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24.09.2023 16:27:00
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RBC-Experten sehen digitalen Dollar noch "weit entfernt"
Die Royal Bank of Canada (RBC) veröffentlichte jüngst einen Bericht über den Zustand der digitalen Zentralbankenwährungen und zeigt sich darin durchaus angetan von einer weiten Verbreitung. Dennoch bestehen einige Hürden, die bei der weiteren Entwicklung zu überwinden sind.
• Mangelhafte Technologie und Datenschutzprobleme: Digitaler Dollar noch weit entfernt
• Traditioneller Bankensektor dürfte gegen digitalen Dollar lobbyieren
Viele Finanzexperten meinen, dass sich nicht die Frage stelle, ob digitale Zentralbankwährungen (engl. Central Bank Digital Currencies, abgekürzt CBDCs) kommen, sondern lediglich, wann es so weit sein werde. Zuletzt wurden einige Fortschritte in diese Richtung verzeichnet, so arbeiten bereits über 130 Staaten an einer digitalen Version ihrer jeweiligen Währung. Zudem will die internationale Interbanken-Organisation SWIFT demnächst Krypto- und Blockchain-Funktionen implementieren. Dennoch gibt es auch viele Gegenstimmen, so fordert der US-Kongressabgeordnete Warren Davidson die Kriminalisierung der CBDCs und hält einen digitalen Dollar für keine gute Idee. Auch Marktexperte Rick Checkan warnt vor einem "rutschigen Abhang" hin zu einer "bösen" CBDC.
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Die Royal Bank of Canada (RBC) beschäftigte sich in einer auf der Unternehmenswebsite veröffentlichten Analyse ebenfalls eingehend mit CBDCs. In dem RBC-Bericht überwiegt zwar ein positiver Tenor, es werden jedoch auch einige Hindernisse für eine baldige Massenadaptation ausführlich dargelegt.
RBC: So wird die CBDC der Zukunft wohl aussehen
Zunächst geht RBC genauer auf den Begriff der CBDCs ein, der in seiner Bedeutung insgesamt noch recht schwammig ist und selbst bei Fachleuten vielerlei Fragezeichen und Missverständnisse hervorruft. Die RBC definiert "ein echtes CBDC" eingangs der Studie als "ein System, bei dem Einzelpersonen Geld direkt bei einer Zentralbank in elektronischem Format halten, ohne dass sie ihre Bestände in physische Währung umwandeln können". Dies inkludiere nicht zwangsläufig den Gebrauch der Blockchain-Technologie - im Gegenteil. Die RBC weist zwar darauf hin, dass einige CBDCs die Blockchain-Technologie für Verifizierungszwecke nutzen, betont aber daraufhin: "Das ist unserer Meinung nach eine Ablenkung. Im Kern ist ein digitaler Dollar immer noch ein Dollar, und die Anzahl der im Umlauf befindlichen Dollar wird von der Federal Reserve (Fed) festgelegt, nicht durch eine Formel".
Der Hauptunterschied zwischen einem digitalen und einem physischen Währungssystem liege in der Art und Weise, wie die Aufzeichnungen über die Eigentumsverhältnisse geführt werden. "Bei physischen Dollars sind die Eigentumsaufzeichnungen diffus", so RBC. "Dieses System ist äußerst ineffizient, da für eine einzige Transaktion leicht vier verschiedene Institutionen erforderlich sind, um die Aufzeichnungen zu aktualisieren, und es möglicherweise Tage dauert, bis die Übertragung abgeschlossen ist - aber es hat auch jahrhundertelang halbwegs effektiv funktioniert."
Digitale Währungen könnten der Intransparenz und Ineffizienz ein Ende setzen. "Im Falle eines digitalen Dollars ist Effizienz das Schlagwort", so die Bank. "Die Eigentumsaufzeichnungen sind vollständig elektronisch und konsolidiert, so dass Bewegungen zwischen Konten einfach und sofort erfolgen können."
RBC führte das Beispiel einer Privatperson an, die in einem örtlichen Supermarkt Lebensmittel kauft. Da sowohl die Privatperson als auch das Unternehmen "wahrscheinlich Konten direkt bei der Fed haben", würde der Kauf von Lebensmitteln "einfach bedeuten, dass ein Kunde CBDC von seinem Fed-Konto auf das des Lebensmittelhändlers überträgt. Da beide Konten bei derselben Institution geführt werden, kann die Zentralbank die Gelder sofort und ungehindert überweisen, so dass die Verzögerungen, die in unserem derzeitigen, verstreuten Bankensystem mit vielen unterschiedlichen Finanzinstitutionen auftreten, entfallen".
Diese Vorteile sieht die RBC bei digitalen Zentralbankenwährungen
Aufbauend auf dieser Argumentation erkennt die RBC in ihrer Studie zwei Hauptvorteile der CBDCs gegenüber dem herkömmlichen Geldsystem: geringere Transaktionskosten und kürzere Bearbeitungszeiten. "Erstens würden die Kosten gesenkt und der Zugang zu Zahlungsdienstleistungen verbessert. Zweitens würde es die Bearbeitungszeiten für Transaktionen und das so genannte Floating-Risiko verringern, wenn die Lieferanten auf die Freigabe der Zahlungen warten", so die Experten.
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In ihrer Analyse führt die RBC weiter aus, dass etwa fünf Prozent der US-Bevölkerung über kein Bankkonto verfügten. Zudem zahlen die meisten kleinen Unternehmen zwischen zwei und fünf Prozent ihres Umsatzes für die Zahlungsabwicklung, hauptsächlich Kreditkartengebühren. Ein CBDC würde diese Kosten eliminieren und ausnahmslos der gesamten Bevölkerung den Zugang zum Bankensystem ermöglichen, so die RBC. "Für Länder mit größeren Bevölkerungsgruppen ohne Bankverbindung oder höheren Zahlungsgebühren wären die potenziellen Gewinne sogar noch größer."
Hinsichtlich der schnelleren Abwicklung von Transaktionen unterstreicht die RBC: "Die Möglichkeit, in einem geschlossenen Finanzsystem sofortige Überweisungen zu tätigen, kann bestimmte Arten von Betrugsrisiken mindern und entgangene Zinseinnahmen erheblich reduzieren". Daneben erwähnt die RBC noch weitere Vorzüge von CBDCs, die demnach dazu beitragen können, Geldfälschungen zu reduzieren, Produktions- und Vertriebskosten zu senken, bei der Umsetzung politischer Maßnahmen zu helfen und "finanzielle Reibungsverluste in der gesamten Wirtschaft" zu verringern, so ist dem Bericht zu entnehmen.
Digitaler Dollar noch "weit entfernt?"
Angesichts dieser Vielzahl an Vorteilen begrüßt die RBC grundsätzlich die Entwicklung von digitalen Zentralbankenwährungen, sieht aber dennoch einen weiten Weg hin bis zur Massenadaption von CBDCs. So sei ein von der Fed herausgegebener digitaler Dollar noch "weit entfernt". Der Grund: Es gebe noch eine große Anzahl an potenziellen Gefahren und Unsicherheiten rund um CBDCs - zwei Aspekte hebt die RBC im Besonderen hervor.
Einerseits bestünde demnach ein enormes Ausfallsrisiko, sei es aufgrund von technischen Problemen oder wegen gezielter krimineller Machenschaften. "Wir denken, dass ein einziger Ausfallpunkt für Dollar-Zahlungen in einer Welt, die den Greenback für alle Arten von Handel verwendet, kurz gesagt, eine schreckliche Idee ist". Die kanadische Bank warnte, dass der Schritt "ein beispielloses Ziel für Hacker und Diebe schaffen würde, ganz zu schweigen von Terroristen oder geopolitischen Rivalen". Selbst ein "flüchtiger Blick auf die Geschichte der elektronischen Sicherheit" offenbare, dass die Risiken der Zentralisierung von Daten und Vermögen eklatant sein können. Wenn allein nur ein Software-Update schieflaufen würde, könnte dies dramatische Folgen für die Weltwirtschaft haben. "Eine Welt, in der Dollar-Wirtschaftsaktivitäten stunden-, tage- oder gar minutenlang nicht mehr stattfinden können, wäre katastrophal", hieß es. "Der Versuch, ein System zu sichern, das rund um die Uhr Hunderte von Millionen von Zugangspunkten zu Billionen von Dollar bietet, ist eine Herkulesaufgabe, und wir glauben, dass die derzeitige Technologie und Praxis nicht ausreicht, um eine CBDC-Umgebung wirklich zu schützen."
Neben der bislang noch nicht ausgereiften Technologie hinter CBDCs sieht die Bank andererseits im Datenschutz einen großen Hindernisfaktor. Die Fed sowie die US-Regierung würden einen beinahe unbeschränkten Zugriff auf sensible Nutzerdaten erhalten. "In den USA haben Bundesbeamte bereits einen weitreichenden Zugang zu individuellen Finanzdaten über Vorladungsbefugnisse, aber die Zusammenführung aller Finanzinformationen an einem Ort ist ein weiterer Schritt in Richtung eines möglichen Informationsmissbrauchs." Ein CBDC würde es der Regierung sogar auch ermöglichen, "in bestimmte Transaktionen einzugreifen", warnen die RBC-Experten. "Selbst wenn der Datenschutz gewahrt bliebe, würden die potenziellen Befugnisse, die ein CBDC der Fed einräumen würde, unserer Meinung nach fast zwangsläufig zu einer Politisierung der Zentralbank führen. Uns schaudert es, wenn wir uns die Anhörungen des US-Senats zur Bestätigung eines Kandidaten für den Fed-Vorsitz in einer Welt vorstellen, in der diese Person praktische Kontrolle über das Zahlungsverkehrssystem ausüben könnte, und wir glauben, dass diese politischen Erwägungen schnell die geldpolitischen Referenzen für künftige Kandidaten überlagern würden." Solche Datenschutzbedenken müssten nachhaltig geklärt werden, damit der Weg für den digitalen Dollar frei werde.
Schließlich betont die RBC auch das Lobbying des einflussreichen Bankensektors gegen eine CBDC als eine große Hürde für den digitalen Dollar. "Die beiden größten US-Kreditkartennetzwerke (hierbei handelt es sich um Visa und MasterCard, Anmerk. d. Red.) meldeten Einnahmen in Höhe von über 50 Milliarden Dollar - die sofort und ernsthaft bedroht wären, wenn ein CBDC eine kostenlose Alternative anbieten würde." Die Fed werde bei einem CBDC-System ein übermächtiger Konkurrent für JPMorgan, Bank of America, Citigroup & Co. "Zumindest sehen wir, dass ein digitaler Dollar die Finanzierungskosten für Banken erhöht, da zinslose Einleger keinen Grund hätten, im schwerfälligen kommerziellen Bankensystem zu bleiben, wenn die Fed eine sofortige und kostenlose Alternative anbieten würde", so der Bericht. "Wenn die Fed Zinsen auf Einlagen anbietet, steigt das Risiko für die Banken exponentiell an. An diesem Punkt wäre die Fed ein echter Konkurrent für Einlagen- und Kreditinstitute in ihrem Kerngeschäft", merkt die RBC-Analyse abschließend an.
Redaktion finanzen.ch
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