen verschiedene Banken die Zinsen für das Ersparte ihrer Kunden. Bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB) etwa gelten ab 1. Januar 2023 höhere Zinssätze auf Sparkonten.

Bei der ZKB gilt dann neu ein Zinssatz von 0,50 Prozent für Einlagen bis 25'000 Franken und 0,25 Prozent bis 250'000 Franken - statt wie bisher 0,01 Prozent bis 250'000 Franken, wie die Bank am Donnerstag mitteilte. Auf Jugend- und Geschenksparkonten seien es neu 0,75 Prozent bis 25'000 Franken und 0,25 Prozent bis 250'000 Franken.

Ebenfalls höhere Zinssätze stellten kurz nach dem SNB-Entscheid die Zuger Kantonalbank, die Graubündner Kantonalbank sowie die Bank WIR in Aussicht.

Bern (awp)


Bildquelle: FABRICE COFFRINI/AFP/Getty Images,Keystone

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