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Zunehmende Probleme 05.09.2022 21:16:00

Apple-, Alphabet-, Amazon-Aktie & Co. trotzen bisher schwacher Konjunktur - doch Rezession dürfte auch Big Tech schaden

Apple-, Alphabet-, Amazon-Aktie & Co. trotzen bisher schwacher Konjunktur - doch Rezession dürfte auch Big Tech schaden

Die letzten Quartalszahlen von Alphabet, Apple, Amazon und Microsoft insgesamt kamen recht gut bei den Anlegern an. Zwar zeichnen sich einige Probleme ab, jedoch konnten die Big Techs - mit Ausnahme von Meta Platforms - der schwachen Konjunkturlage noch halbwegs trotzen. Doch die sich anbahnenden Schwierigkeiten könnten sich in den kommenden Monaten verschärfen.

Alphabet C
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• Steigende Leitzinsen und starker Dollar schwächen die Tech-Riesen
• Bislang meist noch recht stabile Zahlen - doch Rezession dürfte auch Big Tech schaden
• Apple und Microsoft scheinen bislang am besten durch die Krise zu kommen

Inflation, Leitzinserhöhungen, Zero-COVID-Lockdowns in China, Lieferkettenstörungen, Ukraine-Krieg - die Liste der Belastungsfaktoren ist 2022 so lang wie selten zuvor in der Börsengeschichte. Entsprechend schwach präsentierten sich die internationalen Kapitalmärkte in den vergangenen Monaten. Auch die Aktien der Big Techs mussten Federn lassen, zeigten sich nach recht positiv ausgefallenen Quartalszahlen zuletzt aber wieder etwas gestärkt. Dabei ist die Krise noch längst nicht vorbei.

2022: Schwieriges Jahr auch für die Digitalriesen

So erkennt auch die "NZZ"-Korrespondentin Marie-Astrid Langer bei den Big Techs zahlreiche Faktoren, welche die Unternehmensentwicklung in den nächsten Quartalen beeinträchtigen dürften. Neben den allenthalben zu hörenden Faktoren Inflation und Leitzinsen ist dies auch der starke Dollar. Der teure "Greenback" reduziert nämlich die Einnahmen aus dem Dollar-Ausland, was sich bereits in den vergangenen Quartalszahlen der fünf Big Techs Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet und Meta Platforms widerspiegelte. Darüber hinaus lassen sich jeweils verschiedene Krisenphänomene bei den Tech-Giganten erkennen.

Apple-Aktie: Service-Sektor und iPhones kompensieren viele Schwierigkeiten

Apple ist inzwischen wieder vor Saudi Aramco das grösste Unternehmen der Welt. Die Aktie des iKonzerns entwickelte sich seit Mitte Juni nämlich deutlich stärker als der Gesamtmarkt und das trotz einer schwächeren Gewinnentwicklung des Unternehmens. Im Frühjahrsquartal musste Apple nämlich einen Profitrückgang von elf Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal vermelden - der Rückgang war damit aber geringer als es das Unternehmen zuvor selbst prognostiziert hatte.

Verantwortlich für die Gewinnabnahme sind besonders die Lieferkettenstörungen, die durch die wochenlagen Zero-COVID-Lockdowns in China weiter verschärft wurden. Apple produziert einen grossen Teil seiner Produkte im Reich der Mitte und war damit - ebenso wie auch Tesla - einer der Hauptleidtragenden der rigiden Corona-Politik der chinesischen Regierung. Apple hatte dadurch grosse Probleme, die hohe Nachfrage nach seinen Produkten zu bedienen.

Zumindest partiell kompensieren konnte der Konzern um CEO Tim Cook die Gewinneinbussen indes durch den stark expandierenden Service-Sektor (+17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Inzwischen gibt es laut CFO Luca Maestri 825 Millionen zahlende Kunden, die mindestens einen Apple-"Service" in Bereichen von Kreditangeboten und Streaming über Fitnesskursen bis hin zu Musik abonnieren. Ausserdem bewies das iPhone einmal mehr seinen Ruf als heilige "Cash Cow" für Apple: Etwa die Hälfte der 83 Milliarden US-Dollar Umsatz war auf das Smartphone zurückzuführen. Auf diese Weise konnte Apple trotz des Gewinnrückgangs einen neuen Umsatzrekord feiern, was die Aktionäre mit hohem Kaufinteresse quittierten. So notiert die Apple-Aktie an der NASDAQ mit einem derzeitigen Preis von 157,96 US-Dollar (Schlussstand vom 1. September 2022) trotz des allgemeinen Bärenmarktes nur etwa 13 Prozent unter dem Rekordhoch vom 182,94 US-Dollar (4. Januar 2022).

Microsoft-Aktie: Stabile Erträge wackeln

Microsoft gilt als eines der profitabelsten Unternehmen der Welt. Der von Bill Gates gegründete Konzern erfreut sich nämlich über eine enorme Einnahmestabilität angesichts des viel verbreiteten Abo-Modells bei Windows und der Azure-Cloud. Somit ist Microsoft vergleichsweise resilient gegenüber ökonomischen Verwerfungen, was sich auch in dem zuversichtlichen Ausblick des CEO Satya Nadella bei der Präsentation der letzten Quartalszahlen widerspiegelte.

Doch auch Microsoft kann nicht beliebig den Gewinn steigern. So macht besonders der starke Dollar dem Softwareriesen zu schaffen, der höchste Dollarstand seit Jahrzehnten reduzierte das Gewinnwachstum zwischen April und Juni von eigentlich sieben Prozent auf nur noch zwei Prozent. Auch der Umsatzzuwachs verringerte sich aus diesem Grund von 16 Prozent auf zwölf Prozent. Die Konjunkturprobleme in China, einem grossen Absatzmarkt, kosteten Microsoft ebenso wie auch der Ukraine-Krieg Hunderte von Millionen.

Immerhin wächst eine Unternehmenssparte von Microsoft noch rasant mit etwa 40 Prozent im Jahresvergleich, nämlich das Cloud-Geschäft von Azure. Nadella geht in diesem Bereich angesichts der Digitalisierungsbemühungen vieler Unternehmen von weiterem Wachstum aus. Im Vergleich zu anderen Tech-Firmen präsentieren sich die Papiere von Microsoft denn auch relativ krisenfest. Der aktuelle Kursstand von 260,40 US-Dollar an der NASDAQ befindet sich aber dennoch ganze 25 Prozent unter dem Rekordhoch vom 22. November 2021 bei 349,67 US-Dollar.

Amazon-Aktie: Schwächelnde Konsumlaune bremst Wachstum

Die Cloud-Sparte bildet auch bei Amazon derzeit den Heilige Gral, Amazon ist hier Weltmarktführer. Inmitten der ökonomischen Verwerfungen bildet AWS das Rückgrat des kriselnden Digital-Einzelhandelsriesen. Auch auf dem digitalen Werbemarkt konnte Amazon sich über ein Wachstum des Umsatzes um 18 Prozent auf 8,8 Milliarden US-Dollar freuen.

Jedoch spürt Amazon die abnehmende Konsumlaune der Kunden. Das Online-Einzelhandelsgeschäft des von Jeff Bezos gegründeten Unternehmens läuft derzeit lange nicht mehr so rund wie noch während des coronabedingten Aufschwungs 2020 und 2021. Während dieser enormen Nachfragesituation investierte Amazon Milliarden in den Aufbau neuer Logistikzentren und stellte viele neue Mitarbeiter ein, was die Fixkosten enorm erhöhte. Sollte die Ausgabefreude der Konsumenten weiter abnehmen, wäre Amazon deshalb einer der Hauptleidtragenden.

Immerhin konnten die letzten Quartalszahlen für eine gewisse Beruhigung unter den Anlegern sorgen: Die Amazon-Aktie konnte sich deutlich von ihrem Juni-Tief absetzen, kostet an der NASDAQ mit 127,82 US-Dollar momentan aber immer noch rund 32 Prozent weniger als noch am 13. Juli 2021, als das Papier sein bisheriges Rekordhoch bei 188,65 US-Dollar markierte.

Alphabet-Aktie: Abnehmende Digitalwerbung verursacht Sorgenfalten

Auch der Google-Mutterkonzern Alphabet spürt die abnehmende Finanzkraft vieler Unternehmen. Alphabet macht nämlich den Löwenanteil seines Umsatzes über Digitalwerbung, die ein besonders sensibler Vorbote einer Rezession ist. Anders als bei der frühzeitig geplanten Fernsehwerbung wird die Werbung im Internet kurzfristiger geplant und ausgeführt. Zwar wuchs Alphabets Umsatz im Frühjahrsquartal um 13 Prozent auf circa 70 Milliarden US-Dollar, allerdings zeigte besonders die Onlinestreamingplattform YouTube mit einem geringen Wachstum von nur fünf Prozent starke Anzeichen einer beginnenden Schwäche. Genau wie Apple musste denn auch Alphabet einen Gewinnverlust (-14 Prozent) vermelden, der sich bei anhaltend schwacher Konjunktur in den folgenden Quartalen wiederholen könnte.

Die Alphabet-Aktie zeigt sich an der NASDAQ entsprechend geschwächt: Mit einem derzeitigen Kursstand von 110,55 US-Dollar liegt das Papier rund 27 Prozent unter dem Niveau vom 19. November 2021, als es bei 151,85 US-Dollar den bisherigen Höchststand markierte.

Meta Platforms-Aktie: Konkurrenz und Apples Datenschutzbestimmungen schaden Facebook & Instagram

Wie Alphabet ist auch Meta Platforms von der Konjunktur der Digitalwerbung abhängig. Über die sozialen Medien Facebook und Instagram nahm der Konzern um CEO Mark Zuckerberg in den vergangenen Jahren Milliarden ein und konnte kontinuierliche Wachstumszahlen melden. Umso erschreckender war es für die Anleger, als Facebook im Juli den ersten Umsatzrückgang der Unternehmensgeschichte verkündete. Die Einnahmen sanken um ein Prozent auf 28,8 Milliarden Dollar. Ohne die starke Dollarentwicklung wäre Facebooks Umsatz zwar um drei Prozent gestiegen, betonte Finanzchef David Wehner. Doch klar ist, dass der Meta-Konzern unter einer ernstzunehmende Krise leidet. Die Werbungstätigkeit auf Facebook und Instagram leidet unter der schlechteren Finanzlage vieler Unternehmen. Dies schadet allen Unternehmen aus der Social Media-Branche, wie sich auch in dem Debakel rund um die Snap-Aktie zeigt.

Neben dem generell schwachen Onlinewerbungsgeschäft setzten auch die neuen Privatsphäre-Einstellung von Apples iOS-System dem Social Media-Giganten zu, da Meta deshalb nicht mehr den Zugriff auf die Kundendaten hat. Zudem gibt es mit TikTok seit ein paar Jahren einen wachsenden Konkurrenten, der sich besonders in der Generation Z hoher Beliebtheit erfreut. Und ob Metas grosse Pläne rund um das Metaversum sich tatsächlich als zukünftige Gewinnmaschine erweisen werden, gilt in Analystenkreisen als äusserst fraglich.

Aus diesen Gründen ist es wenig verwunderlich, dass die Meta-Aktie an der NASDAQ im allgemeinem Aktienabverkauf im Vergleich zu den anderen Big Techs am stärksten unter die Räder geriet. Fast 57 Prozent notiert die Meta-Aktie derzeit (165,36 US-Dollar) unter ihrem Rekordhoch vom 1. September 2021 (384,33 US-Dollar).

Redaktion finanzen.ch

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