Untergangsstimmung |
20.06.2022 21:10:00
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Krypto-Aktien stark gefallen: Lohnt sich jetzt ein Einstieg?
Der Kryptomarkt steht aktuell unter grossem Druck. Während Ende letzten Jahres noch neue Höchststände markiert wurden, geht es mittlerweile tief bergab. Das lässt sich jedoch nicht nur an den Kryptowährungen selbst ablesen, auch börsennotierte Krypto-Unternehmen stehen unter grossem Druck. Ist angesichts der günstigen Preise nun ein guter Einstiegszeitpunkt gekommen, oder steht ein weiterer Fall bevor?
• Zahlreiche Belastungsfaktoren führen zu Ausverkäufen
• Niedrige Preise Chance zum Einstieg?
Am Kryptomarkt herrscht gerade Untergangsstimmung. Nachdem Ende 2021 noch neue Allzeithochs aufgestellt wurden, geht es 2022 bisher kontinuierlich bergab. Noch stärker abgestraft als die eigentlichen Cyberdevisen wurden jedoch Krypto-Unternehmen. Denn während der Bitcoin seit Jahresbeginn rund 55 Prozent verloren hat, ging es für das Coinbase-Papier fast 80 Prozent abwärts. Und damit steht die Krypto-Plattform keineswegs allein da. Die Bakkt-Aktie hat in diesem Jahr rund 75 Prozent verloren, für das Bitcoin-Mining-Unternehmen Marathon Digital ging es ebenfalls rund 80 Prozent bergab (Stand: Schlusskurse vom 16.06.2022). Angesichts dieser Diskrepanz stellt sich die Frage, ob Krypto-Titel nicht schon überverkauft sind und die günstigen Preise für den Einstieg genutzt werden können.
Zahlreiche Belastungsfaktoren
Verantwortlich für den Abschwung sind unterschiedliche Faktoren. So ist die Inflation weltweit auf einem sehr hohen Niveau, was nun zu einer strafferen Geldpolitik seitens der Zentralbanken führt. Den Märkten wird Liquidität entzogen, was auf die Umsätze und Gewinne von Unternehmen drückt. Darüber hinaus hat sich auch das makroökonomische Umfeld eingetrübt. Die hohen Energiepreise lasten auf den Volkswirtschaften, was beispielsweise die OECD mittlerweile dazu veranlasste, ihren Wachstumsausblick für die Weltwirtschaft zu senken. Nicht wenige Experten und Ökonomen rechnen gar mit einer Rezession. Vor diesem Hintergrund scheuen Anleger das Risiko und trennen sich vermehrt von risikoreicheren Assets wie Kryptowährungen und Aktien. "Krypto-Fans sind Volatilität gewöhnt, aber diese Achterbahnfahrten nach unten werden immer schwieriger zu verdauen. Nun da die Ära von Billig-Geld abrupt zum Ende kommt, werden Trader viel risikoaversiver und kehren Krypto-Assets den Rücken", kommentiert Susannah Streeter von Hargreaves Lansdown gegenüber Bloomberg.
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Schwierig, Prognose zu tätigen
Dementsprechend schwierig ist abzusehen, ob der Abwärtstrend bei Kryptos noch länger anhalten wird oder ein Boden mittlerweile gefunden wurde. Hierzu meint Oanda-Analyst Ed Moya gegenüber Bloomberg: "Das Sentiment für Kryptos ist schrecklich, während die globale Marktkapitalisierung des Kryptomarkts unter die Marke von einer Billion Dollar gefallen ist. Der Bitcoin versucht einen Boden zu finden, aber wenn die Kurse unter das 20'000-Dollar-Niveau fallen sollten, könnte es noch hässlicher werden".
Ein Blick aufs KGV
Bei der Frage, wie die Situation bei Krypto-Aktien aussieht, lohnt ein Blick aufs Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieses wird berechnet indem der Börsenkurs durch den Gewinn je Aktie geteilt wird. Diese Kennzahl hilft dabei zu erkennen, ob ein Unternehmen aktuell niedrig und hoch bewertet ist. Im Allgemeinen wird bei einem KGV von 20 oder darüber von einer Überbewertung gesprochen, darunter gilt eine Aktie als günstig. Ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis jedoch negativ, bedeutet dies, dass das bewertete Unternehmen rote Zahlen schreibt. Nimmt man sich nun verschiedene Krypto-Aktien vor, wird schnell deutlich, dass das KGV hier nicht für einen Einstieg spricht. So ergibt sich für Marathon Digital und Bakkt ein negatives Kurs-Gewinn-Verhältnis. Lediglich die Coinbase-Aktie kann mit 4,53 ein positives KGV aufweisen (Stand ist der 14. Juni 2022).
Vorsicht bei Mining-Aktien
Ein Blick auf unterschiedliche Krypto-Aktien offenbart ausserdem, dass Papiere von Mining-Unternehmen in dem aktuellen Umfeld von hohen Energiepreisen, hoher Inflation und steigenden Leitzinsen besonders unter Druck kommen. Schliesslich laufen sie Gefahr, dass das energieintensive Schürfen von Bitcoins im Zuge explodierender Strompreise unrentabel wird. Aus diesem Grund sahen sich bereits zahlreiche Mining-Unternehmen in den letzten Monaten gezwungen, sich von ihren BTC-Beständen zu trennen, um ihre operativen Kosten decken zu können. Dabei leiden diese Firmen auch darunter, dass sie über keinerlei Preissetzungsmacht verfügen und ausschliesslich von den Preisen der Cyberdevisen abhängen. Sie können also höhere Kosten nicht an Kunden weitergeben.
Das sollten auch Anleger im Hinterkopf behalten, die nicht direkt in Krypto-Aktien oder Kryptowährungen investiert sind, sondern stattdessen auf Bitcoin-ETFs setzen. Denn diese bestehen häufig zu einem grossen Teil aus eben jenen Bitcoin-Schürf-Unternehmen, wie BTC-ECHO zu bedenken gibt. Dies kann sich zwar als Chance erweisen, wenn die Stimmung am Markt drehen und es wieder aufwärts gehen sollte. Da niemand weiss, wann das passieren wird, besteht jedoch auch die Gefahr, dass es ein Mining-Unternehmen nicht schafft, bis zu diesem Zeitpunkt durchzuhalten, sondern vorher pleitegeht.
Vorsicht beim Einstieg geboten
Wer mit dem Gedanken spielt, die aktuell niedrigen Preise zum (Wieder-)Einstieg in Krypto-Aktien zu nutzen, sollte laut BTC-ECHO zunächst jedoch in kleinen Schritten vorgehen, also das Investment tranchenweise ausbauen. Trotzdem sollte stets im Hinterkopf behalten werden, dass das Sentiment am Krypto-Markt noch stärker von Marktpsychologie abhängt. Das heisst, geht es abwärts, kommt es schneller zu Panikverkäufen, auf der anderen Seite, kann es jedoch auch überproportional nach oben gehen, wenn die Stimmung ins Positive umschlägt. Letztlich muss jeder Anleger selbst entscheiden, ob davon ausgegangen werden kann, dass die aktuellen Belastungsfaktoren bereits ausreichend in die Kurse eingepreist sind. Starke Nerven werden in jedem Fall benötigt.
Redaktion finanzen.ch
Dieser Text dient ausschliesslich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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