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Blockadepolitik kritisiert 22.05.2019 11:02:51

Union Investment will Uniper-Vorstand und -AR nicht entlasten - Uniper weist Fortums Vorwürfe zurück

Union Investment will Uniper-Vorstand und -AR nicht entlasten - Uniper weist Fortums Vorwürfe zurück

Auf der Hauptversammlung des Stromversorgers Uniper haben Aktionäre ihrem Unmut über die bisher mangelnde Zusammenarbeit des Vorstandes mit dem Grossaktionär Fortum Luft gemacht.

Union Investment kündigte an, sowohl Konzernvorstand als auch Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern.

"Wir sehen einen ehemaligen Börsenliebling, der durch die Blockadepolitik des Vorstandes zum Spielball der Hedgefonds geworden ist", sagte Thomas Deser, Portfoliomanager bei Union Investment mit Blick auf die Entwicklung des Aktienkurses und des operativen Geschäftes sowie die negative Ertragslage.

Vorstandschef Klaus Schäfer und Finanzvorstand Christopher Delbrück, die den Einstieg des finnischen Konkurrenten Fortum lange Zeit energisch bekämpft hatten und dann mit dem Großaktionär nie richtig warm wurden, warf Deser vor, den Mitaktionären und Mitarbeitern geschadet zu haben. Dem Aufsichtsrat bescheinigte der Portfoliomanager, "seiner Funktion als Kontrollorgan und seiner beratenden Aufgabe nicht gerecht geworden" zu sein.

Das Gremium hatte im Februar die Reißleine gezogen und einen personellen Neuanfang eingeleitet: Delbrück und Schäfer verlassen Uniper Ende Mai. Neuer CEO wird zum 1. Juni der ehemaligen thyssenkrupp-Manager Andreas Schierenbeck, das Amt des CFO übernimmt Sascha Bibert, der zuletzt in gleicher Position für die türkischen E.ON-Beteiligung Enerjisa tätig war.

Dies sei überfällig gewesen, so Deser. "Die Ablösung von Schäfer und Delbrück kommt hoffentlich nicht zu spät."

Nur wenigen Punkte auf der Tagesordnung könne Union Investment zustimmen. Auch eine Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien wolle man nicht erteilen. "Wir sind grundsätzlich gegen Aktienrückkäufe und bevorzugen stattdessen die Bardividende", sagte Deser.

Uniper weist Vorwürfe von Fortum zurück

Der Energiekonzern Uniper hat die Vorwürfe des finnischen Grossaktionärs Fortum im Zusammenhang mit dem russischen Veto gegen eine Komplettübernahme zurückgewiesen. Uniper habe Fortum "bereits frühzeitig auf die russische Gesetzgebung hingewiesen, wonach ein ausländischer Staatskonzern in Russland keine sogenannten strategischen Assets betreiben darf", sagte der scheidende Finanzvorstand Christopher Delbrück am Mittwoch auf der Hauptversammlung des Konzerns in Düsseldorf. Uniper habe "transparent und verantwortungsvoll gehandelt".

Die Finnen, die knapp 50 Prozent des aus dem E.ON-Konzern hervorgegangenen Kraftwerksbetreibers Uniper halten, wollen die Entlastung des Uniper-Vorstands erneut verschieben lassen. Hintergrund ist der Verdacht, das Uniper-Management habe in Russland aktiv gegen den Deal mit E.ON gearbeitet. Eine Komplettübernahme durch Fortum, wie zunächst von Investoren erhofft, ist derzeit nicht möglich - sie wird von einem Veto der russischen Kartellbehörden blockiert.

Fortum halte es "nicht für angemessen, den Vorstand zu entlasten, solange unsere Bedenken nicht ausgeräumt wurden", heisst es in einer Mitteilung der Finnen vom Vortag. Schon im vergangenen Jahr war die Entlastung des Uniper-Vorstands von der Hauptversammlung verschoben worden. "Dass Fortum nun diesen Kontext zum Anlass nimmt, die anstehende Entlastung des Uniper-Vorstandes vertagen zu wollen, bedaure ich sehr", sagte Delbrück. Der Finanzvorstand, der zudem Aufgaben des derzeit krankheitsbedingt pausierenden Konzernchefs Klaus Schäfer übernommen hat, wird wie Schäfer das Unternehmen Ende Mai verlassen.

Bereits am Vortag hatte auch der Aufsichtsrat die Vorwürfe zurückgewiesen. Das Vorgehen des Vorstandes sei umfassend analysiert sowie externe Gutachter beauftragt worden, hatte Gremiumschef Bernhard Reutersberg erklärt. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass alles, was Uniper in diesem Zusammenhang unternommen habe, rechtmässig war und im Interesse des Unternehmens und seiner Aktionäre gelegen habe. Der Finanzvorstand von Fortum habe in seiner Eigenschaft als Mitglied des Uniper-Aufsichtsrats "vollen Zugang" zu diesen Analysen gehabt.

Investmentgrade als "rote Linie

Auf dem Weg zu einer Kooperationslösung mit dem finnischen Großaktionär ist der Erhalt eines stabilen Investmentgrade-Ratings für die Uniper-Führung die "rote Linie". "Im Interesse all unserer Aktionäre und Stakeholder ist es unsere Pflicht, dafür Sorge zu tragen, dass unser solides Investmentgrade-Rating nicht in Gefahr gerät", sagte der scheidende Finanzvorstand Christopher Delbrück auf der Hauptversammlung laut Redemanuskript.

"Dass eine Übernahme von Uniper durch Fortum gravierende finanzielle Risiken für unsere Geschäftsaktivitäten haben kann, hat auch die Rating-Agentur Standard & Poor's in ihrem letztes Jahr veröffentlichten Bericht festgestellt." Demnach könnte das Rating gesenkt werden, wenn Fortum die Mehrheit übernähme und die Unabhängigkeit von Uniper kleiner würde.

FRANKFURT (Dow Jones) / awp

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Bildquelle: PATRIK STOLLARZ/AFP/Getty Images
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