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Experten-Kolumne 14.03.2017 16:46:03

Telefonieren statt zum Arzt zu gehen

Kolumne

Versicherungsmodelle, bei denen Kunden die erste medizinische Beratung am Telefon bekommen, stellen die Zukunft dar. Die Krankenkassen sparen Kosten, die Versicherten Zeit und Prämien.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer wenden sich angesichts der stetig steigenden Prämien in der Krankenversicherung den kostengünstigeren alternativen Versicherungsmodellen zu. Eine dieser Alternativen bilden die sogenannten Telmed-Modelle. Mehr als 1,1 Millionen Versicherte haben sich bereits einem solchen Telefonmodell angeschlossen, die Wachstumsrate beträgt jährlich 20-25 Prozent.

Alle von den Krankenkassen angebotenen Telmed-Modelle sehen vor, dass der Versicherte - ausser in medizinischen Notfällen - immer zuerst eine telefonische Erstkonsultation bei medizinischem Fachpersonal einholt. Je nachdem, mit welchem Telmed-Anbieter die jeweilige Krankenkasse zusammenarbeitet, sind das Ärzte oder Krankenschwestern/pfleger. Wie weit diese Erstkonsultation im Einzelfall reicht, ist je nach Anbieter ebenfalls sehr unterschiedlich, denn es gibt grosse Unterschiede in Bezug auf die Restriktionen, die Steuerungsintensität und die eingesetzten medizinischen und Instrumente:

Bei schwach gesteuerten Telmed-Modellen muss der Versicherte lediglich vor einem Arztbesuch ein, zumeist von Krankenschwestern betriebenes Telekonsultationszentrum, kontaktieren. Dort findet eine medizinische Beratung statt, aber weitgehend keine aktive Patientensteuerung und auch keine Zusammenarbeit mit nachgeschalteten Leistungserbringern. Die telemedizinische Substitutionsrate ist gering und die Kostenwirksamkeit relativ tief.

Bei stark gesteuerten Telmed-Modellen hingegen erfolgt eine aktive Patientensteuerung durch Ärzte, die im Rahmen der telefonischen Konsultation auch Rezepte oder Arbeitsunfähigkeitszeugnisse ausstellen und in der Regel auch mit nachgeschalteten Leistungserbringern eines Ärztenetzwerks zusammenarbeiten. Der grösste Anbieter in diesem Bereich ist das Unternehmen Medgate, welches eine telemedizinische Substitutionsrate von 40-50% erreicht und damit die Kosten um rund 15-20% senken kann. Aktuell sind rund 35% der Versicherten mit einem Telmed-Modell in einer stark gesteuerten Variante versichert.

Medgate ist heute nicht nur Marktführer, sondern war auch der Pionier, denn das erste Telmed-Modell wurde im Jahr 2003 von KPT und Medgate unter dem Namen KPTwin.win angeboten. In der Folge kamen weitere Modelle und andere Anbieter auf den Markt, so dass die meisten Krankenversicherer heute über ein Telmed-Modell verfügen.

Derzeit entwickeln sich aber auch neue Integrierte Versorgungsmodelle, bei denen der Kunde zwischen verschiedenen Gatekeepern wählen kann, beispielsweise beim Modell "Flexmed" der Medgate, bei dem der Versicherte im Einzelfall entscheiden kann, ob er die Erstkonsultation telefonisch oder beim Hausarzt einholt oder beim Modell "Medpharm" der Swica, bei dem die erste Anlaufstelle die Apotheken sind. Bei allen Integrierten Versorgungsmodellen erfolgt in der Regel eine Behandlungsplanung mit dem Patienten und der Weg zu einem Spezialisten ist nach der initialen Konsultation offen.

Stephan Wirz ist Mitglied der Geschäftsleitung der Maklerzentrum Schweiz AG, einer führenden Anbieterin von Versicherungslösungen im Privatkundenbereich.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.


Bildquelle: Maklerzentrum Schweiz AG
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