"Gesunder Mix" |
27.10.2023 23:11:00
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Roche-Aktie, Nestlé-Aktie & Co.: Zu diesen Titeln rät BLKB-Anlagechefin Fabienne Hockenjos-Erni
Spätestens seit sich der Nahostkonflikt zugespitzt hat, steht der Aktienmarkt unter Druck. Fabienne Hockenjos-Erni, Anlagechefin der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), erklärt, wie sich das Marktumfeld entwickeln könnte - und wie sich Anleger nun aufstellen sollten.
• Passende Anlagestrategie essentiell
• Aktienempfehlungen aus SMI und Nebenwert-Indizes
Geopolitische Unsicherheiten drücken Stimmung an der Börse
Der Aktienmarkt leidet derzeit deutlich unter geopolitischen Spannungen. Nicht nur ist auch nach mehr als eineinhalb Jahren noch immer kein Ende des Ukraine-Kriegs in Sicht, mit den Angriffen der palästinensischen Terrorgruppe Hamas auf Israel Anfang Oktober und der darauffolgenden Zuspitzung des Nahostkonflikts wuchs die weltweite Unsicherheit, was sich auch am Aktienmarkt bemerkbar macht. So notiert der SMI derzeit etwa bei 10'368 Punkten (Schlusskurs vom 26. Oktober 2023) und hat sich damit bereits deutlich von seinem Jahreshoch aus dem Mai bei 11'616,37 Zählern entfernt. Seit Jahresbeginn schlug bereits ein Minus von 3,37 Prozent zu Buche. Marktteilnehmer beobachten die Lage in Israel und Palästina nun äusserst genau und fürchten eine weitere Eskalation des Konflikts.
Auswirkungen auf Rohstoffpreise
Auch Fabienne Hockenjos-Erni, Anlagechefin der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB), ordnet eine weitere Zuspitzung des Konflikts als katastrophal ein. Im Interview mit dem Finanzportal "cash.ch" erklärte die Expertin die Gefahr einer Ausweitung des Krieges auf umliegende Gebiete und Länder. "Dieses Szenario würde unter anderem einen Anstieg der Öl- und Gaspreise nach sich ziehen. Erneut steigende Energiekosten wären für Konsumentinnen und Konsumenten, die Wirtschaftsaussichten sowie auch für die Strategie der Notenbanken, die mit ihrer restriktiven Geldpolitik versuchen der Inflation Herr zu werden, ein schlechtes Omen und könnten zu einer Marktkorrektur führen", befürchtet Hockenjos-Erni. Neben den Konflikten in der Ukraine und in Israel seien ausserdem die Spannungen zwischen Taiwan und China noch immer nicht vom Tisch und könnten Anleger der Strategin zufolge nach wie vor "auf dem falschen Fuss erwischen".
Weiche oder harte Landung?
Besonders gefährlich wäre dieses Szenario, weil den Markt gerade erst positive Signale erreicht haben. So deuten Konjunkturdaten aus den USA auf eine weiche Landung hin, also ein schwächeres Wirtschaftswachstum, das jedoch nicht in den Negativbereich abdriftet. Sollte es doch zu einer Rezession beziehungsweise einer harten Landung kommen, dürfte es an der Börse zu deutlichen Kurseinbrüchen kommen, so die Analystin. Darüber hinaus besteht am Markt derzeit die Annahme, dass die US-Notenbank Fed den Leitzins ab Mitte des kommenden Jahres senken wird. Wenn die Währungshüter nun dennoch länger am derzeitigen Zinsniveau festhalten sollten, dürfte es für Aktien ebenfalls abwärts gehen.
Wahl der richtigen Anlagestrategie
Wie sollten sich Anleger in diesen unsicheren Zeiten also positionieren? Hockenjos-Erni rät zu einem "gesunden Mix", die Anlagestrategie sollte "die eigenen Bedürfnisse abbilden, auf die langfristigen Ziele abgestellt sein und dabei die eigene Risikoaffinität und Risikofähigkeit abbilden". Auch rät die Expertin zu einem langfristigen Plan, da sich kurzfristige Investitionen meist nicht lohnen würden. Ist die passende Strategie erst einmal gefunden, sollte man dieser ausserdem die Treue schwören. "Ein gut aufgestelltes und diversifiziertes Portfolio kann auch über kurzfristige Unsicherheit hinwegsehen, einer erhöhten Volatilität standhalten und langfristig attraktive Opportunitäten nutzen", sicherte Hockenjos-Erni im Interview zu.
Roche-Aktie punktet mit Dividendenzahlung
Die Bank zeigt sich derzeit vorsichtig bei zyklischen Sektoren, bei Wachstumsaktien lege man den Fokus hingegen auf Qualität. "Eine solide Bilanz, hohe Cashflows und ein guter Leistungsausweis helfen, auch in einem herausfordernden Marktumfeld zu bestehen", so die Einschätzung der Anlagechefin. Hier nannte sie ausserdem Aktien des Vakuumventileherstellers VAT und des Luxusgüterkonzerns Richemont. Aber auch Value-Titel könnten sich lohnen, namentlich Partners Group, Novartis und Roche. Bei Roche nannte die Analystin jedoch die Enttäuschung über den Führungswechsel mit dem Abgang von CEO Severin Schwan, der nun von Thomas Schinecker abgelöst wurde, sowie die schwachen Neuzugänge im Sortiment. Dennoch können sich die Genussscheine lohnen: "Roche erzielt weiterhin enorm hohe Cashflows, kann spannende Akquisitionen oder Lizenzdeals tätigen und zahlt eine schöne Dividende aus".
Günstiger Einstieg bei Nestlé-Aktien
Unter den SMI-Mitgliedern riet Hockenjos-Erni ausserdem zur Aktie des Lebensmittelriesen Nestlé. "Einerseits ist die Bewertung auf ein Niveau abgesunken, das nun deutlich unter historischen Mittelwerten liegt und andererseits hat das Unternehmen unverändert gute mittelfristige Wachstumsperspektiven dank der Fokussierung auf wachstumsstärkere Bereiche", lautete das Urteil der Expertin. Dadurch dürften nicht nur die Gewinne steigen, auch die bereits jetzt attraktive Dividende dürfte von den starken Zahlen profitieren. So betrage diese derzeit etwa drei Prozent, ausserdem wurde die Zahlung seit 1959 noch nicht reduziert. In den vergangenen Jahren hob der Konzern die Dividende sogar regelmässig an. Zwar stand die Aktie nach der Bilanzvorlage zum dritten Quartal unter Druck, laut Hockenjos-Erni böte sich damit jedoch eine attraktive Einstiegsmöglichkeit.
Ypsomed-Aktie profitiert von GLP-1-Kooperationen
Aber auch abseits der SMI-Schwergewichte gebe es am Schweizer Markt einige Perlen zu finden. So habe der Medizintechnik-Konzern Ypsomed etwa starke Partnerschaften für Lieferungen von GLP-1-Produkten an Land ziehen können. Die Medikamente mit dem Hormon GL-1 gelten als Durchbruch in der Behandlung von Übergewicht, da sie das Hungergefühl unterdrücken. Das Burgdorfer Unternehmen stellt einen Grossteil Pens her, mit denen Patienten sich die Mittel injizieren. Die Neuigkeiten um solche Kooperationen trieben den Aktienkurs zuletzt an, auch zukünftig dürften die Papiere profitieren, so die Strategin.
Berichtssaison dürfte Volatilität erhöhen
Von der derzeit laufenden Berichtssaison erwartet Hockenjos-Erni ausserdem eine hohe Volatilität am Markt. "Hohe Lagerbestände, steigende Kosten - operative, aber auch Refinanzierung - und Währungsgegenwind sind auch andernorts Punkte, die zu schwächeren Ergebnissen führen könnten", so der Ausblick der Bankerin. Inwieweit sich dieser in den aktuellen Quartalszahlen niederschlägt, wird sich zeigen, immerhin stehen noch einige Bilanzveröffentlichungen aus. Zu den meisterwarteten Zahlenvorlagen dürften diejenigen der SMI-Giganten UBS und Swiss Re zählen, die im November anstehen.
Redaktion finanzen.ch
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