Innovative Finanzierung |
12.08.2024 06:47:00
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Krypto-Experte klärt auf: ICOs können mehr als ihr Ruf zulässt
Noch vor wenigen Jahren gehörten Initial Coin Offerings (ICOs) zu den beliebtesten Wegen von Krypto- und Blockchain-Unternehmen, um an öffentliche Finanzierungen zu kommen. Vor dem Hintergrund der Turbulenzen an den Krypto-Märkten 2022 sind Anleger jedoch vorsichtiger geworden. Und auch die US-Börsenaufsicht SEC nimmt die Szene stärker ins Visier. Dabei bleiben ICOs eine wichtige Chance für Kleinanleger, am frühen Erfolg von Krypto-Startups teilzuhaben.
• ICOs als innovative Möglichkeit für Startups und Kleinanleger in Gefahr
• Mehr Krypto-Unternehmen vermeiden ein ICO
Sicherlich hat der Krypto-Sektor vor dem Hintergrund der Kurs-Achterbahnfahrt 2022 sowie der zahlreichen Insolvenzen von Krypto-Unternehmen für viele Anleger an Attraktivität verloren. Dabei ist es noch nicht allzu lange her, dass ein Initial Coin Offering (ICO) eines Krypto-Unternehmens ein anderes jagte. Wie Daten von CB Insights, die CoinDesk vorliegen, zeigen, seien seit 2013 rund 19 Milliarden US-Dollar durch ICOs eingenommen worden. Ein beachtliche Summe. Wie kommt es dann, dass man mittlerweile kaum noch von anstehenden Coin Offerings hört?
Wie der Kryptowährungsexperte von Amazon Web Services und CoinDesk-Autor Don Phan in einem Artikel argumentiert, sei dies zu einem grossen Teil dem Wirken der US-Börsenaufsicht SEC zuzuschreiben, die Initial Coin Offerings ablehnend gegenüber eingestellt sei. Ein Fehler, wie Phan argumentiert.
Was ist ein Initial Coin Offering?
Bei einem ICO geben Krypto-Projekte, die sich noch in einem frühen Stadium befinden, eine bestimmte Menge an nativen Token ihrer Blockchain aus und bieten sie frühen Investoren im Gegenzug für andere etablierte Kryptowährungen wie etwa Bitcoin oder Ethereum an. Auf diese Weise sichert sich das Startup eine Finanzierung und die Investoren können am Erfolg des Projekts teilhaben. Das funktioniert dementsprechend wie eine Art digitales Crowdfunding. Die Investoren können ihre Token dann, wenn sie dies wünschen, an Krypto-Börsen zu Geld machen, sobald die neue Kryptowährung offiziell gelistet ist.
Im Jahr 2013 ging es los mit den ersten Initial Coin Offerings, der Höhepunkt dieser Art der Finanzierung wurde zu Zeiten des Krypto-Hypes 2017 erreicht. Seither ist es auf dem ICO-Markt deutlich ruhiger geworden. Denn immer häufiger werden ICOs von Behördenseite mit Betrug und Unsicherheit in Zusammenhang gebracht. Dieser Trend hat nach dem Skandal rund um die Krypto-Börse FTX nochmal an Dynamik gewonnen. So verlautete US-Senator und Vorsitzender des Banken-Ausschusses Sherrod Brown jüngst, er ziehe eine Gesetzgebung in Betracht, die Kleinanleger besser vor Krypto-Betrug schützen solle. Phan hingegen ist der Meinung, dass Politiker bei ihrer Regulierungswut nicht ausser Acht lassen sollten, welche Innovation ICOs für junge Unternehmen darstellen würden.
Regulierungswut erstickt Innovationskraft von ICOs
So würde mit dem unregulierten Vorgehen bei der Ausgabe neuer Token den Startups in den USA eine ganze Reihe an Bürokratie und Vorgaben erspart, die normalerweise nicht selten dazu führen würde, dass diese jungen Unternehmen es gar nicht an die öffentlichen Kapitalmärkte schaffen würden. Schon jetzt würde das in den USA gängige Sarbanes-Oxley-Gesetz, welches ursprünglich zum Schutz von Investoren verabschiedete wurde, dafür sorgen, dass immer mehr Startups viel länger privat bleiben würden.
Zwar hätte der US-Kongress mit dem 2013 verabschiedeten JOBS Act einen Schritt in die richtige Richtung unternommen, da dieses Gesetz Finanzierungsoptionen wie Aktien-Crowdfunding unterstütze und so mehr Anlegern die Möglichkeit gäbe schon früh am Erfolg von jungen Unternehmen zu partizipieren und den Unternehmensverantwortlichen den Zugang zu einem grösseren Pool an möglichen Investoren biete. Gleichzeitig würde nun die Innovation, die von ICOs ausgehe jedoch verkannt.
Begriff "Initial Coin Offering" wird von Krypto-Unternehmen vermieden
Und auch wenn die SEC, so argumentiert Phan, keine Autorität bei der Krypto-Regulierung habe, sondern diese bei dem Kongress läge, würde die US-Börsenaufsicht dahin drängen, dass ICOs überreguliert würden - obwohl diese genau das bieten, was mit dem JOBS Act erreicht werden sollte. Sollte es also zu einer solchen "Überregulierung" kommen, wie sie Phan seitens der SEC befürchtet, würde dies wiederum dazu zu führen, dass Kleinanleger vom Wachstum junger Krypto-Startups ausgeschlossen seien und die Startups selbst nur eine limitierte Finanzierung finden könnten. Schon jetzt sei unter Krypto-Unternehmern die Angst vor einer solchen Regulierung spürbar, argumentiert der CoinDesk-Autor. Schliesslich würden Krypto-Unternehmen es schon jetzt tunlichst vermeiden die Wörter "Initial Coin Offering" zu nutzen, wenn sie nach einer Finanzierung an öffentlichen Kapitalmärkten streben. Stattdessen würden sie auf schwammige Formulierungen wie "Token Generation Event" oder "Initial Decentralized Offering" zurückgreifen.
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Auch das Narrativ des mit ICOs einhergehenden Betrugs müsse vonseiten der Regulatoren besser vom schlichten Versagen eines Startups abgegrenzt werden. So würde beim Thema Initial Coin Offering bevorzugt eine Statistik herangezogen, wonach die meisten durch ICOs finanzierten Projekte rund vier Monate später pleite wären. Allerdings sei es laut Phan kein Verbrechen für ein Startup es nicht zu schaffen. Stattdessen würden Unternehmer, die ihr Glück versuchen zum Wirtschaftswachstum beitragen.
Sollte eine vermehrte Regulierung jedoch dazu führen, dass das Krypto-Unternehmertum schon im Keim erstickt werde, dann würden die innovativen Startups sich neue Orte suchen an denen sie sich entfalten könnten. Dies sei dann jedoch weit entfernt von amerikanischen Ufern, fasst Don Phan abschliessend zusammen.
Redaktion finanzen.ch
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