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Unerwartete Entwicklung 23.06.2018 22:45:00

Das Urgestein GE wird aus dem Dow geworfen - Folgt der Kursrutsch?

Das Urgestein GE wird aus dem Dow geworfen - Folgt der Kursrutsch?

Es ist der Absturz eines Börsendinos: Das Dow Jones-Urgestein General Electric muss den US-Leitindex verlassen. Doch anders als von vielen erwartet bleibt der mit solchen Nachrichten häufig einhergehende Kursrutsch aus.

Nach anhaltenden Kursverlusten bei dem zu den größten Mischkonzernen der Welt gehörenden US-Industriegiganten, zog der Indexbetreiber S&P Dow Jones Indices am Vortag die Reißleine: Nach 125 Jahren im US-Leitindex Dow Jones muss General Electric seinen Platz für die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens räumen.

Anleger wenig überrascht

Das Debakel hatte sich seit geraumer Zeit angekündigt, denn der US-Großkonzern steckt in einer tiefen Unternehmenskrise. Rund ein Viertel an Börsenwert hat die GE-Aktie verloren - allein seit Jahresstart. Bereits im Jahr zuvor hatte der Industriegigant tiefrote Spuren in den Anlegerdepots hinterlassen: Ein Kursrutsch von 37 Prozent machte den Konzern zum schlechtesten Dow-Wert.

Milliardenschwere Quartalsverluste, insbesondere aufgrund einer mehr als enttäuschenden Entwicklung der Kraftwerkssparte, aber auch verschuldet durch Altlasten im Finanzbereich und ein schwächelndes Öl- und Gasgeschäft hatten Anleger in Scharen aus den Papieren fliehen lassen. Vor allem in der Finanzssparte, GE Capital, hatte sich das Weltunternehmen verhoben - die Finanzkrise traf das Unternehmen zudem mit voller Wucht.

GE-Aktie verhält sich unerwartet

Dass das ehemalige US-Vorzeigeunternehmen den langjährigen Chef Jeff Immelt ersetzte, brachte nicht die erhoffte Wende: Auch Nachfolger John Flannery bekam die anhaltenden Probleme bislang nicht in den Griff und hat es nicht geschafft, unter Anlegern wieder Zuversicht zu verbreiten. Der Abstieg aus dem US-Leitindex war daher eine logische Konsequenz der Entwicklung in den vergangenen Jahren - und kam für Anleger angesichts der dramatischen Kursenwicklung alles andere als überraschend.

Profiteur der GE-Krise ist zunächst die US-Drogeriemarktkette Walgreens, die den Börsendino im US-Leitindex ersetzt. Wie zu erwarten war, legte die Aktie des neuen Dow-Mitglieds nach Bekanntgabe der Indexanpassungen auch deutlich zu. Schließlich ist Dow-Mitgliedern bereits per se eine höhere Aufmerksamkeit von Investorenseite garantiert, auch Analysten schauen bei Vertretern höherer Indizes genauer hin und liefern detailliertere Prognosen und Aktieneinschätzungen ab, was wiederum Anlegerinteresse nach sich zieht. Doch der größte Teil des Kurssprungs dürfte auf die Tatsache zurückzuführen sein, dass Fondsbetreiber, die den Dow Jones abbilden, sich nun mit Walgreens-Aktien eindecken müssen. Zudem gilt die Zugehörigkeit zum Traditionsindex Dow Jones bei vielen Fonds als Voraussetzung für ein Investment.

Doch während sich die Aktie von Walgreens erwartungsgemäß entwickelte, blieb auf der anderen Seite ein Kursrutsch bei GE-Aktien aus. Mit einem moderaten Minus von rund einem halben Prozent ging General Electric am Tag der Bekanntgabe aus dem Handel - zwischenzeitlich hatte der Anteilsschein sogar auf grünem Terrain notiert. Am Donnerstag weist die GE-Aktie ein Minus von rund 1,5 Prozent aus, während auch die US-Märkte negative Vorzeichen ausweisen. Von einem drastischen Absturz kann also auch weiterhin nicht die Rede sein.

Bleibt der Kursrutsch aus?

Mark Hulbert, Kolumnist bei MarketWatch glaubt, dass sich Investoren von General Electric wegen eines Kursabschwungs aufgrund des Indexabstiegs auch in Zukunft wohl keine Sorgen machen müssen. Der Experte untermauert seine These mit einem Blick auf die Börsenhistorie in den USA. So hatte die IBM-Aktie den Dow Jones-Index 1939 verlassen müssen - erst vierzig Jahre später, 1979, gelang dem Technologieunternehmen der Wiederaufstieg. Die Aktienkursentwicklung hat in der Zwischenzeit aber alles andere als gelitten: Die IBM-Aktie hat den gesamten US-Markt outperformed.

Hulbert hat dieses Phänomen bei einer Reihe von Aktien, die den Dow Jones verlassen mussten, festgestellt: Im ersten Jahr nach dem Abstieg haben die Titel, die aus dem Leitindex geworfen wurden, in der Regel eine bessere Rendite abgeworfen als die Neuzugänge im Index. Auch nach fünf Jahren ließ sich eine entsprechende Entwicklung feststellen, lediglich drei Jahre nach den Indexanpassungen hätten die Aufsteiger gegenüber den Absteigern die Nase vorn gehabt, so Hulbert. Natürlich gebe es Ausnahmen, räumt der Experte ein: Apple zum Beispiel. Doch im Durchschnitt ließe sich feststellen, dass Indexabsteiger besser performten als Indexaufsteiger.

Bestätigen sich diese Ergebnisse auch bei General Electric, könnten Anleger des Mischkonzerns möglicherweise am Ende doch triumphieren.

Redaktion finanzen.ch

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