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Chancen durch Nichtverkauf: Sollten Investoren Gewinne nicht frühzeitig mitnehmen?

Chancen durch Nichtverkauf: Sollten Investoren Gewinne nicht frühzeitig mitnehmen?

Der Kauf von Aktien ist heutzutage mit Hilfe von Direktbrokern und Investment-Apps so leicht wie nie zuvor. Viele Anleger vergessen in diesem Zusammenhang jedoch, dass nicht nur der Kauf, sondern vor allem auch der richtige Verkauf entscheidend für den langfristigen Erfolg am Kapitalmarkt ist.

• Ein Verkauf inmitten der Hausse macht wenig Sinn
• Anlagealternativen sollten vor dem Verkauf beurteilt werden
• Durch Gewinnmitnahmen sterben keine Aktionäre, aber gute Investments

Eine der wohl bekanntesten und allzeit zutreffenden Börsenweisheiten besagt: "An Gewinnmitnahmen ist noch niemand gestorben". Dieses Sprichwort soll Kapitalanleger daran erinnern, dass erst der realisierte Kursgewinn ein tatsächlicher Gewinn ist.

"The trend is your friend"

In der Praxis ist es jedoch häufig nicht immer wirklich sinnvoll frühzeitig Buchgewinne einzustreichen. Denn allein die Tatsache, dass der Kapitalmarkt über mehrere Wochen, Monate oder vielleicht Jahre gut gelaufen ist, bedeutete noch lange nicht, dass es in absehbarer Zeit zu einem Crash oder einer Korrektur kommen muss.

So gab es an der Börse historisch betrachtet immer schon sehr lange Bullenmärkte, während sich die Bärenmärkte meistens innerhalb sehr viel kürzerer Zeitspannen abspielten. Entsprechend kann es oft sehr unvorteilhaft sein, seine Gewinne einzukassieren, obwohl sich der Markt in einer allgemeinen Hausse befindet und die jeweiligen Unternehmensdaten keinen vernünftigen Grund für fallende Aktienkurse liefern.

Mit dem Sprichwort: "The trend is your friend", kommt in diesen Zusammenhang eine weitere Börsenweisheit ins Spiel, welche besagt, dass es rein statistisch viel wahrscheinlicher ist, dass ein bestehender Börsentrend noch länger anhält und nicht unbedingt abrupt endet. Folglich ist es für Investoren nicht ratsam gegen den vorherrschenden Trend zu handeln. Die hohe Kunst der Börse besteht also darin, Gewinne so lange laufen zu lassen, bis sich der vorherrschende Aufwärtstrend umkehrt.

Äquivalent zu diesem Sprichwort besagt die Börsenweisheit: "Greife nie in ein fallendes Messer", dass Investoren niemals blind in eine Baisse hineinkaufen sollen. Anleger müssen also vor jedem Wertpapierkauf oder -verkauf genau darüber Bescheid wissen, in welcher Phase sich der Markt befindet bzw. welcher Trend an der Börse gerade vorherrscht.

Anlagealternativen müssen vorausgeplant werden

Aktien zu verkaufen, nur weil sie schon seit einigen Tagen und Wochen gestiegen sind, ist ohne weitere Überlegungen nicht wirklich sinnvoll. Ein solcher Verkauf macht in der Regel nämlich erst dann Sinn, wenn es bessere Anlagealternativen gibt oder Optionen, die ein optimaleres Chancen-Risiko-Verhältnis versprechen.

Anstatt voreilig Buchgewinne in reale Gewinne umzuwandeln sollten Anleger also genau vorausplanen, welche neue Investition mit dem realisierten Gewinn plus Startkapital getätigt werden kann. "Der Anleger kommt nicht umhin, regelmäßig aufs Neue zu entscheiden, ob eine Aktie seiner Meinung nach das wert ist, was an der Börse für sie verlangt wird. Oder ob er - trotz guten Laufs - nicht sogar nachkaufen sollte", so die Einschätzung eines Sprechers des Vermögensverwalters DWS gegenüber der SZ.

Die Chancen eines Nichtverkaufs sind unbegrenzt

Da die Bewertungen von manchen Technologieunternehmen mittlerweile extreme Höhen erreicht haben, raten viele Experten gerade in diesem Bereich zu Gewinnmitnahmen. Viele Beispiele aus dem realen Börsengeschehen zeigen jedoch eindeutig, dass das Nichtverkaufen auch große Chancen mit sich bringt. Denn während der mögliche Verlust bei Nichtverkauf maximal 100 Prozent beträgt, ist der denkbare Gewinn nahezu unbegrenzt.

Eine Aktie kann zwar jederzeit von 100 Euro auf 0 Euro fallen und dem Anleger somit einen Totalverlust von 100 Prozent bescheren, sie kann in der gleichen Zeit jedoch auch von 100 Euro auf 1'000 Euro steigen und dem Investor einen Buchgewinn von 900 Prozent bescheren.

Aktien von Unternehmen wie beispielsweise Tesla zeigen dabei eindrucksvoll, dass scheinbar übertriebene Bewertungskennzahlen, also hohe KGVs, KBVs und KCVs, noch lange kein Verkaufsgrund sind. So wurden die Tesla-Papiere schon im Bereich von unter 200 US-Dollar reihenweise zum Verkauf empfohlen und kletterten dennoch in den darauffolgenden Monaten auf über 800 US-Dollar. Tesla-Investoren, die trotz des intakten Aufwärtstrends schon bei rund 200 US-Dollar ausgestiegen sind, haben somit den Großteil der Renditechance verpasst.

In diesem Fall war die Gewinnmitnahme nicht nur falsch, sondern auch ein schlimmer Fehler. Denn wirkliche Top-Unternehmen, deren Kurse plötzlich und stetig durch die Decke gehen, wie zum Beispiel bei Amazon, Netflix oder Apple, finden Investoren leider nicht alle Tage.

Derartige Top-Konzerne können sich im Laufe der Zeit nämlich nicht nur verfünffachen, sondern auch verfünfzigfachen. Entsprechend kostete eine Tesla-Aktie bis Anfang 2013, unter der Berücksichtigung von Aktiensplits, noch unter 10 US-Dollar.

Auch die Profis verkaufen häufig zu früh

Ein praktisches Beispiel aus dem Jahr 1999 zeigt, dass voreilige Gewinnmitnahmen auch bei den Investment-Profis der Wall Street eher die Regel als die Ausnahme sind. So wurde Shirley Lin, die für einen Private-Equity-Fonds der US-Großbank Goldman Sachs tätig war, im Jahr 1999 ein 50-prozentiger Anteil an dem chinesischen E-Commerce-Unternehmen Alibaba angeboten, dieser hätte sie insgesamt fünf Millionen US-Dollar gekostet.

Lin und ihre Kollegen hielten eine derartige Investition zu diesem Zeitpunkt jedoch für zu riskant. Das Team entschied sich somit für eine Beteiligung von nur drei Millionen US-Dollar. Da diese drei Millionen US-Dollar Beteiligung nur fünf Jahr später schon gut 22 Million US-Dollar wert, entschied Lin und ihr Team die Position wieder zu veräußern, um eine Rendite von über 600 Prozent zu realisieren.

Heute wäre diese Position jedoch nicht nur 22 Millionen US-Dollar, sondern insgesamt mehr als 200 Milliarden US-Dollar wert und somit fast doppelt soviel wie die aktuelle Marktkapitalisierung von Goldman Sachs. Das historische Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass außerordentliche Renditen in der Regel auch außerordentlich viel Zeit benötigen. Folglich werden Investoren, die spätestens nach einem 100-prozentigen Kursgewinn ihre Position veräußern, niemals einen echten Multibagger im Depot haben.

Teilverkauf als Alternative

Sicherheitsorientierte Investoren, die von Zeit zu Zeit ihre Gewinne mitnehmen möchten, können jedoch auch über einen Teilverkauf nachdenken. Der Teilverkauf bietet nämlich den Vorteil, dass der Anleger mit einem Teil seiner Investition weiterhin an der jeweiligen Aktienkursentwicklung partizipiert, wobei sich sein möglicher Verlust, sofern es zu einer schnellen Trendumkehr kommen sollte, nur noch auf eine kleinere Position beschränkt.

Investoren, die solch eine Strategie verfolgen, reduzieren zwar unmittelbar ihr Risiko, schmälern natürlich jedoch auch ihre mögliche Rendite. "Ein Blick auf die Kurszettel von vor 20 Jahren zeigt, wie regelmäßig auch DAX-Konzerne, die lange gut liefen, von eben jedem Zettel verschwinden können", so der DWS-Sprecher weiter. Dementsprechend sind frühzeitige Gewinnmitnahmen nicht immer die schlechteste Alternative am Kapitalmarkt. Denn glücklicherweise sterben wegen Gewinnmitnahmen keine Aktionäre, sondern im schlimmsten Fall nur gute Investitionen.

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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Bildquelle: Bro Crock / Shutterstock.com,Joyseulay / Shutterstock.com

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