Zunehmende Konkurrenz |
04.02.2023 22:03:00
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Neuartige Chatbots: Ist Googles Monopol am Suchmaschinenmarkt in Gefahr?
Der Suchmaschinengigant Google ist in seinem Geschäftsfeld unbestrittener Marktführer. Doch die Dominanz bröckelt: Nicht nur Techriese Microsoft hat den Markt für sich entdeckt, auch kleinere Unternehmen könnten dem Grosskonzern aus den USA Marktanteile abnehmen.
• KI-gestützte Konkurrenten auf dem Vormarsch
• Google ruft "Alarmstufe Rot" aus
Wer im Internet eine Suchmaschine benötigt, greift meistens auf Google zurück: 92 Prozent Marktanteil entfallen Statcounter zufolge auf die Tochter des IT-Riesen Alphabet. Der nächst grössere Konkurrent ist Bing, die Suchmaschine von Microsoft: Rund drei Prozent Marktanteil werden dem Nachfolger von Microsofts Live Search zugeschrieben.
ChatGPT sorgt für Unruhe beim Markführer
Doch im Herbst vergangenen Jahres brachte das Startup Open AI ein Programm mit dem Namen ChatGPT an den Start, das Experten zufolge das Potenzial hat, zu einer ernsthaften Konkurrenz für Google zu werden. Dabei ist ChatGPT keine Suchmaschine im eigentlichen Sinn, sondern ein Sprachmodell, das auf Künstlicher Intelligenz basiert. Der Textgenerator verarbeitet Sprachbefehle verschiedenster Art und liefert entsprechende Ergebnisse.
Dabei sind die Einsatzmöglichkeiten vielfältig: Von der Erstellung einer Webseite über Hausarbeiten, bis hin zu Internetsuchen - sogar Kurzgeschichten und Bücher könnte die KI schreiben. ChatGPT als trainiertes neuronales Netz soll verschiedenste Aufgaben erfüllen können.
Die Nutzung des Dienstes ist (noch) kostenlos, lediglich eine Registrierung bei OpenAI ist notwendig. Und die Nutzung ist dabei ähnlich simpel wie googeln: Wer der KI eine Frage stellt, bekommt eine Antwort. Nicht, wie bei Google üblich, als Verweis auf eine Website, die möglicherweise hilfreich sein könnte, sondern als direkte Antwort per Text.
Für Google ist dies eine ernsthafte Bedrohung, denn wenn immer weniger User auf Googles Anzeigenlinks klicken, dürfte das Werbegeschäft des Unternehmens empfindlichen Schaden nehmen. Angaben der "New York Times" zufolge hat der Suchmaschinengigant deshalb bereits "Alarmstufe Rot" ausgerufen. Ein leitender Angestellte rechnet damit, dass ChatGPT und andere Chatbots Googles Geschäfte ernsthaft bedrohen könnten. Das scheint auch der Führungsebene Sorgen zu bereiten: Google-CEO Sundar Pichai hat dem Bericht zufolge die Teams umgebaut, insbesondere in den Bereichen Forschung, Vertrauen und Sicherheit. Diese sollen demnach ihren Fokus auf die Entwicklung und den Start von KI-Prototypen und Produkten verlagern. Bis zur Google I/O im Mai 2023 will Pichai entsprechende Ergebnisse.
Prominente Investoren
Mit Microsoft und dem Tesla-Chef Elon Musk, der das Startup auch mitgegründet hat, hat OpenAI prominente Investoren an Bord. Microsoft hat 2019 rund eine Milliarde US-Dollar in den Entwickler von ChatGPT gesteckt, danach habe der Windows-Konzern noch weitere zwei Milliarden Dollar zugeschossen, so die "New York Times". Das Geld soll dabei insbesondere in die nötige Recheninfrastruktur geflossen sein. Jetzt soll die Beteiligung nochmals deutlich ausgebaut werden: 10 Milliarden US-Dollar will der Techriese der Webseite "Semafor" zufolge locker machen, um sich 49 Prozent an OpenAI zu sichern. Das würde das Startup auf einen Schlag mit 29 Milliarden US-Dollar bewerten.
Vor einigen Tagen kündigte Microsoft an, ChatGPT "bald" für Kunden eines Cloud-Dienstes von Microsoft verfügbar machen zu wollen. Zudem will das Unternehmen die KI-Produkte von OpenAI in die eigenen Produkte einbauen - davon dürfte insbesondere die weit abgeschlagene Nummer Zwei auf dem Suchmaschinenmarkt, die Internetsuche Bing, profitieren.
Zahlreiche weitere Konkurrenten
Während OpenAI der grösste und prominenteste Google-Konkurrent sein dürfte, droht dem Suchmaschinenriesen dennoch Gefahr von verschiedenen Seiten. Sprachmodelle werden aktuell von zahlreichen Startups erforscht. Neeva ist eine der Firmen, die mit der hauseigenen Suchmaschine, die ebenfalls KI-basiert ist, an Googles Marktdominanz rütten will. Der Fortschritt bei künstlicher Intelligenz, die eigenständig Sätze formulieren kann, werde bald verändern, wie Menschen Software nutzten, sagte der Mitgründer und Chef von Neeva, Sridhar Ramaswamy, auf der Innovationskonferenz DLD in München.
Sein Unternehmen betreffend hat Ramaswamy konkrete Vorstellungen: So strebt er ein Abo-Modell an und rechnet damit, dass Neeva mit 20 bis 30 Millionen zahlenden Nutzern profitabel sein könne. Gleichzeitig sei der Personalaufwand überschaubar: 50 Mitarbeiter und einige Millionen Dollar an Infrastruktur-Kosten reichten aus, so Ramaswamy.
Ein zweites Unternehmen mit Ambitionen, dem Platzhirsch Google Marktanteile abzunehmen, ist You.com. Das von dem Deutschen Richard Socher gegründete Startup will ebenfalls mit Hilfe von KI klassischen Suchmaschinen Konkurrenz machen. Bereits jetzt gebe es mehrere Millionen Nutzer, gibt die NZZ Socher wieder. You.com sei - anders als etwa ChatGPT - in der Lage, aktuelle Informationen zu verarbeiten und zudem Links als Quellen auszugeben. So können Nutzer den Wert des Suchergebnisses auf Basis des Wissens über die Quelle eher einschätzen.
KI noch in den Kinderschuhen
Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden künftig in immer mehr Lebensbereichen von Menschen eine Rolle spielen. Noch sind viele der damit verbundenen Produkte häufig nicht ausgereift - auch für ChatGPT gibt es viele lautstarke Kritiker, insbesondere mit Blick auf die Verlässlichkeit der Suchergebnisse. Dass Silicon Valley-Star Google aber die drohende Konkurrenz als solche erkannt hat, dürfte klar machen, dass in Chatbots oder KI-gestützten Technologien viel Potenzial steckt. Das sieht auch der You.com-Gründer so: "In den nächsten sechs bis zwölf Monaten wird sich die ganze Suchmaschinentechnologie und begleitende Wirtschaft sehr, sehr stark verändern", so Socher gegenüber der NZZ. Bis die Modelle so arbeiten wie ein gut recherchierender Journalist, würde es aber noch einige Zeit dauern. Dennoch zeigt er sich überzeugt, dass Sprachmodelle wie Chat-GPT eines Tages "nicht nur den Suchmaschinenmarkt, sondern unsere gesamte Gesellschaft umkrempeln".
Redaktion finanzen.ch
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