Massnahmen erforderlich |
07.10.2024 22:19:00
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Krypto-Experte: Diese Schlüsselziele müsste eine Regulierung von Bitcoin, Ethereum & Co. priorisieren
Zwar nehmen die Forderungen nach der Regulierung von Kryptowährungen zu, Krypto-Fans befürchten jedoch, dass die Massnahmen der Behörden den Sektor bremsen. Experte Matt Van Buskirk zählt zu den Befürwortern einer Regulierung, dabei müssten aber unbedingt einige Besonderheiten bedacht werden, um die Branche nicht abzuwürgen.
• Krypto-Regulierung auch ohne Innovationsstopp möglich
• US-Gesetzesentwurf könnte Krypto-Definitionen festschreiben
Mit zunehmender Beliebtheit von Kryptowährungen wächst auch die Forderung nach Regulierung der digitalen Assets. Initiatoren fordern einheitliche Massnahmen oftmals aus dem Grund des Anlegerschutzes, Kritiker der Regelungen befürchten jedoch strenge Verbote und Einschränkungen des Handels mit Bitcoin, Ethereum & Co.
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Einigung bei EU-Krypto-Verordnung MiCA
Diese Bedenken standen bei Krypto-Fans auch vor der Einigung über die europäische Verordnung über Kryptowerte MiCA zur Debatte. Ende Juni 2022 verständigten sich der EU-Ratsvorsitz und das Europäische Parlament dann auf einen Rahmen für Kryptowährungen, deren Emittenten und Anbieter von Krypto-Services. "Die jüngsten Entwicklungen in diesem von rasanten Veränderungen geprägten Sektor haben bestätigt, dass eine EU-weite Regulierung dringend erforderlich ist", so der französische Minister für Wirtschaft, Finanzen und industrielle und digitale Souveränität, Bruno Le Maire, in einer Mitteilung des Europäischen Rates. "Die MiCA wird die Europäerinnen und Europäer, die in diese Vermögenswerte investiert haben, besser schützen, den Missbrauch von Kryptowerten verhindern und dabei innovationsfreundlich sein, damit die EU diesbezüglich nicht an Attraktivität verliert. Die wegweisende Verordnung wird dem Wilden Westen, der bei Kryptowerten herrscht, ein Ende setzen und die Rolle der EU als Normgeber in digitalen Fragen festigen." Besonders Stablecoin-Anleger sollen im Hinblick auf das Terra/LUNA-Debakel durch die EU-Regulierung besser geschützt werden. So sollen Besitzer der an andere Vermögenswerte gekoppelten Digitalwährungen ihre Bestände jederzeit kostenlos in Fiatwährungen umtauschen können. Entgegen vorheriger Befürchtungen beinhaltet die Richtlinie kein Verbot des rechenintensiven Mining-Verfahrens "Proof of Work", das auch beim Bitcoin Anwendung findet. Allerdings müssen Krypto-Börsen Transaktionen von Unhosted Wallets, deren Wert 1'000 Euro überschreitet, zukünftig melden, wodurch diese massiv an Anonymität einbüssen, so das Online-Portal "t3n".
Finanzinnovation darf nicht zu Lasten von Regulierung gehen
Matt Van Buskirk, CEO des Software-Unternehmens Hummingbird Regtech, rechnet damit, dass die Regulierung des Kryptomarkts, mit volatilen Kursbewegungen und Skandalen wie etwa um den mittlerweile insolventen Krypto-Lender Celsius, in Zukunft eher zunehmen werde und auch an Aggressivität gewinnen könne. Diese Einschätzung teilte er in einem Textbeitrag auf dem Wirtschafts-Medium "Fortune". "Kryptowährungen sind eine einzigartige Anlageklasse, die auf einer einzigartigen Technologie basieren. Damit die Regulierung von Kryptowährungen wirklich etwas bewirken kann, muss sie die Anleger schützen, ohne die Finanzinnovation zu ersticken", warnte der Krypto-Kenner, dessen Unternehmen Tools bereitstellt, um gegen finanzielle Straftaten vorzugehen. "Meine Erfahrung als Regulierer für das Finanzministerium, als Architekt einer der ersten Krypto-Compliance-Funktionen und als Mitbegründer eines Regtech-Unternehmens hat mich zu dem Schluss gebracht, dass ein starker und umfassender Regulierungsrahmen für Kryptowährungen nur durch die Priorisierung einiger weniger Schlüsselziele erreicht werden kann."
Passende Definitionen von Kryptowährungen gefordert
Als ersten Schritt verlangt Van Buskirk von den Regulierungsbehörden, dass der Kryptomarkt klar definiert wird. Bisher seien die digitalen Assets im Hinblick auf bereits bestehende, traditionelle Anlagen eingeordnet worden. So zeigte sich Gary Gensler, Leiter der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, im Juni 2022 etwa offen, den Bitcoin wie einen Rohstoff zu behandeln. Andere Kryptowährungen seien jedoch als Wertpapiere zu betrachten, so Gensler gegenüber "CNBC". Sollte die Einschätzung des SEC-Chefs Anwendung finden, wäre die Behörde allerdings nicht mehr für den Bitcoin-Handel zuständig, sondern würde die Verantwortung an die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) abgeben, die den Rohstoffhandel überwacht.
Van Buskirk kritisiert an solchen Ansätzen, dass Kryptowährungen damit anhand von Gemeinsamkeiten mit anderen Assets definiert werden, nicht aber aufgrund der Unterschiede zu ihnen. "Die Regulierungsbehörden für Kryptowährungen müssen neue Definitionen schaffen - solche, die sich direkt auf die Technologie und die Prozesse beziehen, die einzigartig für Kryptowährungen sind", forderte der Experte. Damit könne ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, der die Eigenschaften dieser Assets abdecke, statt Internet-Währungen in eine Schublade zu stecken, in die sie nicht hineingehören.
US-Gesetzesentwurf könnte Klarheit bringen
Impulse könnte der Lummis-Gillibrand-Gesetzentwurf bringen, der von US-Senatorin Cynthia Lummis initiiert und von ihrer New Yorker Kollegin Kirsten Gillibrand mitunterstützt wird. "Die Vereinigten Staaten sind im Finanzbereich weltweit führend, und um sicherzustellen, dass die nächste Generation von Amerikanern mehr Chancen hat, ist es entscheidend, digitale Vermögenswerte in das bestehende Recht zu integrieren und die Effizienz und Transparenz dieser Anlageklasse zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu bewältigen", erklärte Lummis im Juni 2022 in einer Ankündigung. "Das Rahmenwerk von Lummis und Gillibrand wird sowohl der Branche als auch den Regulierungsbehörden Klarheit verschaffen und gleichzeitig die nötige Flexibilität bieten, um der laufenden Entwicklung des Marktes für digitale Vermögenswerte Rechnung zu tragen", pflichtete auch Gillibrand bei. Sollte das Gesetz umgesetzt werden, würden die von den beiden Senatorinnen festgelegten Definitionen des Kryptomarkts fest im Gesetz verankert werden. "Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Formulierungen und Informationen für die Behörden, die mit der Erstellung und Durchsetzung von Vorschriften beauftragt sind, ausreichend sind", gab Van Buskirk zu bedenken.
Strenge Massnahmen mit flexibler Anpassung
Darüber hinaus spreche nichts gegen eine strenge Regulierung zum Schutz der Anleger, so der Krypto-Experte weiter. Um Innovation nicht zu verhindern, müssen die Massnahmen aber auch flexibel genug sein, um auf den dynamischen Kryptomarkt zu reagieren. "Ein guter Indikator für die Regulierungsbehörden ist die Frage: Schützt diese Regelung den Endverbraucher? Oder schütze ich bestehende Unternehmen auf Kosten neuer Produktinnovationen, die die Ergebnisse für die Verbraucher verbessern oder den Wettbewerb fördern könnten?", so Van Buskirk. Um solche Entscheidungen treffen zu können, müssen Behörden demnach nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen kennen, sondern auch das Potenzial zukünftiger Entwicklungen bewerten können. Damit sei es möglich, dass zwar strenge Gesetze erlassen werden, die zahlreiche Anwendungsfälle abdecken, eine Weiterentwicklung des Sektors aber nicht nur nicht blockiert, sondern aktiv begünstigt werde.
Zeitnahes Reagieren auf Marktereignisse
Für einen Erfolg der Branche sei es ausserdem essentiell, dass Regulierungsmassnahmen zeitnah umgesetzt werden, da eine Weiterentwicklung des Sektors ansonsten schnell ins Stocken gerate. Wie wichtig ein schnelles Handeln der Behörden ist, habe sich dem Hummingbird Regtech-Chef zufolge auch am Krypto-Crash im Juni 2022 gezeigt. So seien Gesetzgeber in der Verpflichtung, auf solche Marktereignisse schnell zu reagieren und neue Massnahmen umzusetzen, um die Verbraucher vor Totalverlusten zu schützen. Das Ziel, das Van Buskirk fordert, ist damit "die Entwicklung eines Durchsetzungsrahmens, der es den Regulierungsbehörden ermöglicht, sich so schnell zu bewegen wie der Kryptomarkt selbst". "Krypto-Regulierung ist notwendig - und die Zeit, sie zu schreiben und umzusetzen, ist eindeutig gekommen", so Van Buskirk weiter. "Die politischen Entscheidungsträger täten gut daran, sich daran zu erinnern, dass das Ignorieren dessen, was Kryptowährungen einzigartig und wertvoll macht, genauso dumm ist, wie sie überhaupt nicht zu regulieren."
Redaktion finanzen.ch
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