Hohe Krisenresilienz |
24.08.2023 22:43:00
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Straumann-Aktie und Alcon-Aktie im Fokus: Darum wächst der Schweizer Medtech-Sektor trotz der Konjunkturflaute
Die beiden Schweizer Aushängeschilder des medizintechnischen Sektors, Straumann und Alcon, befinden sich trotz der Konjunkturabkühlung weiterhin auf Wachstumskurs. Ein sich immer stärker herauskristallisierender Trend dürfte dafür die Hauptursache für die positive Absatzentwicklung sein.
• Straumann wächst dank steigender Nachfrage nach Zahntechnik
• Alcons Produktdiversifizierung macht sich bezahlt
Allenthalben sind derzeit Anzeichen einer globalen Konjunkturabkühlung zu vernehmen. Beispielsweise dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach einer Schätzung der Bundesbank auch im dritten Quartal 2023 nicht wachsen. Auch chinesische Konjunkturdaten enttäuschten zuletzt auf ganzer Linie. Doch der Schweizer Medtech-Sektor scheint unter der weltweit abnehmenden Kaufkraft nicht zu leiden - ganz im Gegenteil. Die beiden grössten Schweizer Unternehmen aus dieser Branche, Straumann und Alcon, konnten trotz Rezessionstendenzen ein Umsatzwachstum vermelden. Was macht sie so stark?
Seit COVID-19: Gesundheit ist oberste Priorität
Traditionell leidet auch der medizintechnische Sektor unter einer Konjunkturflaute, senkt die abnehmende Kaufkraft potenzieller Kunden doch die Nachfrage nach medizintechnischen Eingriffen - besonders von solchen, die nicht zwingend notwendig sind und aufgeschoben werden können. Allerdings könnte sich an diesem klassischen Muster neuerdings etwas geändert haben. So ist der Straumann-Chef Guillaume Daniellot davon überzeugt, dass der Gesundheit seit der COVID-19-Pandemie eine höhere Bedeutung eingeräumt wird. "Andere Konsumbereiche mögen vielleicht schwächer ausfallen, aber Gesundheit wird als Priorität gesehen", legt Daniellot seine Beobachtungen in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) dar. Er erkenne seit drei Jahren einen "strukturellen Wandel".
Straumann: Wachstumsunternehmen mit grossen Ambitionen
Daniellot sieht sein Unternehmen als einen klaren Profiteur der Bedeutungszunahme gesundheitlicher Aspekte. Tatsächlich konnte Straumann in der Zahlenvorlage zum abgelaufenen zweiten Quartal ein Umsatzplus von neun Prozent verkünden. Im gesamten ersten Halbjahr 2023 nahmen die Verkäufe um 3,3 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 1,22 Milliarden Franken zu. Zwar schmälerte der sehr starke Schweizer Franken sowie hohe Kosten das Ergebnis des exportorientierten Unternehmens. So sank auch die Kern-EBIT-Marge von 27,9 Prozent auf 26,0 Prozent. Jedoch rechnet Daniellot für das Gesamtjahr weiterhin mit einem Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich.
Analysten wie beispielsweise der UBS-Experte Graham Doyle äusserten sich positiv zu Straumanns Zahlen. Insbesondere das starke Wachstum in der Region Asien/Pazifik wurde mehrfach hervorgehoben. Auch das Geschäft in Deutschland, einem wichtigen Absatzmarkt von Straumanns Zahntechnik-Produkten, laufe sehr gut. Daniellot gibt gegenüber der "NZZ" seiner Überzeugung Ausdruck, dass sich auch im grossen Nachbarland herumgesprochen habe, dass die Kosten für eine Behandlung noch viel stärker stiegen, wenn man den Ersatz eines fehlenden Zahns aufschiebe.
Trotz der zufriedenstellenden Unternehmensentwicklung schickten Anleger die Straumann-Papiere zuletzt gen Süden, da sie sie mehrheitlich auf eine Anhebung der Jahresprognose spekuliert hatten. Es handelt sich hierbei jedoch lediglich um Gewinnmitnahmen: Seit Jahresanfang liegen die Straumann-Anteilsscheine bei einem derzeitigen Preis von 132,75 Franken je Stück (Stand: 23. August 2023) denn auch weiterhin 21,3 Prozent im Plus.
Alcon: Weltweit expandierender Augenheilkonzern
Es gibt einen weiteren eidgenössischen Gewinner der weltweit steigenden Gesundheitsausgaben: Alcon, der schweizerisch-amerikanische Augenheilkonzern mit Sitz in Genf. 2019 wurde Alcon vom ehemaligen Mutterkonzern Novartis ausgegliedert. Seitdem ist Alcon Marktführer bei Ausrüstung und Produkten für Augenoperationen. Im Kontaktlinsen-Geschäft befindet sich das Unternehmen auf Rang zwei - die Tendenz ist hier steigend, Alcon konnte dank eines Umsatzplus von 10 Prozent im ersten Halbjahr 2023 die Marktanteile im Kontaktlinsenmarkt deutlich ausbauen. Als ein neuer Wachstumstreiber Alcons hat sich inzwischen aber die Augenpflege, zu der unter anderem Augentropfen zählen, etabliert. Dank des sich weiter diversifizierenden Produktportfolios ist Alcon mittlerweile sehr stabil aufgestellt und weist eine hohe Krisenresilienz auf.
Die hohe Beständigkeit zeigt sich darin, dass Alcon seinen Umsatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9,2 Prozent auf 2,4 Milliarden US-Dollar steigern konnte. Auch der Gewinn erhöhte sich von 140 Millionen US-Dollar (0,30 US-Dollar Gewinn je Aktie) auf nun 169 Millionen US-Dollar (0,34 US-Dollar Gewinn je Aktie). Die gute Entwicklung nahm der Alcon-Chef David Endicott zum Anlass, seine Jahresprognose anzuheben. Der Genfer Augenheilkonzern rechnet nun mit einem Umsatzwachstum von 9 bis 11 Prozent auf ein Gesamtvolumen von maximal 9,5 Milliarden US-Dollar.
Die Anleger bedanken sich mit einem hohen Kaufinteresse. In den vergangenen zwölf Monaten stiegen die Alcon-Papiere um 12,3 Prozent nach oben. Aktuell kostet eine Aktie des Augenheilkundeunternehmens 73,98 Franken (Stand: 23. August 2023).
Redaktion finanzen.ch
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