Gutachten |
18.02.2023 23:21:00
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Insider profitierten von Token-Rückkauf: Prüferin findet pikante Details über Celsius-Geschäftsmodell
Im Zuge des 2022 begonnenen Krypto-Winters musste der Lendingdienst Celsius bereits vor einigen Monaten Insolvenz anmelden. Nun veröffentlichte die Prüferin Shoba Pillay ihren Bericht, in dem sie Details über das Geschäftsmodell des Anbieters preisgibt.
• Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet
• Rückkauf von CEL-Tokens
Celsius fällt schwachem Kryptomarkt zum Opfer
Im Sommer 2022 begann der Krypto-Lender Celsius ins Straucheln zu geraten, nachdem der Stablecoin Terra/LUNA zusammenbrach und den gesamten Kryptomarkt in Mitleidenschaft zog. Das Unternehmen teilte seinen Kunden Mitte Juni mit, dass man aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten Kundengelder einfrieren und damit die Auszahlung dieser verwehren müsse, um den eigenen CEL-Token zu stützen. Im Juli kündigte Celsius dann an, Insolvenz nach Chapter 11 beantragt zu haben. Celsius investierte von Kunden geliehene Gelder in den Kryptomarkt und versprach im Gegenzug Prämienzahlungen in Form des CEL-Tokens.
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Celsius-Geschäftsmodell in Prüfung
Seitdem ist viel passiert. Nicht nur forderte der Krypto-Crash mittlerweile zahlreiche weitere Opfer, auch bei Celsius gibt es Neuigkeiten. Insolvenzrichter Martin Glenn, der den Fall von Celsius überwacht, ernannte im September 2022 die ehemalige Staatsanwältin Shoba Pillay zur unabhängigen Prüferin, wie die Nachrichtenagentur "Reuters" berichtete. Pillay sollte untersuchen, inwiefern die Vorwürfe von Celsius-Kunden, dass es sich dabei um ein Schneeballsystem gehandelt habe, zutreffen. Nun liegt das Ergebnis vor.
Celsius-Gewinn zu niedrig für Prämienzahlungen
Pillay kam zu dem Ergebnis, dass Celsius zu keinem Punkt genug Gewinn erwirtschaftete, um seinen Kunden Prämien in der versprochenen Höhe auszahlen zu können, so Reuters. Alleine zwischen 2018 und dem 30. Juni 2022 betrugen die Verpflichtungen gegenüber den Nutzern des Dienstes 1,36 Milliarden US-Dollar und damit deutlich mehr als die Nettoeinnahmen, die aus Kundeneinlagen kamen. "Das Geschäftsmodell, das Celsius beworben und an seine Kunden verkauft hat, war nicht das Geschäft, das Celsius tatsächlich betrieben hat", schrieb die Juristin.
Demnach habe das Unternehmen im Juni 2022 neue Kundeneinlagen verwendet, um Abhebungen zu finanzieren. Möglicherweise sei Celsius auch bei anderen Gelegenheiten so vorgegangen, heisst es in dem Bericht.
Insider profitierten von CEL-Rückkauf
Durch den Rückkauf von CEL-Tokens ab 2020 stützte Celsius ausserdem den Kurs der eigenen Kryptowährung auf den Sekundärmärkten und trieb diesen immer weiter in die Höhe, wie Pillay hinzufügte. So soll Celsius mindestens 558 Millionen US-Dollar in den Kauf seines eigenen Coins gesteckt haben. Profitiert haben sollen davon vor allem Insider, die einen Grossteil der digitalen Münzen hielten. Die Celsius-Gründer Alex Mashinsky und Daniel Leon sollen mit dieser Vorgehensweise 68,7 Millionen US-Dollar bzw. mindestens 9,7 Millionen US-Dollar Gewinn gemacht haben, so die Prüferin. Mashinsky muss sich in den USA derzeit Betrugsvorwürfen stellen und trat im September als CEO des Unternehmens zurück. Laut Bericht soll er gegenüber Kunden immer wieder falsche Behauptungen aufgestellt haben, wie auf Aufzeichnungen von Führungskräften des Krypto-Lenders zurückgehe. Kunden seien jedoch nicht über die Falschinformationen aufgeklärt worden. Mashinsky wurde mittlerweile durch Interim-CEO Chris Ferraro ersetzt. Leon ist nach derzeitigem Stand noch als Chief Security Officer tätig.
Keine Beweise für Schneeballsystem
Dean Tappen, der bei Celsius als Coin Deployment Specialist tätig ist, soll sich in Firmenchats ausserdem als "Berater eines Schneeballsystems" bezeichnet haben, so der Bericht. Auch habe er das Vorgehen, Einlagen von Kunden zum Rückkauf der eigenen Token zu verwenden, als "Schneeballsystem-ähnlich" eingeschätzt. Gegenüber Pillay habe Tappen jedoch erklärt, dass es sich dabei um einen "schlechten Witz" gehandelt habe und er Celsius nicht für ein Schneeballsystem halte. Auch habe die Prüfern keine Beweise dafür gefunden, dass es sich bei dem Krypto-Lender tatsächlich um ein Schneeballsystem handeln könnte.
Umstrukturierung soll fortgeführt werden
Celsius kommentierte Pillays Bericht nicht, erklärte aber, dass man der Prüferin unterstützend zur Seite gestanden habe. "Im Rahmen unseres Chapter 11-Verfahrens haben Celsius und unsere Berater sorgfältig gearbeitet, um der Prüferin während ihrer Untersuchung Informationen zur Verfügung zu stellen", heisst es auf dem Twitter-Account des Unternehmens. "Unter der neuen Führung unseres Interims-CEO Chris Ferraro und des Sonderausschusses schreiten wir bei unserer Umstrukturierung voran und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit dem UCC [Gläubigerausschuss, Anm. d. Red] und allen Beteiligten, um den Wert des Vermögens zu maximieren."
Redaktion finanzen.ch
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