Finanzziele bekräftigt |
20.11.2020 17:45:57
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Swiss Re sieht sich trotz Corona auf Wachstumskurs - Aktie gewinnt
Der Rückversicherer Swiss Re sieht sich trotz der Coronapandemie auf Wachstumskurs und ortet bessere Marktbedingungen. Der Konzern bestätigte am Freitag vor dem Investorentag die Finanzziele und Prioritäten im Kapitalmanagement.
Im Fokus stehe eine erstklassige Kapitalausstattung und eine konstante oder höhere Dividende, teilte die Swiss Re vor dem Onlinetreffen mit den Investoren mit. "Wir sind für die Zukunft aller unserer Geschäftsbereiche zuversichtlich, denn die zugrunde liegende Ertragskraft der Gruppe entwickelt sich positiv", erklärte Konzernchef Christian Mumenthaler im Communiqué.
Dank der Rückstellungen gehe man davon aus, dass sich die Pandemie nur auf die Ertragskraft und nicht auf die Kapitalstärke der Gruppe auswirken werde. Die Risikoexponierungen würden sich künftig verringern, sagte Mumenthaler: "Wir fokussieren uns darauf, unsere Finanzziele zu erreichen."
Die Swiss Re misst ihre Leistung anhand mittelfristiger Ziele, an denen sie festhält. Sie will über den Versicherungszyklus mit der Eigenkapitalrendite den risikofreien Zinssatz zehnjähriger US-Staatsanleihen um mindestens 700 Basispunkte übertreffen und das ökonomische Eigenkapital je Aktie jährlich um 10 Prozent steigern.
Besserer Schaden-Kosten-Satz erwartet
Bei der grössten Sparte, der Sach-Rückversicherung, verfolge die Swiss Re gezielte Wachstumsmöglichkeiten in einem sich verbessernden Markt. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Erhöhung der versicherungstechnischen Margen. Der normalisierte Schaden-Kosten-Satz (Combined Ratio) solle sich im Jahr 2021 voraussichtlich auf 96 Prozent oder tiefer verbessern.
Bei Werten unter 100 Prozent macht das Geschäft versicherungstechnisch Gewinn. In den ersten neun Monaten 2020 befand es sich allerdings in den roten Zahlen. Der Schaden-Kosten-Satz hat sich wegen der Coronaschäden von 1,6 Milliarden Dollar auf 110,3 Prozent verschlechtert nach 101,4 Prozent vor einem Jahr. Ohne die Coronaschäden hätte er bei 100,1 Prozent gelegen.
Beim Erstversicherungsgeschäft von Grossunternehmen (Corso) sei der Turnaround auf gutem Weg, hiess es. Beim Sorgenkind des Konzerns zeigt sich die Swiss Re zuversichtlich, 2021 einen normalisierten Schaden-Kosten-Satz von 98 Prozent oder tiefer zu erreichen. In den ersten neun Monaten belief er sich auf 118,7 Prozent. Ohne Corona wären es 96,0 Prozent gewesen.
Ein ausgesprochen harter Markt biete Chancen für profitables Wachstum in Bereichen, in denen Corporate Solutions Wettbewerbsvorteile habe, schrieb die Swiss Re: Mittelfristig plane Corso die Umstellung auf ein stärker diversifiziertes und zyklusunabhängigeres Gewerbeversicherungsmodell, das einen erweiterten Zugang zu Firmenkunden ermögliche.
Grosses Neugeschäft bei L&H RE
Die Leben- und Kranken-Rückversicherung (L&H Re) bleibe trotz der Coronaseuche in der Erfolgsspur. "Das Segment hat in grossem Umfang Neugeschäft generiert, vor allem in Asien", schrieb die Swiss Re. Zusammen mit dem Management des Bestandsgeschäfts bilde dies die Basis für Ertragswachstum in der Zukunft.
Und das Asset Management habe trotz der tiefen Zinsen erneut eine starke Rendite auf Kapitalanlagen (ROI) erzielt.
Bei der Digitalversicherungsplattform für andere Versicherer, Iptiq, gebe es weiteres Wachstum. Das Kerngeschäft von Iptiq habe inzwischen 40 Vertriebspartner, mehr als 500 000 Kunden und gebuchte Bruttoprämien in Höhe von 300 Millionen Dollar. Der implizite Marktwert von Iptiq sei mittlerweile auf rund 2 Milliarden Dollar gestiegen, schrieb die Swiss Re.
Swiss Re-Aktien legen mit zuversichtlichem Ausblick zu
Bis Handelsschluss rückte die Swiss Re-Aktie an der Schweizer Börse um 0,74 Prozent auf 81,86 Franken vor, nachdem die Titel am Donnerstag noch geschwächelt hatten.
Die Swiss Re sieht im kommenden Jahr nach dem Corona-Jahr 2020 Raum für Wachstum und für Ergebnissteigerungen. In der grössten Sparte Sach-Rückversicherung (P&C Re) zielt der Konzern auf einen Schaden-Kosten-Satz von 96 Prozent oder tiefer ab, während dieser in der sich im Umbau befindenden Sparte Corporate Solutions (Corso) auf unter 98 Prozent gebracht werden soll.
Die in Aussicht gestellten Swiss Re-Prognosen seien durchaus positiv zu werten, schreibt Edward Morris von JPMorgan. Nach den hohen Corona-Belastungen im laufenden Jahr dürfte sich die Lage im 2021 normalisieren und zu deutlich besseren Resultaten führen. In den Sparten P&C Re und Corso stützten steigende Preistrends und Restrukturierungen die Entwicklung ebenfalls.
Die Swiss Re sei bezüglich der Geschäftsaussichten sehr zuversichtlich, schreibt Georg Marti von der ZKB. Dabei seien die Erwartungen an die Combined Ratio-Entwicklungen vorteilhafter als jene, welche die Gruppe für 2020 aufgestellt hatte. Auch für die Lebensrückversicherung sei die Gruppe optimistisch gestimmt.
Nicht nur die Hinweise auf die Geschäftsentwicklung werden von Analysten begrüsst, sondern auch das Bekenntnis zu einer stabilen bis steigenden Dividendenentwicklung. In dieser Frage sei die Unsicherheit an den Märkten zuletzt grösser geworden, meint Marti. Die heutigen Aussagen dazu seien allerdings nur eine Bestätigung und kein Versprechen, dass die hohe Dividendenleistung immer eingehalten werden könne.
Entscheidend für die Dividendenerwartungen sei, dass die Swiss Re sich weiterhin auf eine starke Kapitalbasis stützen könne, heisst es bei RBC. Die Quote nach dem Schweizer Solvenztest SST liegen nach wie vor am oberen Ende des Zielbereichs von 200 bis 220 Prozent oder gar darüber. Damit sei die Swiss Re in der Lage, auch in Krisenjahren hohe Dividenden auszuschütten.
Insgesamt habe die Swiss Re im Vorfeld des Investorentreffens keine wichtigen Neuigkeiten verkündet, meint Simon Foessmeier von der Bank Vontobel. Dadurch habe die Gruppe eine Chance verpasst, sich nach dem Verkauf der Tochter ReAssure an die britische Phoenix Group neue Finanzziele zu setzen.
Zürich (awp)
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