Markteffizienzhypothese |
13.03.2021 23:01:00
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GameStop-Hype, Spekulationsblasen und Index-Fonds: Wie Nobelpreisträger Fama zum Aktienmarkt steht
Eugene Fama ist eine Koryphäe auf dem Gebiet der Markteffizienzhypothese. In einem Interview gab er Einblicke in seine Ansichten zum GameStop-Hype, Spekulationsblasen und warum Anleger nicht auf einzelne Aktien setzen sollten.
• Aktiv gemanagte Investmentfonds - reine Geldverschwendung?
• Investment in individuelle Aktien bleibt Glücksspiel
Wirtschaftsnobelpreisträger Eugene Fama forscht seit mehr als 50 Jahren an den Mechanismen, die die Aktienmärkte bewegen. Wie entstehen die Preise von Aktien, wieso geht es mit den Kursen mal rauf, mal runter, in welchem Verhältnis stehen Risiko und Ertrag eines Assets zueinander? Auf diese und mehr Fragen sucht der Ökonom Antworten und hat dabei die Markteffizienzhypothese massgeblich mitgeprägt. Diese besagt, kurz gesagt, dass alle verfügbaren Informationen bereits im Preis einer Aktie enthalten sind und das unmittelbar. In logischer Konsequenz bedeutet dies jedoch auch, dass ein Vorhersagen der Kurse unmöglich ist. So bekräftigte Fama im Interview mit Howard Gold von dem Nachrichtenportal MarketWatch, dass es sehr schwierig sei, Investmentsfonds zu finden, die zuverlässig auf statistischer Ebene ihren Vergleichsindex schlagen würden.
Den Gesamtmarkt schlagen - reine Glückssache?
Dies ist natürlich eine schlechte Nachricht für diejenigen Vermögensverwalter, die es sich zur Aufgabe machen, ihren Kunden mit aktiv gemanagten Investmentfonds eine hohe Rendite zu verschaffen und sich dafür ebenso ansehnlich bezahlen lassen. Dennoch gibt es ja immer mal Starinvestoren, die eben dadurch Bekanntheit erlangten, dass es sie schafften, die Aktienmärkte deutlich outzuperformen, wie beispielsweise Berkshire Hathaway-CEO Warren Buffett. Wie kann angesichts der Markteffizienzhypothese erklärt werden, dass es eben jene Erfolgsinvestoren gibt?
Famas Antwort: "Glück allein kann grosse Gewinner hervorbringen, wenn genug Menschen das Spiel mitspielen". Dabei bedient er sich einem beliebten Beispiel aus der Statistik. So erscheine es jemandem recht unwahrscheinlich, dass man bei einem Münzwurf 15 Mal hintereinander Kopf werfen könne. Wenn man aber davon ausgeht, dass 25'000 Personen Münzen werfen würden und von einem nehme man an, dass er zehn Mal hintereinander Kopf werfen könnte, erscheine das Ganze schon nicht mehr so unwahrscheinlich. Durch die schiere Anzahl an Würfen "wird es jemand schaffen, ganz allein durch Glück", so der Wirtschaftsexperte.
Gebühren machen aktiv gemanagte Fonds unattraktiv
Ob es wirklich also Können oder reines Glück eines erfolgreichen Investmentmanagers sei, sei schwierig zu sagen, weil man sich das Ergebnis immer im Nachhinein anschaue. Und selbst wenn es Fonds gebe, die tatsächlich zu den Gewinnern zählten, würden die Kosten des Fonds die Gewinne für den Anleger wieder zunichtemachen: "Schaut man sie [die Investmentfonds] sich ohne Abzug von Kosten an, dann gibt es einige Hinweise darauf, dass es Gewinner gibt. Aber unglücklicherweise hat der Anleger davon nichts; Anleger bekommen die Renditen nach Abzug der Kosten. Im Nachhinein ist dies schlechter als Glück, da die Gebühren und Kosten tödlich sind", erklärt Fama.
Indexfonds - das Mittel der Wahl
Eine Lösung für dieses Problem könnte dem Nobelpreisträger zufolge sein, dass man in Indexfonds investiert, die den Markt als Ganzes abbilden. Das einzige Problem sei dann noch, dass man sich als Anleger entscheiden müsse, wie man sein Anlagekapital zwischen einem Fonds und Anleihen aufteilen wolle: "Und dann ist das grosse Problem, sich entscheiden, wie viel Sie in Anleihen mit kurzen Laufzeiten - ich würde keinem Anleger langfristige Anleihen empfehlen - anlegen wollen im Gegensatz zu Aktien. Wie viel Risiko wollen Sie eingehen?".
Eugene Famas Einschätzung der GameStop-Rally
Nun gibt es aber ja auch den Fall, dass eine Aktie in kurzer Zeit absolut durch die Decke geht, so geschehen mit dem schwächelnden Computerspieleeinzelhändler GameStop. Auch hiernach befragte Gold den Wirtschaftsexperten Fama. Seiner Meinung nach, seien solche Fälle die oft zitierte Ausnahme, die die Regel, also die Markteffizienz, bestätigen: "Schauen Sie sich zum Beispiel GameStop an, das ist ein klarer Fall, in dem der Markt für ein paar Tage ineffizient war. Sie nehmen eine winzige Aktie und die Leute fangen an hineinzudrängen. Nun, Finanzen sind wie jeder andere Zweig der Ökonomie. Es geht nur um Angebot und Nachfrage. Wenn die Nachfrage verrücktspielt, dann kann auch der Preis verrücktspielen - zeitweise". Die Anleger, die an der GameStop-Rally teilgenommen hätten, hätten dabei nicht absehen können, ob sie letztlich zu den grossen Gewinnern oder den Verlierern zählen würden. Aus diesem Grund sollten Anleger seiner Meinung nach nicht mit individuellen Aktien spekulieren: "Sie können sich vor Dingen wie GameStop schützen, indem Sie ein diversifiziertes Portfolio halten", so der Ökonom.
Nun haben Emotionen im Fall GameStop sicherlich eine bedeutende Rolle gespielt, die Rally weiter am Laufen zu halten. Wie Fama betont, hätten Gefühle oder Irrationalität jedoch keinen voraussagenden Wert für die Preisbildung - was im Gegensatz zum Fokus der Verhaltensorientierten Finanzmarkttheorie steht, die untersucht, wie Anlageentscheidungen auch in Verbindung der Psychologie der Marktteilnehmer zustande kommen. Schliesslich lässt sich nicht von der Hand weisen, dass es an den Aktienmärkten immer wieder zu starken Einbrüchen, Crashs oder auch Blasen kommt, also vermeintlichen Fehlentscheidungen seitens der Anleger.
Es gibt keine Blasen
Gerade mit dem Konzept der Spekulationsblase hat Fama jedoch ein Problem - er glaubt nicht an sie: "Ich glaube an sie [Blasen], wenn Sie mir sagen können, wann sie platzen werden. Aber in meiner Welt ist die Definition einer Blase etwas, das ein vorhersehbares Ende hat. Ist es einfach etwas, dass genutzt wird, um ein Auf und Ab zu beschreiben, dann, tja, hat das keinen Kontext für mich. Diese Dinge passieren auf zufällige Weise immer wieder".
Ein gutes Beispiel um zu verstehen, warum Blasen für Fama nicht existieren, ist die Immobilienblase von 2007, auf die der MarketWatch-Experte Gold den Nobelpreisträger anspricht: "Diese [Blase] funktioniert nicht. Denn die Preise sind angestiegen und dann wieder gefallen. Aber jetzt sind sie höher als sie noch bei der vorherigen Spitze waren, also was ist die Blase? Ist es das Hoch und das Runter? Oder ist es das Runter und das Hoch?".
Das Investment in einen Indexfonds bleibt eine der besten Anlagestrategien, da Markteffizienzen gut abgebildet werden und die Ineffizienzen, die immer mal wieder vorkommen, weniger stark ins Gewicht fallen. Auch wenn dies für viele Anleger vielleicht etwas enttäuschend ist.
Redaktion finanzen.ch
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