Währungseffekte |
24.04.2024 22:17:00
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Schweizer Franken wird schwächer: Welche heimische Aktien jetzt Gas geben könnten
Der starke Schweizer Franken war in den vergangenen Jahren einer der Hauptgründe für die relative Underperformance der heimischen Aktien. Nun hat aber der Wind gedreht und der Franken tendiert schwächer - einige Unternehmen dürften sich darüber besonders freuen.
• Frankenschwäche dürfte für steigende Gewinne sorgen
• Unternehmen mit hoher Kostenbasis in der Schweiz profitieren besonders
Der Schweizer Franken erlebte in den vergangenen Jahren einen erstaunlichen Lauf. Während die hiesige Landeswährung im März 2021 noch über der 1,10-Euro-Marke lag, ist sie mittlerweile schon seit Monaten mehr wert als die Gemeinschaftswährung. Der als besonders stabil geltende Franken profitierte von den geopolitischen Spannungen sowie der Wirtschaft der Eidgenossenschaft, die den globalen Konjunkturabschwung bislang recht gut verkraftete. Seit Anfang des laufenden Jahres hat sich das Blatt aber gewendet.
Franken nach SNB-Zinssenkung unter Druck
So hat der Franken, der derzeit 1,0246 Euro beziehungsweise 1,0969 US-Dollar kostet, seit Jahresanfang an Wert verloren - zum Euro um 4,81 Prozent und zum US-Dollar sogar um 7,7 Prozent (Stand der Daten ist jeweils der 23. April 2024). Der Hauptgrund für die Abwärtstendenz dürfte die überraschende Entscheidung der SNB vom 21. März sein, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf nun 1,5 Prozent zu senken. Damit nahm die eidgenössische Nationalbank eine Pionierrolle ein, wird der erste Zinsschritt der EZB doch erst für den Juni erwartet. Auch in den USA dürfte die erste Zinssenkung aufgrund zuletzt wieder höher als erwartet ausgefallenen Inflationsdaten weiter auf sich warten lassen.
Darüber hinaus sind es auch die Devisenmarktinterventionen der SNB, die den Franken tendenziell schwächen. Durch den Ankauf von Fremdwährungen will die heimische Notenbank eine übermässige Aufwertung des Franken verhindern.
Darum profitieren Schweizer Unternehmen von einem schwächeren Franken
Die derzeitige Frankenschwäche dürfte Schweizer Anlegern, die in Fremdwährung denominierte Vermögenswerte wie US-Aktien halten, in die Karten spielen. Dadurch erhöht sich der Wert jener ausländischen Assets. Ebenfalls dürften viele heimische Unternehmen über ein Ende der Frankenstärke, das ihre Gewinne im Geschäftsjahr 2023 deutlich schmälerte, äusserst erfreut sein. Der enorme Wertzuwachs des Franken im Vergleich zum Dollar und Euro erhöhte nicht nur die Produktionskosten und machte die Exporte aus der Schweiz für ausländische Verbraucher teurer, sondern reduzierte faktisch auch die im Ausland erwirtschafteten Erträge. Dies nennt man den "Translationseffekt", bei dem Fremdwährungsgewinne einfach in Franken umgerechnet einen höheren Wert haben. Beispielsweise machte die Frankenstärke Schindler zu schaffen, wie der letzte Quartalsbericht des Lift- und Rolltreppenhersteller zeigte.
Schon in dieser Berichtssaison positive Währungseffekte?
Die durch die Frankenstärke entstandenen Nachteile für die eidgenössischen Konzerne dürften sich im Einklang mit der Wertabnahme der heimischen Landeswährung verringern. Anastasios Frangulidis, Leiter Anlagestrategie bei Pictet in Zürich, rechnet aber erst mittel- bis langfristig mit positiven Effekten. "Wahrscheinlich werden wir im ersten Quartal noch nicht viel Neues sehen bei den Gewinndaten, welche die Unternehmen veröffentlichen werden", erläutert Frangulidis gegenüber "cash.ch". Das verbesserte Währungsumfeld stelle aber einen Silberstreifen am Horizont für die Schweizer Anleger dar. Frangulidis rechnet dank der Frankenschwäche mit einer positiveren Kommunikation der Unternehmen hinsichtlich ihrer Guidance.
1 Prozent schwächerer Franken gleich 0,5 Prozent mehr Gewinn?
Wolf von Rotberg, der Aktienstratege bei J. Safra Sarasin, sieht heimische Aktien als Gewinner der Frankenschwäche. Von Rotberg hebt hervor, dass der Schweizer Franken häufig entgegengesetzt zum Konjunkturzyklus schwanke. Wenn die Gewinne aufgrund des schwachen Zyklus zurückgehen, scheint es, als ob der starke Franken dafür verantwortlich ist. Da sich der Zyklus nun zu drehen beginnt, könnte es auch sein, dass eine Verbesserung der Gewinne aufgrund der Frankenschwäche bereits im ersten Quartal möglich sei. Von Rotberg wird konkreter: "In einem Modell, in dem der Zyklus berücksichtigt wird, hat der Franken einen Koeffizient von etwa -0.5 auf die Gewinne des SMI. Das heisst, ein Anstieg des Franken um ein Prozent belastet die Gewinne des SMI mit etwa 0,5 Prozent", so von Rotberg.
Die im ersten Quartal festzustellende Abwertung des Franken um etwa 5 Prozent schlage sich von Rotberg Rechnungen zufolge in 2,5 Prozent höheren Gewinnen nieder. Frangulidis ist sogar noch zuversichtlicher als von Rotberg, was die mit dem schwächeren Franken zusammenhängende Gewinnsteigerung der börsennotierten Schweizer Unternehmen anbetrifft. "Es ist durchaus vorstellbar, dass der positive Währungseinfluss auf die Gewinntätigkeit der Schweizer Unternehmen zwischen 3 Prozent und 5 Prozent betragen wird".
Diese Aktien könnten besonders stark ansteigen dank Frankenschwäche
Die Auswirkung des schwachen Franken auf die Unternehmenszahlen lässt sich aber schwerlich verallgemeinern, vielmehr hängt diese von vielen Faktoren wie Produktionsstandorten, Kostenstrukturen oder Zielmärkten ab. Welche Schweizer Unternehmen dürften aufgrund ihrer Aufstellung besonders von der Frankenschwäche profitieren?
Allgemein sollten Unternehmen mit einer hohen Kostenbasis in der Schweiz direkt von der Schwäche des Franken profitieren. Zu diesen gehören Firmen im Bereich der Medizintechnik wie Straumann und Ypsomed sowie Spezialchemieunternehmen wie BACHEM oder DOTTIKON. Im Industriesektor sind als Unternehmen, deren Löwenanteil an Kosten in Franken denominiert wird, Accelleron Industries, Burckhardt Compression oder auch Lonza zu nennen. Auch bei Schindler, einem Pharma-Zulieferer und SMI-Wert, entfällt ein Drittel der Kosten auf seinen grössten Produktionsstandort in Visp (Kanton Wallis). Im Finanzsektor dürften zu den Nutzniessern international agierende Geldhäuser wie UBS, Julius Bär und Vontobel gehören, die einen beträchtlichen Teil ihrer Einnahmen in US-Dollar generieren.
In den Genuss eines besseren "Translationseffekts", bei dem Fremdwährungsgewinne bei einem schwächeren Franken an Wert gewinnen, dürften unterdessen vorrangig Pharma-Aktie kommen. Ihr hohes Auslandsengagement - hauptsächlich gegenüber dem Dollar - und ihre geringe Nachfrageelastizität führen zu direkten Auswirkungen aufgrund von Währungsschwankungen, wie von Rotberg erklärt. Bei Industrieunternehmen treten Währungseffekte hingegen erst mit etwas Verzögerung auf.
Auch wenn diese Unternehmen sicherlich von dem schwächeren Franken profitieren dürften, warnt Christian Gattiker, Chefstratege und Leiter Research bei der Bank Julius Bär, davor, einfach blindlings in diese Unternehmen zu investieren. "Für die Währungseffekte spielen so viele Faktoren hinein, dass es kaum zu modellieren ist: Denn das Unternehmen hat in der Regel nicht nur Umsätze, sondern auch Kosten, Guthaben, Verpflichtungen, Absicherungen und anderes in den verschiedenen Auslandswährungen. Das wird sehr komplex", so Gattiker. Deshalb empfiehlt der Julius Bär-Stratege eine genauere Analyse des Unternehmens vor einem Einstieg - schwacher Franken hin oder her.
Redaktion finanzen.ch
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