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Viele Börsengänge geplant 07.03.2018 17:54:01

Schweizer Börse 2018 mit IPO-Flut - Das sind die Aussichten für die ersten Börsenkandidaten

Schweizer Börse 2018 mit IPO-Flut - Das sind die Aussichten für die ersten Börsenkandidaten

Schon das vergangene Jahr verlief für die Schweizer Börse gemessen an den Börsengängen extrem erfolgreich - und 2018 könnte sogar noch einmal besser werden.

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Mit einem Emissionsvolumen von 4,6 Milliarden US-Dollar schaffte es die SIX laut einer Studie von Ernst & Young im vergangenen Jahr weltweit auf Platz 12 der Börsen mit der höchsten IPO-Aktivität. Während 2017 mit Landis+Gyr, Zur Rose, Galenica und Poenina vier große Unternehmen den Handel an der Schweizer Börse aufnahmen, dürfte diese Zahl 2018 noch einmal locker übertroffen werden. Denn bereits jetzt sind für die nächsten Wochen fünf Börsengänge angekündigt. Und Experten erwarten laut der Nachrichtenagentur "Reuters", dass im weiteren Jahresverlauf noch andere folgen werden.

HNA bringt Töchter an die Schweizer Börse

Der erste größere Börsengang an der SIX dürfte wohl die Rückkehr des Airline-Caterers gategroup aufs Börsenparkett sein. Die Aktien von gategroup waren nach der Übernahme durch die chinesische HNA-Gruppe erst vor rund einem Jahr von der Schweizer Börse dekotiert worden. Nun braucht das Unternehmenskonglomerat jedoch dringend Geld und trennt sich daher im Rahmen des IPOs von einem Teil seiner gategroup-Aktien. Nur rund ein Drittel der Papiere sollen im Besitz der Chinesen bleiben. Der Rest soll, zusammen mit neuen Aktien im Volumen von 350 Millionen Franken, noch in diesem März an die Schweizer Börse gebracht werden. gategroup-CEO Xavier Rossinyol sprach gegenüber "Finanz und Wirtschaft" etwas konkreter von einem Börsengang um Ostern herum.

Das Unternehmen erhofft sich ein deutliches Interesse von Seiten der Anleger, denn wie Rossinyol im Interview mit "Finanz und Wirtschaft" ausführte, hätte gategroup seit dem Delisting kräftig vom HNA-Einstieg profitiert. So sei das Unternehmen mittlerweile globaler und diversifizierter aufgestellt, habe mehr Kunden in deutlich mehr Ländern gewonnen und sei zudem Marktführer im Airline-Catering. Die jüngsten Geschäftszahlen untermauern seine Aussagen mit einem kräftigen Gewinnsprung.

Doch gategroup ist nicht die einzige Tochtergesellschaft, die HNA in diesem Jahr an die Schweizer Börse bringen will. Gerüchten zufolge ist auch ein IPO des Bodenabfertigers Swissport geplant. Da dieses jedoch wohl erst im zweiten Quartal 2018 über die Bühne gehen soll, fehlen hierzu noch weitere Informationen.

Medartis und Sensirion als aussichtsreiche Börsenkandidaten

Neben den HNA-Töchtern dürften auch einige eigenständige Schweizer Unternehmen den Sprung aufs Parkett wagen. So haben Ende Februar mit Medartis, Sensirion und ASMALLWORLD gleich drei Unternehmen ihre IPO-Pläne verkündet.

Der Medizintechnikkonzern Medartis, der vor allem chirurgische Implantate und Instrumente zur internen Knochenfixation herstellt, will laut eigenen Angaben im ersten Halbjahr an die Schweizer Börse gehen. Mit einem Umsatz in Höhe von 105 Millionen Franken im vergangenen Geschäftsjahr und einem operativen EBITDA von 19 Millionen Franken dürfte der Konzern dann eher zu den Schweizer Small Caps gehören. Laut Unternehmensangaben weist Medartis jedoch seit Jahren ein stabiles und beständiges Wachstum auf, das durch die Einnahmen aus dem Börsengang weiter finanziert werden soll. Wie hoch diese ausfallen sollen und welche Bewertung Medartis anstrebt, ist jedoch momentan noch nicht bekannt.

Auch der Sensorhersteller Sensirion erhofft sich von seinem Börsengang unter anderem Mittel zur Finanzierung der weiteren Wachstumsstrategie. Im Jahr 2017 konnte der Konzern einen Umsatz von 148 Millionen Franken und ein EBITDA von 26 Millionen Franken vorweisen - beide Werte konnten außerdem in den vergangenen drei Jahren deutlich gesteigert werden. Den Börsengang sieht das Unternehmen nun als nächsten logischen Schritt in der Geschäftsentwicklung und will diesen "in den nächsten Monaten" durchführen. Die ausgegebenen Aktien sollen dabei zu einem Teil aus dem Aktienpaket des bisherigen Mehrheitsaktionärs Gottlieb Knoch stammen, der sein Engagement damit reduziert, aber weiterhin bei Sensirion investiert bleibt. Daneben sollen neue Aktien im Wert von rund 55 Millionen Schweizer Franken ausgegeben werden. So soll zum einen die Aktionärsbasis von Sensirion erweitert werden, zum anderen sollen dem Unternehmen jedoch auch finanzielle Mittel zufließen, die mehr Flexibilität bei Unternehmensstrategie und Wachstum ermöglichen.

Bei Analysten gelten Medartis und Sensirion laut "Cash" als spannende IPO-Kandidaten. Der Börsenwert von Sensirion wird laut "Tagesanzeiger" auf 450 bis 550 Millionen Franken geschätzt, für Medartis liegen noch keine Prognosen vor.

ASMALLWORLD: Kleines soziales Netzwerk will auf das große Börsenparkett

Skeptischer sind die Experten jedoch bei ASMALLWORLD, dem dritten eigenständigen Schweizer Unternehmen, das bereits explizite Börsenpläne verlautbart hat. Fondsmanager Marc Possa von der VV Vermögensverwaltung AG fällte gegenüber "Cash" ein recht vernichtendes Urteil: "A Small World ist nicht reif für die Börse, weil kein Geschäftsmodell erkennbar ist, das für eine breite Investorenschaft Mehrwert generiert", so der Experte. Tatsächlich sind sowohl Geschäftsmodell als auch Börsenpläne des Unternehmens recht speziell.

ASMALLWORLD betreibt mit dem gleichnamigen sozialen Netzwerk eine Art Facebook für Reiche. Neue Mitglieder werden ausschließlich über Empfehlungen aufgenommen oder müssen einen speziellen Bewerbungsprozess durchlaufen. Zusätzlich wird eine jährliche Nutzungsgebühr verlangt, da sich das Netzwerk nicht über Werbung finanziert. Dafür erhalten die Nutzer neben der Eintrittskarte für das Social Network auch Zugang zu Events weltweit, wo sich Mitglieder treffen und Kontakte knüpfen können.

Bislang schreibt ASMALLWORLD rote Zahlen, Einnahmen aus einem Börsengang kämen also eigentlich recht gelegen, könnte man denken. Dennoch will das Netzwerk mit seinem IPO kein Geld einsammeln. Angeblich werde für die nächsten Wachstumsschritte kein zusätzliches Kapital benötigt, weshalb auch keine neuen Aktien ausgegeben werden sollen. Stattdessen wird lediglich ein Listing an der SIX angestrebt, durch das die Bekanntheit von ASMALLWORLD steigen soll. Denselben Plan verfolgte auch schon Wisekey bei seinem Börsengang im Jahr 2016 - mit eher schwachem Ergebnis: Der Kurs der Wisekey-Aktie halbierte sich am ersten Handelstag in etwa und kommt seitdem nicht mehr voran. ASMALLWORLD scheint sich davon jedoch nicht abschrecken zu lassen und hat bereits Vorstellungen zur Preisgestaltung: "Wir werden den Referenzpreis auf Basis der letzten Finanzierungsrunde im Jahr 2017 festlegen", so CEO Jan Lüscher laut "Blick". Wie genau das soziale Netzwerk zuletzt bewertet wurde, ist jedoch unbekannt. Auch ein genauer Zeitpunkt für den Gang aufs Parkett steht noch nicht fest. In der Ankündigung wurde lediglich von einer Öffnung gegenüber dem Kapitalmarkt in den nächsten Wochen "bei geeigneten Rahmenbedingungen" gesprochen. Der Börsengang steht also womöglich noch auf etwas wackeligen Beinen.

Experten glauben an günstigen Zeitpunkt für Börsengänge

Laut Experten hat sich die Schweizer Börse nach dem turbulenten Februar jedoch nun wieder etwas beruhigt, so dass viele Firmen jetzt den günstigen Zeitpunkt für einen sowieso geplanten Börsengang nutzen dürften. Neben den genannten Unternehmen gelten daher auch die Pharmafirma Polyphor, das Logistik-Unternehmen CEVA Logistics und der Werkzeughersteller United Grinding Group als mögliche Börsenkandidaten. Eine Rolle bei dieser wahren IPO-Flut spielt dabei wohl auch die beginnende Dividendensaison, die laut "Cash" frische Liquidität an den Markt bringt - und die muss schließlich irgendwo angelegt werden.

"Trotz der hohen Volatilität ist das Umfeld immer noch gut", sagte auch ein nicht namentlich genannter Experte gegenüber "Reuters". Viele Anleger hätten immer noch viel flüssige Mittel und seien hungrig nach neuen Anlageideen. Auch die ZKB sprach schon zu Jahresbeginn davon, dass 2018 verspräche, "ein interessantes IPO-Jahr zu werden". Allerdings stammt diese Aussage damit noch aus der Zeit, bevor die Volatilität am Markt wieder zuschlug. Auch wenn die Schweizer Unternehmen ihre Börsenpläne bereits angekündigt und zum Teil auch recht konkrete Datumsangaben gemacht haben, gilt daher dennoch, dass nichts in Stein gemeißelt ist. Sollte sich die Situation an der Schweizer Börse wieder verschlechtern, ist es durchaus möglich, dass das ein oder andere IPO doch wieder verschoben oder sogar ganz abgesagt wird.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Tashatuvango / Shutterstock.com,Keystone,OtnaYdur / Shutterstock.com

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