Volkswagen-Patriarch |
27.08.2019 14:44:00
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Ex-VW-Chef Ferdinand Piëch verstorben
Nach dem Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs Ferdinand Piëch haben Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers ausgedrückt.
Zum Gedenken sollten in verschiedenen VW-Werken die Fahnen auf halbmast gesetzt werden. "Wir trauern mit der Familie um Ferdinand K. Piëch, den aussergewöhnlichen Manager und Ingenieur, den Strategen und ganz einfach auch den Auto-Enthusiasten, der er zeitlebens war", betonte Wolfgang Porsche, Aufsichtsratschef der VW-Dachgesellschaft Porsche SE und Cousin Piëchs, in einer Mitteilung.
Als Reaktion auf den Tod des langjährigen Volkswagen-Chefs drückten zahlreiche Wegbegleiter aus dem Unternehmen und aus der Politik ihren Respekt vor der Lebensleistung des Managers aus. "Mir persönlich war Ferdinand Piëch ein jahrzehntelanger Förderer und Wegbegleiter", sagte Martin Winterkorn, der von 2007 bis 2015 VW-Chef war. Die visionäre Kraft und grossen Fähigkeiten als Ingenieur hätten ihn über viele Jahre geprägt. 2015 hatte sich Winterkorn im Machtkampf mit Aufsichtsratschef Piëch durchgesetzt, musste kurz darauf aber im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Dieselskandals zurücktreten.
VW-Gesamtbetriebsratschef Bernd Osterloh würdigte Piëch als "grossen Manager und Ingenieur". "Volkswagen stünde ohne Ferdinand Piëch nicht da, wo wir jetzt stehen. Dafür schulden wir ihm unseren Dank und unsere Anerkennung", sagte Osterloh.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil sagte, Piëch sei "einer der grossen Unternehmer in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" gewesen. Der Manager habe VW 1993 in einer tiefen Krise übernommen. "Mit seinem Namen ist der Aufstieg von Volkswagen zum Weltkonzern verbunden." Viele Tausend Arbeitsplätze in Niedersachsen prägten die wirtschaftliche Grundlage des Landes bis heute.
"Dass die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Land Niedersachsen im Jahr 2015 unter schwierigen Bedingungen beendet werden musste, habe ich sehr bedauert. Der grosse Dank für die Leistung von Ferdinand Piëch und der tiefe Respekt bleiben davon unberührt", sagte der SPD-Politiker. Altkanzler Gerhard Schröder sagte über Piëch: "Er hat die globale Automobilbranche über mehrere Jahrzehnte geprägt."
Auch die beiden Städte Wolfsburg und Braunschweig würdigten ihren Ehrenbürger. "Wolfsburg hat Ferdinand Piëch unheimlich viel zu verdanken", sagte Oberbürgermeister Klaus Mohrs (SPD) am Dienstag. Piëch habe in der grossen Absatzkrise Tausende Wolfsburgerinnen und Wolfsburger vor der Arbeitslosigkeit bewahrt. In Braunschweig hatte Piëch fünf Jahre lang gelebt. "Professor Piëch war eine national wie international anerkannte Unternehmer- und Managerpersönlichkeit, die sich um die Entwicklung des Unternehmensstandorts Braunschweig sehr verdient gemacht hat", sagte Oberbürgermeister Ulrich Markurth (SPD).
Piëch war am Sonntag im Alter von 82 Jahren "plötzlich und unerwartet" gestorben, wie seine Ehefrau Ursula Piëch mitteilte. Sie schrieb: "Das Leben von Ferdinand Piëch war geprägt von seiner Leidenschaft für das Automobil und für die Arbeitnehmer." Er sei bis zuletzt ein begeisterter Ingenieur und Autoliebhaber gewesen. Die Beisetzung finde im engsten Familienkreis statt.
Piëch hinterlasse eine grosse Familie mit 13 Kindern und mehr als doppelt so vielen Enkelkindern, hiess es weiter. In früheren Medienberichten war häufig von 12 Kindern die Rede gewesen. Auf Nachfrage dazu verwies Anwalt Christian Schertz am Dienstag lediglich auf die Mitteilung der Witwe.
Der in Wien geborene Piëch hatte viele Jahre mitten im Machtzentrum des VW-Konzerns gestanden. Der frühere AUDI-Chef war von 1993 bis 2002 Vorstandsvorsitzender von Volkswagen und führte danach lange den Aufsichtsrat - als massgeblicher Protagonist der Familien Porsche und Piëch, der VW-Grossaktionäre. Seine Macht war gross, 2012 hievte er sogar seine Frau Ursula in den VW-Aufsichtsrat. Piëch galt als mächtiger Strippenzieher und Königsmacher hinter den Kulissen.
Mit strenger Hand lenkte der detailverliebte Autonarr das immer grösser werdende VW-Imperium zusammen mit dem damaligen Konzernchef Winterkorn, ehe er sich von seinem Lebenswerk entfremdete. Im Jahr 2015 sorgte er mit der Äusserung für Aufsehen, er sei "auf Distanz" zu Winterkorn - den Machtkampf verlor Piëch, er warf im Zorn hin.
Als Piëch 80 Jahre alt wurde, würdigte VW die Verdienste des Managers: "Ferdinand Piëch hat das Automobil, unsere Industrie und den Volkswagen-Konzern in den vergangenen fünf Jahrzehnten massgeblich geprägt", sagte ein VW-Sprecher damals. "Sein Lebenswerk ist gekennzeichnet von mutigem Unternehmertum und technologischer Innovationskraft." Sein milliardenschweres Aktienpaket an der VW-Dachholding Porsche SE hatte Piëch da schon an Verwandte verkauft.
Wolfsburg (awp/sda/afp)
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