Dekotierung |
25.09.2023 21:16:00
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Bobst-Aktie, Datacolor-Aktie, Von Roll-Aktie & Co.: KMU kehren der Schweizer Börse den Rücken

Mit Datacolor hat ein Weltmarktführer den Schweizer Aktienmarkt verlassen. Nur der jüngste Börsenrückzug in einer ganzen Reihe von KMU, die ihre Notierung am Schweizer Aktienmarkt ad acta gelegt haben.
• Auch Bobst und Von Roll bereits mit Börsenabschied
• Kosten-Nutzen-Analyse im Blick
Am Aktienmarkt war Datacolor in den vergangenen Jahren ein eher unauffälliger Player. Verglichen mit SMI-Grössen ist das Farbmetrik-Unternehmen in Sachen Umsatz und Gewinn ein eher kleines Licht: Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/2023 beliefen sich die Erlöse auf 45,4 Millionen Dollar, beim Nettoergebnis stand für diesen Zeitraum ein Wert von 6,2 Millionen Dollar in den Büchern. Das Geschäft wächst seit Jahren moderat, die Gewinnmarge ist recht konstant.
Positive Börsenperformance
Die Börsenperformance von Datacolor ist unterdessen durchaus als Erfolg zu werten, ein Überflieger am Parkett war das Unternehmen aus Luzern aber nie: Seitdem der Konzern 2009 in den Börsenmantel der dekotierten Brauerei Eichhof schlüpfte, ging es am Aktienmarkt von einem Aktienpreis von 200 CHF bis auf 900 CHF im Jahr 2018 nach oben, bevor die Corona-Krise für einen Einbruch sowohl beim Geschäft als auch beim Aktienkurs sorgte. Im August 2023 legte Datacolor-Grossaktionär und -Verwaltungsratspräsident Werner Dubach schliesslich ein öffentliches Übernahmeangebot vor: 760 Franken bot der Unternehmer Anteilseignern in bar für jede Datacolor-Aktie und stiess mit dieser Offerte direkt auf grosses Interesse, denn obwohl sich der Aktienkurs nach dem Corona-Tief wieder erholen konnte, war der Handel mit Datacolor-Aktien doch zunehmend schwieriger geworden. Auch wegen des überschaubaren Streubesitzes, denn Dubach hielt bereits zum Zeitpunkt seiner Kaufofferte 83,74 Prozent des Aktienkapitals.
Illiquider Handel und niedrige Bewertung für viele KMU ein Problem
Dieses Problem haben viele Anteilseigner von an der Schweizer Börse gelisteten KMU. Auch der Handel mit anderen Aktien aus diesem Segment verlief und verläuft mit niedrigeren Umsätzen.
Das dürfte auch für andere kleinere und mittlere Unternehmen mit ein Grund gewesen sein, dem Schweizer Aktienmarkt den Rücken zu kehren. Denn bevor Datacolor sein Börsenexperiment beendet, hatten bereits Unternehmen wie Von Roll oder Bobst in jüngerer Vergangenheit ihre Aktien aus dem Handel genommen oder durchleben aktuell diesen Prozess - wenngleich aus unterschiedlichsten primären Gründen.
Von Roll etwa hat einen neuen Besitzer bekommen, die deutsche von Finck-Unternehmerfamilie hat ihre Anteile an Elantas verkauft, eine Tochter des deutschen Spezialchemiekonzerns Altana. 86 Rappen je Aktie war das Angebot für die 81-prozentige Aktienbeteiligung, die den Besitzer wechselten, auch den Streubesitzaktionären wurde eine Offerte in gleicher Höhe gemacht, die noch bis Anfang November läuft.
Bobst unterdessen wurde von der Familienholding JBF SA übernommen. Im Rahmen der Übernahmeofferte hatte JBO 76 Franken für alle sich im Publikum befindlichen Aktien angeboten, im Nachgang wurden die Bobst-Anteile dekotiert. Dabei dürfte auch die Börsenbewertung des Unternehmens eine Rolle gespielt haben, niedrige Zinsen zum Zeitpunkt der Übernahmepläne haben die Privatisierung von Bobst zusätzlich vorangetrieben.
SIX kämpft mit Sparks um kleinere und mittlere Unternehmen
Die Schweizer Börse will dem Verlust von KMU am Schweizer Aktienmarkt gegensteuern und hat daher im Herbst 2021 das Handelssegment Sparks an den Start gebracht. Das Börsensegment legt den Fokus auf Firmen mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 500 Millionen Franken und versucht, KMU mit niedrigeren Kotierungshürden zu locken. Sparks verzichtet insbesondere auf einen umfassenden Geschäftsbericht, ihren Corporate Governance-Pflichten können Unternehmen über einen auf der Internetseite der SIX zur Verfügung gestellten Fragebogen nachkommen. Zudem wirbt Sparks mit niedrigeren Listinggebühren - insbesondere für Neulinge am Parkett ein nicht zu vernachlässigender Faktor.
Bislang erzielten die Bemühungen der SIX um KMU aber nur einen überschaubaren Erfolg: Nach dem Achtungserfolg mit Xlife Sciences, die im Januar 2022 den Sprung an das Handelssegment wagten, wurde es still an der IPO-Front.
Schweizer Börse für KMU nicht attraktiv genug?
Dass die SIX immer wieder kleinere und mittlere Unternehmen verliert, dürfte auch in der Kapitalstruktur der betroffenen Firmen begründet sein. Häufig handelt es sich um Unternehmen mit starken Einzelaktionären oder im Familienbesitz, die den Gang an die Börse wagen, um frisches Kapital zu generieren. Angesichts des häufig überschaubaren Streubesitzes und einem geringen Handelsvolumen schlägt sich ein Anstieg des Firmenwertes aber oft nur marginal im Aktienkurs nieder.
Unternehmen müssen daher abwägen, ob der Nutzen den Aufwand einer Börsennotierung rechtfertigt. Von Roll, Bobst und Datacolor haben diese Frage offenbar für sich mit "nein" beantwortet. Ob sich noch weitere KMU vom Schweizer Aktienmarkt verabschieden werden, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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